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„Star­re Hier­ar­chien sind unge­sund – und füh­ren zu kei­nen Lösun­gen“

Mai 2025 | Füh­rung & Arbeits­kul­tur

„Starre Hierarchien sind ungesund – und führen zu keinen Lösungen“


Was pas­siert in der Arbeits­welt, wenn wir Füh­rung von Grund auf anders gestal­ten? – und war­um das vor allem für sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen gut ist. 

Radi­kal koope­ra­tiv! Das ist der Gegen­ent­wurf zu einer Füh­rungs­kul­tur, die Men­schen nur aus­brennt. Die drei Trai­ne­rin­nen Dr. Ute Schü­rings, Ele­na Schmitz und Kat­ja Gün­ther nen­nen es „Par­ti­zi­pa­ti­ve Füh­rung“.

Wer füh­ren will, muss allein ent­schei­den, sich auch mal über ande­re hin­weg­set­zen und den Kurs hal­ten? Die­ses Füh­rungs­bild hat Ris­se bekom­men – und es eig­net sich für den sozia­len Bereich abso­lut nicht. Beson­ders dort, wo star­re Hier­ar­chien domi­nie­ren, hat dies Nach­tei­le für vor allem für Men­schen, die die­sen ver­meint­lich männ­lich asso­zi­ier­ten Eigen­schaf­ten nicht ent­spre­chen. In sol­chen Struk­tu­ren wer­den sie häu­fig weni­ger gehört und ernst genom­men. Denn Macht und Abgren­zung regie­ren hier oft stär­ker als Offen­heit und Ver­trau­en. 

Gera­de im sozia­len Bereich, wo Über­en­ga­ge­ment und Selbst­auf­op­fe­rung ver­brei­tet sind, führt die­ser Druck nicht sel­ten in die Erschöp­fung. Wer dau­er­haft über die eige­nen Gren­zen geht, ver­liert das Gespür für die Balan­ce – und fürs Team. Dabei braucht es genau das: Füh­rung, die sich traut, Schwä­chen zu zei­gen, Ver­ant­wor­tung zu tei­len und Räu­me zu schaf­fen, in denen alle sich betei­li­gen kön­nen. 

Statt Burnout – Kreatives Potenzial entfachen 

„Ich war extrem über­en­ga­giert“, erzählt Kat­ja Gün­ther. Ihr Burn­out wur­de zur Zäsur. Heu­te coacht sie Wis­sen­schaft­le­rin­nen und bringt Psy­cho­lo­gie mit Struk­tur­ar­beit zusam­men. Ihre Mis­si­on: „Ein Team so auf­stel­len, dass man sich auch gegen­sei­tig schützt – vor Über­for­de­rung und vor der Vor­stel­lung, alles allein tra­gen zu müs­sen.“ 

Auch Ele­na Schmitz kennt die­ses Sys­tem von innen – und hat es bewusst ver­las­sen. „Ich war genau ein Jahr ange­stellt. Danach war klar: Star­re Hier­ar­chien sind nicht mein Ding.“ Heu­te gestal­tet sie For­ma­te, die Ver­trau­en ermög­li­chen – und die krea­ti­ven Poten­zia­le ent­fal­ten. Ihre Mis­si­on: Alle Mit­ar­bei­ten­den dabei zu unter­stüt­zen, die eige­nen Poten­zia­le selbst zu sehen, zu schät­zen und wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. 

Dr. Ute Schü­rings hat in ihrer Lauf­bahn als Lehr­be­auf­trag­te an der Uni­ver­si­tät gelernt, dass Betei­li­gung auch bedeu­tet, Unter­schie­de aus­zu­hal­ten. „Ob Stadt-Land-Gefäl­le oder kul­tu­rel­le Dif­fe­ren­zen – es geht immer um Zuhö­ren. Und dar­um, von der eige­nen Idee wie­der abrü­cken zu kön­nen.“ 

Was sie gemein­sam ent­wi­ckelt haben, ist ein Werk­zeug­kas­ten für ech­te Team­ar­beit. Mit ihren Kur­sen – unter ande­rem für die Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie (mehr Infos) – beglei­ten sie Lei­tungs­kräf­te in sozia­len Trä­gern auf dem Weg zu mehr Betei­li­gung. 

Ihre Devi­se lau­tet:

Echte Lösungen entstehen nicht im Alleingang, sondern in Verbindung

Dabei geht es um die Ver­bin­dung mit ande­ren, aber auch mit sich selbst. Das beginnt bei schein­bar simp­len Din­gen wie Mee­ting­struk­tu­ren. „Schon die Art, wie ein Gespräch eröff­net wird, ver­än­dert alles“, sagt Kat­ja Gün­ther. Ein kur­zer Check-in – wie geht’s dir heu­te wirk­lich? – kön­ne den Unter­schied machen. 

Ver­trau­en ist die Grund­la­ge dafür, dass Men­schen Risi­ken ein­ge­hen.

Was viel­leicht banal klingt, hat eine tie­fe­re Wir­kung: Wer sei­ne aktu­el­le Lage benen­nen darf, bringt sich danach kla­rer ein. Es ent­steht psy­cho­lo­gi­sches Ver­trau­en. Und Ver­trau­en ist die Grund­la­ge dafür, dass Men­schen Risi­ken ein­ge­hen – etwa eine neue Idee äußern oder einen Feh­ler zuge­ben, ohne Angst vor Sank­tio­nen. 

„Was ist, darf sein – und was sein darf, kann sich ver­än­dern“, ist eines der Lieb­lings­sät­ze des Tri­os. Dahin­ter steht der Anspruch, zuerst die Rea­li­tät anzu­neh­men, bevor man sie ver­bes­sern will. Wer­den Unsi­cher­hei­ten, Bedürf­nis­se und Gren­zen sicht­bar gemacht, ent­ste­hen oft krea­ti­ve Wege, wie man mit begrenz­ten Res­sour­cen bes­ser umgeht – ohne dass Ein­zel­ne aus­bren­nen. Es geht nicht um erzwun­ge­ne Har­mo­nie oder Feel­good-Fas­sa­de, son­dern um Struk­tu­ren, die Betei­li­gung ermög­li­chen. 

Genau des­halb arbei­ten die drei viel mit Rol­len­klar­heit, Wer­ten, Gesprächs­re­geln und par­ti­zi­pa­ti­ven For­ma­ten zur Lösungs­fin­dung. Ihr gemein­sa­mes Semi­nar lebt vom erfah­rungs­ba­sier­ten Ler­nen. Das bedeu­tet kon­kret, Din­ge aus­zu­pro­bie­ren und gemein­sam zu eva­lu­ie­ren, ob sie fürs Team gut funk­tio­nie­ren. 

Die Lösun­gen der Zukunft wer­den im Team gefun­den.

Denn: Ein Team, das sei­ne Bedürf­nis­se und Span­nun­gen ehr­lich reflek­tie­ren kann, fin­det bes­se­re Lösun­gen, weil es geziel­ter denkt und sich auf Pro­ble­me ein­las­sen kann. Und weil es nicht auf eine Ein­zel­ne ange­wie­sen ist, die alles ent­schei­det. „Die Lösun­gen der Zukunft wer­den im Team gefun­den“, sagt Ele­na. Für sie ist das kei­ne Theo­rie. Es ist geleb­te Pra­xis – und ein Gegen­ent­wurf zum alten Füh­rungs­den­ken. 

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Redak­ti­on: Julia Mann (Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin)

Foto im Titel­bild: Sabi­ne Streck­hardt

Par­ti­zi­pa­ti­ve Füh­rung – Teams stär­ken und Ver­ant­wor­tung tei­len

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