Fachlicher und themenübergreifender Austausch in Foren
In den sechs Paritätischen Foren kommen Mitgliedsorganisationen ins Gespräch – untereinander, aber auch mit ganz unterschiedlichen
anderen Playern. Neben thematischen Informationen gibt es Austausch mit anderen sozialen Organisationen und Wohlfahrtsverbänden, mit der Wirtschaft, Politik und Verwaltung, Krankenkassen, Hochschulen, Bündnissen und Initiativen, Betroffenenvertretungen und vielen anderen.
Offen für alle
Die Foren sind in erster Linie ein Angebot für die Mitgliedsorganisationen, stehen aber grundsätzlich allen Interessierten offen. Sie sind entweder thematisch als Fachforen aufgestellt oder behandeln Quer-schnittsthemen: Die Paritätischen Foren sind Plattformen des fachlichen Austausches für, mit und von unseren Mitgliedsorganisationen. Die Foren bieten die Möglichkeit, aktuelle Entwicklungen sozialer Arbeit aufzugreifen, in Austausch und Vernetzung miteinander zu gehen und sich bedarfsorientiert weiterzubilden.
Im Rahmen der Reihe Paritätische Perspektiven kamen Vertreter aus Social Start-ups und aus der „klassischen“ Wohlfahrt miteinander ins Gespräch
Unter dem Titel „Social Entrepreneurship Meets Wohlfahrt“ hatten der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin und die Paritätische Akademie Berlin dazu eingeladen, am 5. Dezember im Umspannwerk Kreuzberg die Chancen und Grenzen der Zusammenarbeit von sozialen Organisationen und Sozialunternehmen auszuloten.
Die Diskussionsveranstaltung bildete zugleich den Auftakt des neuen Paritätischen Innovationsforums, in dem das Thema tiefergehend behandelt werden wird.
Auf dem Podium diskutierten die Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Dr. Gabriele
Schlimper, der Geschäftsführer der USE gGmbH, Andreas Sperlich, der Vorstandsvorsitzende des Social Entrepreneurship Netzwerks Deutschland, Markus Sauerhammer und Prof. Dr. Thorn Kring, Institutsleiter
des Instituts für Ethik, Führung und Personalmanagement der Steinbeis-Hochschule Berlin. Die beiden Letztgenannten führten mit Keynotes in die Veranstaltung ein.
Markus Sauerhammer beschrieb Wohlfahrtsorganisationen und Social Start-ups als komplementäre Baustein
e in einer Zeit großer Umbrüche wie demografischen Wandel, digitale Transformation, Klimawandel und Globalisierung. Auf diese Herausforderungen gebe es nicht die eine Antwort. Sauerhammer nannte eine Reihe von Unternehmen, die spezifische Antworten gefunden haben. Zum Beispiel sei Ecosia, die größte
europäische Suchmaschine, durch das Pflanzen von Bäumen eine große Umweltbewegung geworden. Aber wenn es um Steuergelder für Gründungen gehe, würden Social Start-ups gegenüber gewöhnlichen Start- ups benachteiligt. Außerdem fehle eine klare Definition, was ein Social Start-up ist und ein Controlling, ob es wirklich ein Problem löst.
Prof. Dr. Thorn Kring sah in seinem Vortrag die Wohlfahrt und das Social Entrepreneurship ebenfalls auf
einem gemeinsamen Weg. Man könne voneinander lernen: Die Start-ups könnten sich Wissen über die
Bedarfe von Klienten und den Umgang mit ihnen, über Regularien, Strukturen, Prozesse und Netzwerke von Organisationen der Wohlfahrt abschauen. Die Wohlfahrt könne im Bereich Unternehmertum dazulernen,
bei der Suche nach Geldquellen und darin, lange gewachsene Strukturen infrage zu stellen und kreative Potenziale zu wecken.
Dr. Gabriele Schlimper betonte das Neue der Veranstaltung: Noch nie habe ein Wohlfahrtsverband ein solches Zusammenkommen organisiert. Sie sehe tolle Ideen bei den Start-ups und empfahl, bei der Umsetzung nicht auf die Erfahrung der Wohlfahrtsverbände zu verzichten: „Haben Sie keine Berührungsängste. Fragen Sie uns.“
Andreas Sperlich äußerte Selbstkritik: Die klassische Wohlfahrt müsse sich öfter hinterfragen, wie wirksam sie sei. „Social Entrepreneurs sind da so ein bisschen der Stachel. Und das finde ich gut.“
Kontrovers diskutiert wurde, ob es sensible Tätigkeitsbereiche gebe, in die Start-ups sich nicht hineinwagen werden oder sollten. Entweder weil es an den nötigen Kompetenzen fehlt oder weil die Qualität der Arbeit – beispielsweise in der Sterbebegleitung – nicht an messbaren Erfolgen ablesbar ist. Doch Einigkeit bestand über das gemeinsame Ziel – in den Worten von Dr. Gabriele Schlimper: „Wir haben uns alle auf den Weg gemacht, um für Menschen in schwierigen Lebenslagen das Leben ein bisschen besser zu machen.“