Maga­zin

Inter­view mit Ben­ja­min Schorn, Foren­sic Inves­ti­ga­ti­on Spe­zia­list

Juni 2022 | Manage­ment

Inter­view mit Ben­ja­min Schorn

Ben­ja­min Schorn ist Foren­sic Inves­ti­ga­ti­on Spe­zia­list und besitzt mehr­jäh­ri­ge Erfah­rung in der Durch­füh­rung foren­si­scher Son­der­un­ter­su­chun­gen in Kri­mi­nal­ver­dachts­fäl­len, zuletzt bei der KPMG AG in Mün­chen, wo er unter ande­rem an der Auf­klä­rung des Wire­card-Skan­dals mit­ge­wirkt hat. Im Rah­men sei­ner Tätig­keit beschäf­tigt er sich inten­siv mit psy­cho­lo­gi­schen Befra­gungs­tech­ni­ken mit Tätern, Opfern und Zeu­gen sowie den Moti­va­to­ren, Stres­so­ren und der Ver­hal­tens­an­ti­zi­pa­ti­on von unter­schied­li­chen Per­sön­lich­keits­pro­fi­len. Er ist Trä­ger des ein­zi­gen welt­weit aner­kann­ten Titels im Bereich Foren­sik und Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät und wur­de 2021 als akkre­di­tier­ter Exper­te in die Exper­ten-Daten­bank der euro­päi­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­de EURO­POL auf­ge­nom­men. Sei­ne wis­sen­schaft­li­chen Bei­trä­ge über sozi­al- und per­sön­lich­keits­psy­cho­lo­gi­sche Erkennt­nis­se im Bereich Wirt­schafts- kri­mi­na­li­tät wer­den regel­mä­ßig im ACFE Fraud Maga­zin ver­öf­fent­licht.

Im Jahr 2021 hat er das Insti­tut für Gover­nan­ce & Psy­cho­lo­gie gegrün­det und lei­tet dort ein Team aus Kri­mi­nal-psy­cho­lo­gen und Psy­cho­the­ra­peu­ten.

Was ver­ste­hen wir unter Foren­sic Lea­der­ship – Per­sön­lich­keits­pro­fil­ing als Füh­rungs­in­stru­ment bzw. Foren­sic Nego­tia­ti­on-Per­sön­lich­keits­pro­fil­ing als Ver­hand­lungs­in­stru­ment?

Im Semi­nar Foren­sic Lea­der­ship wer­den die Erkennt­nis­se aus der kri­mi­nal­psy­cho­lo­gi­schen Arbeit in die täg­li­che

Füh­rungs­pra­xis über­tra­gen. Dazu gehö­ren sowohl Gesprächs­tech­ni­ken, die bei Ver­neh­mun­gen von Zeu­gen, Opfern und Beschul­dig­ten her­an­ge­zo­gen wer­den, als auch pro­fes­sio­nel­le Ein­schät­zun­gen unter­schied­li­cher Ver­hal­tens­wei­sen. Im Semi­nar Foren­sic Nego­tia­ti­on nut­zen Sie die­ses Wis­sen, um psy­cho­lo­gisch wir­kungs­voll

mit ver­schie­de­nen Per­sön­lich­keits­sti­len Ihrer Geschäftspartner:innen zu ver­han­deln.

Was ist beson­ders rele­vant, wel­che aktu­el­len Bezü­ge gibt es zu den ange­bo­te­nen Inhal­ten?

Die Auf­ga­be eines Foren­si­kers und Wirt­schafts­kri­mi­no­lo­gen besteht zu einem wesent­li­chen Teil dar­aus, die Ursa­che-Wir­kungs-Zusam­men­hän­ge für (teil­wei­se schäd­li­ches) Ver­hal­ten zu begrei­fen. Für die­ses Ver­ste­hen zie­hen wir wis­sen­schaft­li­che Model­le aus der (Sozial-)psychologie und Kri­mi­no­lo­gie her­an, deren Kennt­nis­se sich eben­falls in die Füh­rungs­pra­xis ablei­ten las­sen. Denn die Her­aus­for­de­rung einer heu­ti­gen Füh­rungs­kraft besteht zuneh­mend dar­in, den Anfor­de­run­gen und Ansprü­chen nach einer indi­vi­du­el­len Behand­lung und Berück­sich­ti­gung der ein­zel­nen Mit­ar­bei­ter gerecht zu wer­den.

