Maga­zin

Janu­ar 2022 | Manage­ment

Inter­view mit Emi­ly Engel­hardt

Frau Engel­hardt, Sie unter­rich­ten ab April in unse­rem neu­en Zer­ti­fi­kats­kurs Psy­cho­so­zia­le Online­be­ra­tung. Was genau kön­nen wir uns unter Psy­cho­so­zia­ler Online­be­ra­tung vor­stel­len?

Zunächst ein­mal geht es um eine sprach­li­che Abgren­zung: Der Begriff „Online­be­ra­tung“ ist nicht geschützt und taucht inzwi­schen in ganz vie­len Kon­tex­ten auf. So bie­ten z. B. auch Ver­si­che­run­gen oder Ban­ken

Online­be­ra­tung an. Psy­cho­so­zia­le Online­be­ra­tung fokus­siert auf Bera­tung (aber auch Coa­ching und Super­vi­si­on) im Zusam­men­hang mit The­men und Anlie­gen, die im Kon­text von Sozia­ler Arbeit und angren­zen­den Dis­zi­pli­nen ent­ste­hen. 

Gibt es jen­seits von Coro­na aktu­el­le Bezü­ge, die das The­ma gera­de beson­ders rele­vant machen?

Ja, denn wir befin­den uns auf dem Weg zur digi­ta­len Gesell­schaft. Gro­ße Tei­le unse­rer All­tags­kom­mu­ni­ka­ti­on fin­den inzwi­schen medi­al ver­mit­telt statt. Smart­phones und Lap­tops sind aus unse­rem Leben nicht mehr

weg­zu­den­ken. Dies hat auch enor­me Aus­wir­kun­gen auf die Bera­tung. Sowohl in Hin­blick auf The­men, die in der Bera­tung auf­tau­chen, als auch auf die Art und Wei­se, wie Bera­tungs­kon­tak­te rea­li­siert wer­den.  

Wel­che Vor­tei­le bie­tet Psy­cho­so­zia­le Online­be­ra­tung? Wel­che per­sön­li­chen Erfah­run­gen haben Sie damit bereits gemacht?

Sie stellt in ers­ter Linie eine Erwei­te­rung des vor allem auf Prä­senz­be­ra­tung kon­zen­trier­ten Ange­bots da. Für vie­le rat­su­chen­de Men­schen stellt der Besuch einer Bera­tungs­stel­le eine gro­ße Hür­de dar. Die Mög­lich­keit, sich z. B. zunächst per E‑Mail an die Stel­le zu wen­den senkt Schwel­len. Zudem kön­nen Ange­bo­te lebens­welt­ori­en­tier­ter gestal­tet wer­den. Jun­ge Men­schen errei­chen wir nicht mehr aus­schließ­lich mit Prä­sen­z­an­ge­bo­ten, sehr wohl aber

über das Smart­phone und da bevor­zugt per Mes­sen­ger.

Ich selbst bera­te seit inzwi­schen mehr als 20 Jah­ren online. In „Inter­net­jah­ren“ ist das eine gefühl­te Ewig­keit, wenn man sich ver­ge­gen­wär­tigt, wel­che Kom­mu­ni­ka­ti­ons­me­di­en in die­sem Zeit­raum ent­wi­ckelt wur­den. Dass inzwi­schen neben der text­ba­sier­ten Bera­tung per Chat und Mail auch Video und Sprach­nach­rich­ten genutzt wer­den kön­nen, macht die­ses Feld sehr dyna­misch. Ich habe auch selbst schon Online­be­ra­tung in Anspruch genom­men, da ich die schrift­li­che Refle­xi­on sehr schät­ze.

Gibt es auch beson­de­re Schwie­rig­kei­ten und Hemm­nis­se, die dabei zu beach­ten sind?

