Maga­zin

Von der Wir­kung her pla­nen

Okto­ber 2020 | Orga­ni­sa­ti­on und Ent­wick­lung

Wir­kungs­ori­en­tie­rung gewinnt in der Sozia­len Arbeit stei­gen­de Bedeu­tung. Ein Koope­ra­ti­ons­pro­jekt des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­bands Ber­lin mit Phi­neo soll prak­ti­sche Mög­lich­kei­ten der Pla­nung und Durch­füh­rung sozia­ler Ange­bo­te im Hin­blick auf Wir­kungs­zie­le erkun­den. Von Dr. Gabrie­le Schl­im­per


Wor­an erken­nen wir, ob wir mit unse­rer Arbeit erfolg­reich sind? Die­se Fra­ge beschäf­tigt Mar­cus Neu­en­feldt-Kock, seit dem er mit sich mit dem The­ma Wir­kungs­ori­en­tie­rung aus­ein­an­der­setzt. Beim Trä­ger Jugend­hil­fe in Lich­ten­berg gGmbH lei­tet er die Wohn­grup­pe Rücken­wind, in der Kin­der von sechs bis zwölf Jah­ren an fünf Tagen in der Woche woh­nen. Eine wich­ti­ge Erkennt­nis war für Neu­en­feldt Kock: Die Wir­kungs­zie­le der Hilfs­an­ge­bo­te müs­sen klar gesteckt und prä­zi­se for­mu­liert sein, damit man ihren Erfolg ermit­teln kann.


So zum Bei­spiel bei einem elf­jäh­ri­gen Jun­gen, der Pro­ble­me in der Schu­le hat­te. In der Hil­fe­pla­nung des Jugend­amts ist für sol­che Fäl­le fest­ge­schrie­ben, dass sich das Ver­hal­ten des Kin­des in der Schu­le ver­bes­sern soll. »So for­mu­liert, ist ein Erfolg, das Errei­chen des Ziels, nur schwer fest zustel­len. Denn was genau soll sich denn ver­bes­sern?«, erklärt Mar­cus Neu­en­feldt Kock.


Gehol­fen hat es dem Team der Wohn­grup­pe, das Ziel durch kon­kre­te Fra­gen in klei­ne­re Ein­zel­zie­le auf­zu­tei­len. Es wur­de deut­lich: Es ging gar nicht gene­rell um das Ver­hal­ten des Kin­des in der Schu­le, son­dern nur um Pro­ble­me mit einem bestimm­ten Leh­rer. »Nach­dem wir das ermit­telt hat­ten, konn­ten wir uns gemein­sam mit den Eltern wöchent­lich mit die­sem Leh­rer zusam­men­set­zen und kon­kre­te Maß­nah­men erar­bei­ten, deren Erfolg wir auch mes­sen konn­ten«, berich­tet Mar­cus Neu­en­feldt-Kock. Die Wir­kung der Arbeit war dadurch viel bes­ser erkenn­bar: »Uns wur­de klar: Wir haben Erfolg, wenn es uns gelingt, das Kind zum Mit­ma­chen an die­ser Unter­richts­stun­de zu moti­vie­ren. Und auch für den Jun­gen gab es dadurch ein Erfolgs­er­leb­nis.«


Wie lässt sich Sozia­le Arbeit mit Blick auf ihre gesell­schaft­li­che Wir­kung pla­nen und steu­ern? Wie kann Sozia­le Arbeit sinn­voll und nach­hal­tig wir­ken – und wie kann ihre Wir­kung in die Kon­zep­ti­on und Durch­füh­rung von Pro­jek­ten ein­flie­ßen? Die­se Fra­gen beschäf­ti­gen den Trä­ger Jugend­hil­fe in Lich­ten­berg gGmbH, aber auch vie­le sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen und Ver­bän­de. Denn sie sehen sich immer wie­der mit einer Steue­rungs­po­li­tik kon­fron­tiert, die vor allem öko­no­mi­sche Kri­te­ri­en im Blick hat. Gera­de bei der Pla­nung öffent­li­cher Haus­hal­te wer­den sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen als stei­gen­der Kos­ten­fak­tor gewer­tet und ihre gesell­schaft­li­che Wir­kung aus­ge­klam­mert. Durch mehr betriebs­wirt­schaft­li­che Kon­trol­le, so eine gän­gi­ge Annah­me, las­se sich die Effek­ti­vi­tät erhö­hen und die Stei­ge­rung der Ent­gel­te für Sozia­le Arbeit ein­däm­men.


