Digitalisierung der Sozialen Arbeit im Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin und der Paritätischen Akademie Berlin
Ein Gastbeitrag von Christian Sievert
Nach der gefühlt 1000sten Videokonferenz und endlos vollgeschriebenen Pads fragen sich wohl mittlerweile viele:
Ist das jetzt die Digitalisierung der Sozialen Arbeit von der immer gesprochen wird? Und wahrscheinlich noch viel öfter: Bleibt das jetzt so? Dies und noch einiges mehr wollten wir auch von unseren mehr als 800 Mitgliedsorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin wissen. Aber der Reihe nach.
Mit der Einführung eines neuen Arbeitsbereiches, der Digitalisierung in der Sozialen Arbeit, trägt der Paritätische
Berlin den sich immer weiterentwickelnden Rahmenbedingungen Rechnung. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie lag der Fokus noch darauf, gemeinsam mit der Paritätischen Akademie Berlin schnelle Unterstützung für unsere
Mitgliedsorganisationen anzubieten. Wir haben unsere Mitgliedsorganisationen zum Beispiel bei der technischen Ausstattung, beim Thema Datenschutz, oder auch bei der Durchführung von Onlineveranstaltungen unterstützt und geschult. Somit konnten wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass unsere Mitgliedsorganisationen trotz der Pandemie arbeitsfähig blieben. Allerdings sind dabei auch Themen liegen geblieben.
Wo der Schuh drückt.
Eines unserer Anliegen war es, zunächst ein Verständnis dafür zu entwickeln, wo das Thema Digitalisierung in der
Sozialen Arbeit bei unseren Mitgliedsorganisationen im Verband aktuell verortet ist. Dazu griffen wir, ganz analog, zum Telefon. Neben Fragen zu Bedarfen und Herausforderungen interessierte uns insbesondere, wie wir als Verband unsere Mitgliedsorganisationen am besten unterstützen können. Während die Umfrage und deren Auswertung noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, lassen sich schon jetzt einige interessante Schlüsse daraus ziehen. Als erstes sticht hervor, dass die Corona-Pandemie in vielen Organisationen Prozesse beschleunigt hat, die schon länger anstanden. Wo im Januar 2020 vielleicht doch diskutiert worden ist, ob man einmal Videokonferenzsysteme ausprobieren sollte, war spätestens im März klar, dass ohne eine digitale Infrastruktur,
vulnerable Zielgruppen eventuell gar nicht mehr erreicht werden können. Dementsprechend waren Eile und Pragmatismus geboten. Dies hat im selben Atemzug aber auch verdeutlicht, mit welchen Herausforderungen soziale Organisationen im Bereich Digitalisierung konfrontiert sind. Hier stehen vor allem mangelnde Ressourcen im Vordergrund. Insbesondere kleinere Organisationen haben immer wieder damit zu kämpfen, dass
in ihren Zuwendungen die wachsende digitale Infrastruktur, die für moderne Soziale Arbeit notwendig ist, nicht vorgesehen ist. Dementsprechend hoch ist auch der Weiterbildungsbedarf in diesem Bereich. Sei es Datenschutz, Prozessoptimierung, agile Führung, oder auch die Frage, wie teuer eine eigentlich eine gute IT-Beratung sein sollte. Ein Fakt sticht aber besonders hervor: alle Organisationen messen der Digitalisierung im Fachbereich der Sozialen Arbeit eine große Bedeutung zu und noch viel wichtiger: fast alle haben auch Lust, sich mit diesem Thema intensiv zu beschäftigen.
Und jetzt?
Genau diese Dynamik aufzugreifen und daraus zusammen mit der Paritätischen Akademie passgenaue Angebote für unsere Mitgliedsorganisationen zu entwickeln, ist das Anliegen des Verbandes. Eine zentrale Rolle spielt dabei
schon jetzt das Paritätische Digitalforum (https://paritaetisches-digitalforum.de). Hier gibt es schon jetzt zahlreiche Angebote zu Herausforderungen der Digitalisierung und die Inhalte und Formate werden kontinuierlich weiter ausgebaut. Angefangen mit kurzen und bündigen Vortragsreihen über regelmäßige Beratungsangebote bis hin zu neuen Netzwerkveranstaltungen wollen wir noch mehr Platz bieten für Austausch und neue Ideen. Gleichzeitig geben wir unseren Mitgliedsorganisationen mit Weiterbildungen die Instrumente an die Hand, die sie brauchen, um den digitalen Wandel nicht nur zu erleben, sondern auch mitzugestalten.
Zum Autor:
Christian Sievert arbeitet für den Paritätischer Wohlfahrtsverband LV Berlin e.V. im Bereich Digitalisierung
Foto © Steffen Herbrechtsmeier-Kauffmann