Es muss uns gelin­gen, pass­ge­naue Ange­bo­te zu schaf­fen. Nicht für alle Rat­su­chen­de ist jedes Medi­um geeig­net. Hier­zu ist es wich­tig, die Prä­fe­ren­zen, Res­sour­cen und Kom­pe­ten­zen der Bedarfs­grup­pen zu ana­ly­sie­ren und

auch eige­ne Vor­be­hal­te zu reflek­tie­ren. Und natür­lich gäbe es auch Wege, um Online­be­ra­tung anzu­bie­ten, die eine hohe Akzep­tanz bei den Rat­su­chen­den hät­ten, aber aus Daten­schutz­grün­den kri­tisch zu sehen sind.

Ich neh­me an, die Ein­hal­tung des Daten­schut­zes ist in die­sem Zusam­men­hang ein wich­ti­ges The­ma. Wie kann dies gelin­gen?

Es gibt bereits seit vie­len Jah­ren Soft­ware, die spe­zi­ell für die siche­re und ver­schlüs­sel­te Online­kom­mu­ni­ka­ti­on ent­wi­ckelt wur­de. Die­se kön­nen wir für die Bera­tung beden­ken­los nut­zen. Gleich­zei­tig müs­sen wir beach­ten, dass es für man­che Rat­su­chen­de eine Hür­de dar­stel­len kann, sich z. B. den siche­ren Mes­sen­ger run­ter­zu­la­den oder das ver­schlüs­sel­te Video­tool zu nut­zen. Es ist daher wich­tig, dass wir gut Bescheid wis­sen und ein­schät­zen kön­nen, wann wir es mit ver­trau­li­chen Inhal­ten zu tun haben, die wir ent­spre­chend schüt­zen müs­sen. Dazu gehört auch, Rat­su­chen­de gut zu infor­mie­ren und manch­mal auch zu über­zeu­gen.

Nun viel­leicht noch ein paar Wor­te zu unse­rem Zer­ti­fi­kats­kurs. Wie sehen die kon­kre­ten Inhal­te des Kur­ses aus?

Der Kurs deckt alle For­men der Online­be­ra­tung ab, die sich in den letz­ten Jah­ren eta­bliert haben. Wir beschäf­ti­gen uns in der Wei­ter­bil­dung mit den beson­de­ren Chan­cen der text­ba­sier­ten Bera­tungs­kom­mu­ni­ka­ti­on, die für vie­le Rat­su­chen­de manch­mal der ein­zi­ge Zugangs­weg zu einem Bera­tungs­an­ge­bot ist. Aber wir befas­sen uns natür­lich auch mit der Videobe­ratung sowie der Mög­lich­keit, mit einem Mes­sen­ger in ganz viel­fäl­ti­ger Wei­se Bera­tungs­pro­zes­se zu gestal­ten. Da kom­men dann z. B. auch Sprach­nach­rich­ten zum Ein­satz, die für bestimm­te Ziel­grup­pen einen nahe­zu bar­rie­re­frei­en Zugang zur Bera­tung bedeu­ten.

Wie genau ist der Kurs auf­ge­baut? Wie funk­tio­niert die Ver­bin­dung von Theo­rie und Selbst­re­fle­xi­on im Online­for­mat?

Der gro­ße Vor­teil am Online­for­mat: Wir ler­nen und üben in und mit dem Medi­um, um das es auch geht. So wird das theo­re­tisch Erlern­te gleich prak­tisch erfahr­bar und umsetz­bar. Zudem wird die eige­ne Online(kommunikations)kompetenz gestärkt. In den Selbst­lern­pha­sen kön­nen die Teilnehmer:innen The­men in ihrem eige­nen Arbeits­tem­po und mit den Schwer­punk­ten, die für sie beson­ders rele­vant sind, erar­bei­ten.

Wem wür­den Sie den Kurs emp­feh­len? Gibt es spe­zi­el­le Anfor­de­run­gen an die Teil­neh­men­den?

Der Kurs ist geeig­net für alle, die sich fit machen wol­len für eine Bera­tung im Zeit­al­ter der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on und der Mei­nung sind, dass wir die Bera­tung im Netz kei­nen Schar­la­ta­nen über­las­sen soll­ten.