Dabei ist der allei­ni­ge Fokus auf die Kos­ten für Ein­zel­leis­tun­gen kon­tra­pro­duk­tiv. Denn statt Hil­fe zur Selbst­hil­fe zu för­dern und Fäl­le zu been­den, also Men­schen aus dem Hil­fe­sys­tem in die Selb­stän­dig­keit zu ent­las­sen, ent­steht ein finan­zi­el­ler Anreiz, die rei­nen Fall­men­gen zu stei­gern. Ver­nach­läs­sigt wird dabei, wel­che sozia­len Ange­bo­te wirk­lich sinn­voll sind und lang­fris­tig den bes­ten Effekt für Nut­ze­rin­nen und Kli­en­ten haben. So zu arbei­ten, ist frus­trie­rend für alle Betei­lig­ten und nicht im Inter­es­se der Kli­en­tin­nen. Die Sozia­le Arbeit ver­liert durch die­ses Sys­tem ihre pro­fes­sio­nel­le Auto­no­mie. Kos­ten wer­den dadurch nicht gesenkt, im Gegen­teil.


Gesucht: Eine Alter­na­ti­ve zum Kos­ten­fo­kus


Um die­ser Ent­wick­lung kon­struk­tiv ent­ge­gen­zu­wir­ken, ent­schloss sich der Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band Ber­lin e. V. im Jahr 2014, ein Pilot­pro­jekt in Koope­ra­ti­on mit der gemein­nüt­zi­gen Phi­neo AG zu star­ten. Im August 2014 schlos­sen die Part­ner eine Koope­ra­ti­ons­ver­ein­ba­rung ab, die beinhal­te­te, dass Phi­neo und der Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band Ber­lin gemein­sam das The­ma Wir­kungs­ori­en­tie­rung in den Blick neh­men. Dazu soll­ten gemein­sa­me Pro­jek­te zum The­ma Wir­kungs­ori­en­tie­rung bei Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­bands Ber­lin umge­setzt wer­den. Die teil­neh­men­den Orga­ni­sa­tio­nen konn­ten aus zwei Refe­ra­ten gewon­nen wer­den: Trä­ger der Hil­fen zur Erzie­hung aus dem Refe­rat Jugend­hil­fe, ein pri­mär ent­gelt­fi­nan­zier­ter Bereich, sowie Trä­ger aus den Fel­dern Sucht­hil­fe, Gesund­heit, HIV und Aids, pri­mär zuwen­dungs­fi­nan­zier­te Berei­che.


Ein­zel­ge­sprä­che zwi­schen Refe­ren­tin­nen und Refe­ren­ten des Pari­tä­ti­schen, Bera­tern von Phi­neo und Ver­tre­tern der Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen schu­fen den Rah­men, um die Inter­pre­ta­tio­nen von Wir­kungs­ori­en­tie­rung sowie die Zie­le und Inter­es­sen der Betei­lig­ten aus­zu­lo­ten. Bei anschlie­ßen­den Work­shops wur­den die Kennt­nis­se im Hin­blick auf Wir­kungs­ori­en­tie­rung aus­ge­baut und ver­tieft. 18 Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­bands Ber­lin ent­schie­den sich schließ­lich für die Teil­nah­me am Pro­jekt: Die sie­ben Orga­ni­sa­tio­nen aus dem Bereich Hil­fen zur Erzie­hung haben Trä­ger­ver­trä­ge mit dem Land Ber­lin auf Grund­la­ge des Ber­li­ner Rah­men­ver­trag und bie­ten ambu­lan­te und sta­tio­nä­re Hil­fen zur Erzie­hung an. Die elf Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen aus dem Refe­rat Sucht­hil­fe, Gesund­heit und HIV/Aids sind Trä­ger von zuwen­dungs­fi­nan­zier­ten Ange­bo­ten und Ein­rich­tun­gen nach § 75 SGB XII.


