Anreize für Mitarbeitende schaffen!
Im Gespräch mit Danny Stange (Absolvent, M.A. Sozialmanagement) über Anreizsysteme in Non-Profit-Organisationen
Nutzen Sie die materiellen Anreize Ihres Arbeitgebers, wie beispielsweise bezahlte Weiterbildungen, Smartphone für den Dienst- und Privatgebrauch oder Fahrkarten für das ÖPNV? Welche anderen Faktoren spielen für Sie eine Rolle dabei, ob Sie in einem Job langfristig bleiben? Vielleicht sind Sie selbst Arbeitgeberin oder Arbeitgeber und fragen sich, welche Angebote Sie Ihren Mitarbeitenden machen können?
Herr Danny Stange absolvierte 2023 den Master Sozialmanagement an der Paritätischen Akademie. Angesichts des akut steigenden Fachkräftemangels und in Bezug auf das Werte- und Mindset verschiedener Generationen analysierte er im Rahmen seiner Abschlussarbeit die Anreizsysteme für Mitarbeitende in Non-Profit-Organisationen. Welche Anreizsysteme gibt es und wie können Arbeitgebende diese für Mitarbeitende gestalten?
Über dieses Thema, seinen Ergebnissen und sein Studium an der Paritätischen Akademie Berlin haben wir mit ihm in diesem Interview gesprochen.
Im Gespräch wurde deutlich, dass es nicht den einen Anreiz gibt, der sich als am attraktivsten erweist. Viel mehr sollten sich Arbeitgeber:innen mit den individuellen Bedürfnissen verschiedener Mitarbeitenden auseinandersetzen.
Es handelt sich bei dem Master in Sozialmanagement um einen berufsbegleitenden Studiengang. Wo waren Sie zu Beginn des Studiums beruflich tätig?
Stange: Zum Beginn des Studienganges wechselte ich an die Fachschule des Trägers. Hier werden Facherzieher:innen für Integration, Erzieher:innen und Sozialassistent:innen ausgebildet. Zunächst war ich als Schulsozialarbeiter eingesetzt, mit der Aussicht zum Ende des Studienganges als Lehrkraft tätig zu sein. Hier wurde ich während des Studiums kontinuierlich herangeführt. Dabei konnte ich hospitieren und erste Inhalte selbst vermitteln.
Was konnten Sie vom Studiengang in Ihren Berufsalltag einbringen?
Stange: Viele Inhalte des Studienganges kann ich heute nutzen und zum Teil an die Auszubildenden weitergeben, da dies in vereinfachter Form auch Inhalte der Ausbildungsgänge sind. Hier kann ich insbesondere das Qualitätsmanagement, die Öffentlichkeitsarbeit, das Konfliktmanagement und Teile der Rechtmodule nennen.
In Ihrer Abschlussarbeit haben Sie sich mit der Bindung von Mitarbeitenden in Non-Profit-Organisationen beschäftigt. Wie kam es dazu und was waren die zentralen Fragen in Ihrer Arbeit?
Stange: Das Thema bewegte und interessierte mich bereits in meiner fünfjährigen Leitungstätigkeit vor dem Studium. Hier wurde mir bewusst und in Mitarbeitendengespräche deutlich, dass materielle Anreize sehr willkommen bei Mitarbeitenden sind, aber die immateriellen Anreizsysteme mit zunehmender Tätigkeitszeit im Träger immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Eine der zentralen Fragen meiner Masterarbeit war: „Inwiefern erweisen sich die implementierten Anreizsysteme der Non-Profit-Organisationen in Bezug auf die Generationen der Mitarbeitenden als transparent und attraktiv?“ Hierbei sollte analysiert werden, inwiefern die implementierten materiellen Anreizsysteme den Mitarbeitenden bekannt sind und wie häufig sie genutzt werden. Dabei lag der Schwerpunkt auf den Generationen der Mitarbeitenden.
Was sind Beispiele für materielle und immaterielle Anreize?
Stange: Materielle Anreize können unterschiedlich eingesetzt werden. Es gibt u.a. die leistungsbezogene Besserstellung einzelner, die Besserstellung aufgrund der Hierarchie im Unternehmen sowie die Anreize, die allen Mitarbeitenden im Unternehmen zugutekommen. Materielle Anreize können wir in direkte monetäre und indirekte monetäre Anreize unterteilen.
Direkte monetäre Anreize:
- Lohn/Gehalt
- Erfolgsbeteiligung
- betriebliche Sozialleistungen
Indirekte monetäre Anreize sind beispielsweise ein Dienstwagen oder Smartphone, Tablet, Laptop, dass auch zur privat genutzt werden kann. Bezahlte Weiterbildungen, Fahrkarten für den ÖPNV oder eine Unternehmenswohnung sind weitere Beispiele.