Die Teilnehmer:innen soll­ten grund­le­gen­de Bera­tungs­kom­pe­ten­zen mit­brin­gen, wenn­gleich sie im Kurs ganz neue Kom­pe­ten­zen erler­nen wer­den und schnell fest­stel­len wer­den, dass Online­be­ra­tung etwas ganz ande­res ist, als das, was sie z. B. über Gesprächs­füh­rung wis­sen. Und Basis­kom­pe­ten­zen im Umgang mit dem Inter­net und sei­nen Medi­en sind wich­tig. Vor allem aber die Offen­heit, sich mit neu­en und ande­ren Kom­mu­ni­ka­ti­ons­for­men für die Bera­tung zu beschäf­ti­gen.

Wel­che Chan­ce sehen Sie dar­in, den Kurs bei uns an der Aka­de­mie anzu­bie­ten?

Die Zusam­men­ar­beit mit der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie habe ich in den letz­ten Jah­ren als sehr kon­struk­tiv und stets ver­bind­lich erlebt. Digi­ta­le The­men haben im Pro­gramm schon län­ger eine Rol­le gespielt und ich freue mich, dass wir mit dem Zer­ti­fi­kats­kurs nun eine qua­li­fi­zier­te Wei­ter­bil­dungs­mög­lich­keit geschaf­fen haben.

Vie­len Dank für das Gespräch!

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Das Gespräch führ­te Sol­vejg Hes­se, Bil­dungs­re­fe­ren­tin an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin.

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Novem­ber 2021 | Manage­ment

Inter­view mit Tal Pery

Dr. Tal Pery ist selbst­stän­di­ger Unter­neh­mens­be­ra­ter mit Fokus auf sozi­al­wirt­schaft­li­che Orga­ni­sa­tio­nen. Er unter­rich­tet unter ande­rem Digi­tal Lea­der­ship: Füh­ren im digi­ta­len Wan­del und gemein­sam mit Joël Dunand den Zer­ti­fi­kats­kurs Digi­ta­le Füh­rung und Trans­for­ma­ti­on an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin. Mit ihm haben wir über die digi­ta­le Ent­wick­lung der Sozi­al­wirt­schaft mit Blick auf die Pan­de­mie und auch mit Blick auf die Zukunft gespro­chen. 

Hal­lo Tal. Vie­len Dank, dass du dir Zeit für ein Inter­view mit uns nimmst. Mei­ne ers­te Fra­ge bezieht sich direkt auf dei­ne Erfah­run­gen wäh­rend der Pan­de­mie. Was hat sich dei­nes Erach­tens durch die Pan­de­mie in der Sozi­al­wirt­schaft geän­dert? Hast du den Ein­druck, dass digi­ta­le Werk­zeu­ge heu­te mehr und selbst­ver­ständ­li­cher im All­tag genutzt wer­den, oder seh­nen sich die

meis­ten zurück zum Ana­lo­gen? 

Hal­lo Tobi­as, ger­ne doch. Ich glau­be, bei­des ist rich­tig. Die Pan­de­mie hat vie­len die Berüh­rungs­ängs­te gegen­über digi­ta­len Werk­zeu­gen genom­men. Alle muss­ten sich von heu­te auf mor­gen mit Video­kon­fe­ren­zen und ande­ren Werk­zeu­gen aus­ein­an­der­set­zen. Gleich­zei­tig fehlt uns natür­li­cher­wei­se das mensch­li­che Mit­ein­an­der. Die Kunst wird sein, gemein­sam zu über­le­gen, wel­che Ele­men­te des Digi­ta­len wir nach wie vor nut­zen wol­len und soll­ten, wenn wir es nicht mehr müs­sen, son­dern kön­nen. 

Was sind für dich die größ­ten Vor­tei­le einer agi­len und digi­tal unter­stütz­ten Arbeits­wei­se im All­tag? 