Das Koope­ra­ti­ons­pro­jekt war zu Beginn bewusst offen aus­ge­legt, um das Pro­jekt­kon­zept gege­be­nen­falls anpas­sen zu kön­nen. In den Bera­tungs­pro­zes­sen, die 2015 began­nen, wur­den unter ande­rem die Inten­si­tät der Bera­tung vor Ort und die jewei­li­ge Rol­le der Part­ner dis­ku­tiert. Zudem galt es, den Ansatz von Phi­neo für Wir­kungs­ori­en­tie­rung und den Blick der Trä­ger auf Steue­rung sinn­voll zu ver­knüp­fen. Es ent­stand ein kon­text­be­zo­ge­nes Wir­kungs­mo­dell. Mit­ar­bei­ten­de der betei­lig­ten Trä­ger nah­men an einem Schu­lungs­pro­gramm zum Wir­kungs­ma­na­ger oder zur Wir­kungs­ma­na­ge­rin mit vier Prä­senz­zei­ten und einer neun­mo­na­ti­gen Pra­xis­pha­se teil.


Jede teil­neh­men­de Mit­glieds­or­ga­ni­sa­ti­on setz­te ein Wir­kungs­pro­jekt in der eige­nen Orga­ni­sa­ti­on um – basie­rend auf den gemein­sam erar­bei­te­ten Arbeits­ma­te­ria­li­en und Ablauf­plä­nen. Zusätz­lich wur­den die Trä­ger indi­vi­du­ell bera­ten. Beglei­tet wur­de die Wei­ter­bil­dung durch soge­nann­te Wir­kungs­dia­lo­ge, auf denen sich sowohl die Teil­neh­men­den als auch die Geschäfts füh­ren­den der betei­lig­ten Trä­ger über Chan­cen und Gren­zen von Wir­kungs­ori­en­tie­rung aus­tausch­ten.


Wir­kungs­ori­en­tie­rung als Hal­tungs­fra­ge


Was wir vom Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­band Ber­lin nach Abschluss der ers­ten Pha­se des Wir­kungs­pro­jekts bereits sagen kön­nen: Ein Umden­ken hat ein­ge­setzt – von der rei­nen Leis­tungs­be­schrei­bung hin zu der Fra­ge: »Wie kön­nen wir den gesell­schaft­li­chen Nut­zen errei­chen, auf den wir hin­ar­bei­ten?« Das Kon­zept von Wir­kungs­ori­en­tie­rung geht über klas­si­sches Qua­li­täts­ma­nage­ment hin­aus. Viel­mehr steht es für eine Hal­tung, Pro­jek­te und Ange­bo­te mit Blick auf ihre Wir­kun­gen – also Ver­än­de­run­gen bei den Ziel­grup­pen – zu pla­nen, umzu­set­zen, zu ana­ly­sie­ren und zu ver­bes­sern.


Die Orga­ni­sa­tio­nen ler­nen durch die Refle­xi­on, sich stär­ker mit dem Kern ihrer Arbeit aus­ein­an­der­zu­set­zen: der Hil­fe für bedürf­ti­ge Ziel­grup­pen ange­sichts eines her­aus­for­dern­den Arbeits­um­felds und öko­no­mi­scher Knapp­heit. Wer­den erziel­te Wir­kun­gen sicht­bar, stärkt das nicht nur das pro­fes­sio­nel­le Selbst­ver­ständ­nis der Pro­jekt­mit­ar­bei­ten den. Wer plau­si­bel machen kann, dass die ein­ge­setz­ten Res­sour­cen zu Ver­än­de­run­gen bei den Ziel­grup­pen füh­ren, hat gewich­ti­ge Argu­men­te gegen­über Mit­tel­ge­ben­den. Wenn sich der Blick auf Sozia­le Arbeit dadurch ver­än­dert – weg von rei­ner Kos­ten­ori­en­tie­rung hin zum Fokus auf gesell­schaft­li­che Wir­kung – wird das per­spek­ti­visch auch Aus­wir­kung auf Ver­trä­ge mit der öffent­li­chen Hand haben. Wir wol­len dazu bei­tra­gen, dass das Ge lern­te fest in den Orga­ni­sa­tio­nen ver­an­kert wird und dort von Nut­zen ist. Wir möch­ten aber auch, dass mög­lichst vie­le Trä­ger von dem Pilot­pro­jekt pro­fi­tie­ren. Daher haben wir begon­nen, die Erfah­run­gen und Ergeb­nis­se unse­rer Mit­glie­der­auf­zu­be­rei­ten und der Öffent­lich­keit zu prä­sen­tie­ren.