Immaterielle Anreizsysteme beziehen sich auf die Strukturen eines Unternehmens sowie auf das betriebliche soziale Umfeld der Mitarbeitenden und deren Möglichkeit, sich in der Arbeit zu verwirklichen. Da sie sich eher fühlen lassen, werden sie oftmals mit sozialen und persönlichen Werten in Verbindung gebracht . Hierzu zählen:
- Arbeitsplatzgestaltung
- Arbeitsinhalt
- Arbeitszeit- und Pausenregelung
- Führungsstil
- Aufstiegsmöglichkeiten
- Qualifikationsmöglichkeiten
Gab es für Sie Herausforderungen beim Schreiben der Abschlussarbeit? Und wie haben Sie diese gemeistert?
Stange: Für mich gab es zwei Herausforderungen beim Schreiben der Abschlussarbeit. Zum einen war es herausfordernd den theoretischen Teil einzugrenzen. Das Thema Mitarbeitendenbindung bietet hier eine Vielzahl von Fachliteratur. Zum anderen benötigte die Erstellung der empirischen Analyse mehr Wochen als geplant, so dass ich die Zeit der Auswertung stark reduziert habe.
Welchen Tipp können Sie Non-Profit-Organisationen nun mitgeben, nachdem Sie die Anreizsysteme für Mitarbeitendenbindung in Ihrer Arbeit untersucht haben?
Stange: Aufgrund des demografischen Wandels in Deutschland und des damit verbundenen gegenwärtigen und zukünftigen Ausscheidens der Generation Baby Boomer wird der derzeitige Fachkräftemangel noch verstärkt. Sich dieser Entwicklung als Unternehmen anzupassen und sich auf alle Generationen, vor allem aber auf die Generation Z zu fokussieren, ist von enormer Bedeutung. Erstrebenswert sollte für Organisationen die Vereinbarkeit der Eigenschaften und Werte der verschiedenen Generationen sein.
Hierbei gilt es, ein gleichsam effektives wie effizientes Arbeitsumfeld zu schaffen, sodass alle Generationen abgebildet werden. Neben der Orientierung an den kategorisierten Werten und Eigenschaften der einzelnen Generationen ist es durchaus sinnvoll, die Zielgruppen direkt zu beteiligen, um herauszufinden, welche Bedürfnisse die einzelnen Generationen haben.
Materielle und immaterielle Anreize können als Schlüssel für das Schloss zur extrinsischen und intrinsischen Motivation betrachtet werden. Im Fokus steht die extrinsische Motivation zum Geldverdienen auf der einen Seite und auf der anderen die intrinsische Motivation in Hinsicht auf die Arbeit an sich.
Allerdings ist in einer Gesellschaft, in der die Grundbedürfnisse in hohem Maße gesichert sind, die Notwendigkeit gesunken, die Arbeit als reines Mittel der Existenzsicherung zu betrachten.
Das Gießkannenprinzip in der Verteilung und Gestaltung von Anreizsystemen ist vorbei. Vielmehr bedarf es eines Bewusstseins, dass die Ausgestaltung dieser Systeme individuell und bedürfnisorientiert erfolgen muss. Materielle und immaterielle Anreizsysteme zur Erhöhung der Motivation müssen die Diversität der Mitarbeitenden abbilden und die Einflussfaktoren, die unweigerlich auf die Menschen wirken, berücksichtigen.
Wie sieht ihr beruflicher Plan für die Zeit nach dem Studium aus?
Stange: Wie bereits eingangs erwähnt, werde ich mit Abschluss des Masterstudienganges zunehmend in die Tätigkeit als Lehrkraft integriert, so dass ich mit dem Beginn des Schuljahres 2023/24 als Lehrkraft in der Erzieher:innenausbildung tätig sein werde.
Welchen Tipp haben Sie für Studienanfänger:innen des Masterstudiengangs Sozialmanagement an der Paritätischen Akademie Berlin?
Stange: Ich habe gute Erfahrungen mit dem Knüpfen von Kontakten und dem Bilden von Lerngruppen gemacht. Des Weiteren war es hilfreich, den Lernalltag in den Arbeitsalltag und in die Freizeit zu integrieren. Hierbei half es mir feste Strukturen und Lernzeiten zu implementieren.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Stange. Wir wünschen Ihnen für Ihre berufliche Zukunft alles Gute.
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Das Interview mit Danny Stange führte Julia Mann (Paritätische Akademie Berlin)
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