Die Mög­lich­keit, zeit- und orts­un­ab­hän­gig zu arbei­ten, schafft für vie­le Men­schen eine Auto­no­mie, die sich in der Moti­va­ti­on, Effi­zi­enz und Qua­li­tät der Arbeit nie­der­schlägt. Der All­tag lässt sich dadurch oft fle­xi­bler und mit ande­ren nicht-beruf­li­chen Not­wen­dig­kei­ten ver­ein­ba­ren. Zudem kön­nen wir über die Aus­wer­tung ver­schie­de­ner Daten oder der Nut­zung von Platt­for­men Bedar­fe und Ange­bo­te pass­ge­nau­er zusam­men­brin­gen. Auch eine Annä­he­rung an die Lebens­wirk­lich­keit der „Kund:innen“ wird in man­chen Berei­chen erleich­tert – Jugend­li­che arbei­ten zum Bei­spiel eher mit Mess­an­ger­diens­ten als mit einem Klemm­brett, Kit­ael­tern nut­zen lie­ber eine App als das Tele­fon zur Kom­mu­ni­ka­ti­on Und schließ­lich ein kon­kre­tes Bei­spiel aus der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie: über das Ange­bot von Online-Semi­na­re konn­ten wir plötz­lich auch neue Ziel­grup­pen teil­ha­ben las­sen: Typi­scher­wei­se eine allein­er­zie­hen­de Geschäftsführer:in, die in einer klei­nen Orga­ni­sa­ti­on ohne schnel­le Anbin­dung nach Ber­lin nicht die Mög­lich­keit hat­te, an einem Semi­nar vor Ort teil­zu­neh­men. Hier waren lan­ge An- und Abrei­se sowie kom­ple­xe Orga­ni­sa­ti­on der beruf­li­chen und pri­va­ten Abwe­sen­heit gro­ße Hemm­fak­to­ren.  

Und gibt es auch neue Her­aus­for­de­run­gen, die mit dem neu­en digi­ta­len Arbei­ten ein­her­ge­hen? 

Die gibt es auf jeden Fall. Die meis­ten von uns haben sie gese­hen, dis­ku­tiert und häu­fig auch per­sön­lich gespürt. Das Mensch­li­che Mit­ein­an­der lei­det, wenn die Tür- und Angel-Gesprä­che und sozia­le Inter­ak­ti­on in der Tee­kü­che aus­blei­ben. Es ist sehr schwie­rig, Bezie­hun­gen digi­tal auf­zu­bau­en, gera­de für die­je­ni­gen, die sonst eher nicht in der digi­ta­len Welt unter­wegs sind. Bestehen­de Bezie­hun­gen auch digi­tal zu erhal­ten, fällt uns jedoch deut­lich leich­ter.  

Wir müs­sen also das digi­ta­le Mit­ein­an­der gut orga­ni­sie­ren. Kla­re Abspra­chen müs­sen weder kom­pli­ziert noch ein­engend sein. Und das Zwi­schen­mensch­li­che nicht ver­ges­sen, das auch digi­tal mög­lich ist.  

Wo siehst du die größ­ten Ver­än­de­run­gen in den kom­men­den Jah­ren für die Sozi­al­wirt­schaft und auch für unse­re Gesell­schaft? 

Wir müs­sen uns als Gesell­schaft der Fra­ge stel­len, wie wir eine durch­gän­gi­ge digi­ta­le Teil­ha­be ermög­li­chen. Infra­struk­tur, Wis­sens­ver­mitt­lung, Zugang für alle. In der Sozi­al­wirt­schaft wird es not­wen­dig sein, digi­ta­le Kom­pe­ten­zen auf­zu­bau­en und digi­ta­le Werk­zeu­ge, wo sinn­voll, nach und nach ein­zu­set­zen. Die Her­aus­for­de­rung stellt sich dabei eher für die klei­ne­ren als für die grö­ße­ren sozi­al­wirt­schaft­li­chen Trä­ger und Orga­ni­sa­tio­nen. Hier geht es nicht nur um Finan­zie­rung, son­dern auch um Struk­tu­ren und Wis­sen in der Orga­ni­sa­ti­on, die das

digi­ta­le Arbei­ten ein­fach und sicher machen und ihnen auch ermög­li­chen am Puls der Zeit zu blei­ben.  