Bei­spiel Rheu­ma-Liga Ber­lin: Infor­ma­ti­on auf Augen­hö­he


Die Rheu­ma-Liga Ber­lin konn­te das in der Schu­lung erwor­be­ne theo­re­ti­sche Wis­sen in ihr exem­pla­ri­sches Pra­xis­pro­jekt ein­brin­gen: Das Pro­gramm der Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung »Arth­ro­se­tag« am 27. Okto­ber 2016 soll­te durch mehr Ein­be­zie­hung von Pati­en­ten und Mit­ar­bei­tern bes­ser auf die Bedürf­nis­se der Ziel­grup­pe abge­stimmt wer­den. Es galt also, er wünsch­te Wir­kun­gen als kon­kre­te Zie­le zu for­mu­lie­ren, an denen sich die gesam­te Arbeit aus­rich­tet und gesteu­ert wer­den soll­te. Das ent­schei­den­de Wir­kungs­ziel war, Men­schen mit Rheu­ma noch ziel­ge­rich­te­ter über die Ange­bo­te der Rheu­ma-Liga Ber­lin zu infor­mie­ren. Zudem soll­te durch die Ein­bin­dung die Moti­va­ti­on der Betei­lig­ten gestärkt wer­den.


Um die Ziel­grup­pe bes­ser ein­zu­be­zie­hen, fan­den im Vor­feld der Ver­an­stal­tung Tref­fen, per­sön­li­che Gesprä­che und tele­fo­ni­sche Inter­views statt, aus denen zahl­rei­che Hin­wei­se und kon­kre­te Anre­gun­gen kamen. Auf die­ser Grund­la­ge konn­te die Rheu­ma-Liga Ber­lin beim Arth­ro­se­tag, der mit über 500 Gäs­ten sehr gut besucht war, die Gestal­tung des Büh­nen und Rah­men­pro­gramms ent­spre­chend anpas­sen: Ein zusätz­li­che sin­ter­ak­ti­ves Bewe­gungs­pro­gramm durch einen The­ra­peu­ten wur­de in das Büh­nen­pro­gramm auf­ge­nom­men. Zwei ehren­amt­li­che Gebär­den­sprach-Dol­met­sche­rin­nen über­set­zen alle wis­sen­schaft­li­chen Vor­trä­ge. Am Infor­ma­ti­ons­stand der Rheu­ma-Liga Ber­lin wur­de eine Prä­sen­ta­ti­ons­wand zu neu­en Bewe­gungs- und Akti­v­an­ge­bo­ten aus­ge­stellt. Fra­gen hier zu beant­wor­te­ten haupt- und ehren­amt­li­chen Ansprech­part­ner.


Die Her­aus­for­de­rung wird es in der Rheu­ma-Liga Ber­lin nun sein, Aspek­te der Wir­kungs­ori­en­tie­rung auf ande­re Berei­che zu über­tra­gen. Dafür bie­tet sich die Aus­ge­stal­tung ande­rer Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen nach dem erfolg­rei­chen Vor­bild des Arth­ro­se­ta­ges an. Aber auch bei ande­ren Vor­ha­ben sol­len Ele­men­te der Wir­kungs­ori­en­tie­rung künf­tig stär­ker berück­sich­tigt wer­den.

Bei­spiel Schwu­len­be­ra­tung Ber­lin: Von der Wir­kung aus den­ken


»Wir­kungs­ori­en­tie­rung ist eine ande­re Denk­wei­se: Pro­jek­te wer­den nicht vom Ange­bot aus gedacht, son­dern von der gewünsch­ten Wir­kung«, sagt Ste­phan Jäkel von der Schwu­len­be­ra­tung Ber­lin. »Es gelingt mir dadurch viel bes­ser, unse­re Zie­le und Vor­ha­ben prä­gnan­ter und nach­voll­zieh­ba­rer dar­zu­stel­len.« Die Schwu­len­be­ra­tung ist einer von elf Trä­gern aus dem Bereich Sucht­hil­fe, Gesund­heit und HIV/Aids, die am Pilot­pro­jekt Wir­kungs­ori­en­tie­rung des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­bands Ber­lin mit Phi­neo teil­nah­men.


In einem der ers­ten Tref­fen lern­ten die Teil­neh­men­den die Wir­kungs­trep­pe als Instru­ment der wir­kungs­ori­en­tier­ten Steue­rung ken­nen. Sie defi­niert in sie­ben Stu­fen, wel­che Zie­le ein Pro­jekt bei der Ziel grup­pe und in der Gesell­schaft errei­chen soll. Auf die­ser Basis ent­wi­ckel­te die Schwu­len­be­ra­tung Ber­lin ein Ange­bot zur Inklu­si­on von LSBTI-Geflüch­te­ten (schwul, les­bisch, bi‑, trans- und inter­se­xu­ell). »Die Zie­le unse­res Ange­bots ent­lang der Wir­kungs­trep­pe zu defi­nie­ren, war für mich ein Schlüs­sel­er­leb­nis«, sagt Ste­phan Jäkel.