Wel­che Vor­tei­le bie­tet Per­sön­lich­keits­pro­fil­ing, aber auch wel­che Schwierigkeiten/Hemmnisse? Was sind Ihre per­sön­li­chen Erfah­run­gen?

Per­sön­lich­keits­pro­fil­ing bie­tet zunächst ein­mal die Chan­ce, anhand von wis­sen­schaft­li­chen Para­me­tern eine gute Ein­schät­zung unse­res Gegen­übers zu erzie­len. In der foren­si­schen Arbeit hilft uns eine sol­che Dia­gnos­tik auf der einen Sei­te dabei, ein bes­se­res Ver­ständ­nis für die Moti­ve von Straf­tä­tern zu erlan­gen. Auf der ande­ren Sei­te ver­langt auch eine pro­fes­sio­nel­le Befra­gung eine ent­spre­chen­de Anti­zi­pa­ti­on unter­schied­li­cher Gefühls­wel­ten und Ver­hal­tens­wei­sen des Gesprächs­part­ners. Eine pro­fes­sio­nel­le Ein­schät­zung der inne­ren Dyna­mi­ken von Zeu­gen, Opfern und Beschul­dig­ten, ver­hilft uns in der Ver­neh­mung also an auf­rich­ti­ge und ehr­li­che Infor­ma­tio­nen

zu gelan­gen, die für die Fall­auf­klä­rung bedeut­sam sind. Gleich­zei­tig besteht in der Ein­ord­nung von Ver­hal­tens­wei­sen die Gefahr einer vor­schnel­len Stig­ma­ti­sie­rung im Sin­ne von „Der ist so und so eine Per­son.“ Hier gilt es, die eige­ne Hypo­the­se hin­sicht­lich der Hin­ein­ka­te­go­ri­sie­rung von Per­sön­lich­keits­ei­gen­schaf­ten auch immer wie­der refle­xiv zu hin­ter­fra­gen.

Wie läuft Kurs ab? Was ist kon­kre­ter Inhalt des Kur­ses? Wie gelingt eine Ver­bin­dung von Theo­rie und Selbst­re­fle­xi­on?

Der Kurs beschäf­tigt sich im Wesent­li­chen mit dem Begrei­fen von unter­schied­li­chen (teil­wei­se schwie­ri­gen) Ver­hal­tens­wei­sen von Mitarbeiter:innen und Füh­rungs­kräf­ten sowie der dazu­ge­hö­ri­gen Ver­hal­tens­an­ti­zi­pa­ti­on, die stets – ana­log zu foren­si­schen Ver­neh­mun­gen – auf Bezie­hungs­för­de­rung aus­ge­rich­tet ist.

Das Beson­de­re an die­sem Kurs ist, dass neben pro­fun­den Model­len aus der Wis­sen­schaft und span­nen­den Pra­xis­bei­spie­len aus dem foren­si­schen All­tag, ein Schau­spie­ler zur Ver­fü­gung steht, mit dem her­aus­for­dern­de Situa­tio­nen real­ge­treu geübt wer­den kön­nen.

Gibt es Vor­aus­set­zun­gen, die die Teil­neh­men­den des Semi­na­res erfül­len müs­sen? Für wen ist die Ver­an­stal­tung beson­ders emp­feh­lens­wert?

Die Teilnehmer:innen benö­ti­gen kei­ne Vor­kennt­nis­se. Die Ver­an­stal­tung ist sowohl für Fach­kräf­te rele­vant, die regel­mä­ßig in Teams zusam­men­ar­bei­ten und grup­pen­dy­na­mi­schen Phä­no­me­nen aus­ge­setzt sind, als auch für Füh­rungs­kräf­te, die eige­ne Mitarbeiter:innen anlei­ten sol­len.

Vie­len Dank für das Gespräch!

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Das Gespräch führ­te Sol­vejg Hes­se, Bil­dungs­re­fe­ren­tin an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin

Foren­sic Lea­der­ship – Per­sön­lich­keits­pro­fil­ing als Füh­rungs­in­stru­ment

Semi­nar

19.–20. Sep­tem­ber 2022

Foren­sic Nego­tia­ti­on – Per­sön­lich­keits­pro­fil­ing für die Ver­hand­lungs­füh­rung

Semi­nar

14.–15. Novem­ber 2022

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