Die­se wir­kungs­ori­en­tier­te Her­an­ge­hens wei­se blieb bei den übri­gen Mit­ar­bei­ten­den der Schwu­len­be­ra­tung Ber­lin nicht unbe­merkt, über alle Abtei­lun­gen hin­weg gab es Inter­es­se für den wir­kungs­ori­en­tier­ten Ansatz. »Auch die Kol­le­gen, die nicht direkt mit LSBTI-Geflüch­te­ten arbei­ten, iden­ti­fi­zie­ren sich noch stär­ker mit unse­rer Orga­ni­sa­ti­on, weil sie sehen, dass wir bei die­sem The­ma vie­le Geflüch­te­te unter­stüt­zen kön­nen und dar­über hin­aus einen ech­ten Bei­trag zur struk­tu­rel­len Ver­bes­se­rung der Lebens­si­tua­ti­on der Ziel­grup­pe leis­ten.« Er habe schon meh­re­re Fort­bil­dun­gen zu Qua­li­täts­ma­nage­ment gemacht, sagt Ste­phan Jäkel, aber der Ansatz von Wir­kungs­ori­en­tie­rung sei bis­lang am umfas­sends­ten. Den­noch sieht der Abtei­lungs­lei­ter auch Gren­zen. »Jedes Detail von Beginn an wir­kungs­ori­en­tiert zu pla­nen, kos­tet viel Zeit und Ener­gie. Des­halb fin­de ich die Fra­ge völ­lig legi­tim, ob die Inves­ti­ti­on für jedes Pro­jekt Sinn macht.«


Für die Schwu­len­be­ra­tung Ber­lin und die Ziel­grup­pe der LSBTI-Geflüch­te­ten habe sich der Auf­wand in jedem Fall gelohnt, sagt Jäkel. Der­zeit über­ar­bei­ten er und sei­ne Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen das Leit­bild ihrer Orga­ni­sa­ti­on mit dem Fokus auf Wir­kungs­ori­en­tie­rung. Anschlie­ßend wol­len sie sich auch die ande­ren Tätig­keits­be­rei­che der Schwu­len­be­ra­tung Ber­lin anse­hen. »Ich bin mir sicher, dass Wir­kungs­ori­en­tie­rung auch für wei­te­re Pro­jek­te ein hilf­rei­ches Instru­ment bleibt.«

Bewuss­te­re Hal­tung ent­wi­ckelt


Auch in der Wohn­grup­pe Rücken­wind JuLi gGmbH will man dran­blei­ben und das The­ma Wir­kungs­ori­en­tie­rung wei­ter­ver­fol­gen. »Wir haben gemerkt, dass man die­se Her­an­ge­hens­wei­se auf wei­te­re Berei­che der eige­nen Arbeit über­tra­gen kann«, berich­tet Wohn­grup­pen­lei­ter Neu­en­feldt-Kock. Wenn jetzt zum Bei­spiel die Eltern zu einem gemein­sa­men Koch­abend in der Wohn­grup­pe ein­ge­la­den wer­den, über­legt das Team vor­her: Was wol­len wir mit die­sem Vor­ha­ben errei­chen? Was muss erfüllt sein, damit die Ver­an­stal­tung ein Erfolg war? Und hin­ter­her wird geschaut, ob die­se Zie­le auch erreicht wur­den.


Wir­kungs­ori­en­tie­rung immer und über­all mit­zu­den­ken, das sei nicht immer umzu­set­zen, berich­tet Mar­cus Neu­en­feldt Kock. Der Blick auf die Wir­kung sei im Lauf der Zeit ein Aspekt gewor­den, der bei der Arbeit immer im Hin­ter­kopf blei­be. Eine Inves­ti­ti­on, die sich lohnt: »Wir haben eine Hal­tung ent­wi­ckelt, mit der wir unse­re Arbeit bewuss­ter auf unse­re Zie­le und die Ein­be­zie­hung aller Betei­lig­ten hin über­prü­fen. Durch die Wir­kungs­ori­en­tie­rung ist unser Han­deln ein­fach greif­ba­rer gewor­den.«


Der Bei­trag ist erschie­nen in: Sozi­al­wirt­schaft aktu­ell, Nomos, Okto­ber 2017

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