Die sozia­le Teil­ha­be wird mehr und mehr auch eine Fra­ge der digi­ta­len Teil­ha­be. Was wür­dest du Füh­rungs­kräf­ten und Geschäfts­füh­run­gen in der Sozi­al­wirt­schaft mit Blick auf die Zukunft raten? 

Offen­heit für die­ses wich­ti­ge The­ma ist die Grund­la­ge. Auch soll­te Wis­sen dar­über auf­ge­baut und geschaut wer­den, wo man intern oder extern Hil­fe­stel­lung und För­de­rung erhält. Und es ist sinn­voll, die Schnell­schüs­se aus der pan­de­mi­schen Zeit zu bewer­ten und ggf. nach­zu­jus­tie­ren, sowie eine nach­hal­ti­ge digi­ta­le Stra­te­gie auf­zu­bau­en – mit der Leit­fra­ge „Wo kön­nen uns digi­ta­le Werk­zeu­ge hel­fen?“ 

Hier ist ein schritt­wei­ses Vor­ge­hen in der Regel am bes­ten – eine fun­dier­te digi­ta­le Infra­struk­tur (von Lei­tun­gen, siche­ren Spei­cher­or­ten, bis hin zu Wlan-Anbin­dung und Hard­ware) ist die Basis für jeg­li­ches digi­ta­les Han­deln. Auf die­ser Infra­struk­tur auf­bau­end kön­nen dann neue digi­ta­le Arbeits­pro­zes­se und all­täg­li­che Abläu­fe eta­bliert wer­den. Das ist auch Inhalt unse­res Zer­ti­fi­kats­kur­ses Digi­ta­le Füh­rung und Trans­for­ma­ti­on und im klei­ne­ren Rah­men auch im Semi­nar Digi­tal Lea­der­ship. Und nicht zuletzt, gilt es, mit den Kri­ti­kern im Gespräch zu blei­ben, auf­zu­klä­ren, Risi­ken und Gren­zen zu dis­ku­tie­ren, zu schu­len und so Wider­stän­de und abs­trak­te Ängs­te zu ver­ste­hen und abzu­bau­en. 

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Das Gespräch führ­te Tobi­as Fit­ting, Bil­dungs­re­fe­rent für Digi­ta­li­sie­rung an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin.

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August 2021 | Manage­ment

Im Gespräch mit Joël Dunand

Joël Dunand unter­stützt als Dozent im Digi­tal­fo­rum der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin Mit­glie­der des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­ban­des bei der Umset­zung der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on. Tobi­as Fit­ting ist als Bil­dungs­re­fe­rent für Digi­ta­li­sie­rung an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin tätig. Die bei­den tra­fen sich online, um sich über die Digi­ta­li­sie­rung in der Sozi­al­wirt­schaft aus­zu­tau­schen.

Lie­ber Joël, vie­len Dank, dass du Dir die Zeit für ein Inter­view nimmst. Wie siehst du denn die aktu­el­le digi­ta­le Situa­ti­on der Sozi­al­wirt­schaft?

Hal­lo Tobi­as, Dan­ke für Eure Ein­la­dung zum Gespräch. Eine ers­te Sache, die sich ver­än­dert hat, ist dass wir jetzt auch unser Inter­view ganz selbst­ver­ständ­lich online machen. Die­se Selbst­ver­ständ­lich­keit gab es bis 2020 noch nicht.

Wenn ich die Fra­gen unse­rer Work­shop-Teil­neh­mer von vor und nach der Pan­de­mie ver­glei­che, wer­den zwei gro­ße The­men deut­lich: Das ers­te ist das mobi­le Arbei­ten und die digi­ta­le Akte. Wenn man zum Bei­spiel ambu­lant tätig

ist, möch­te man orts­un­ab­hän­gig auf digi­ta­le Akten zugrei­fen kön­nen. Auch im Bereich der Ver­wal­tung, oder der Abrech­nung ist das ein ganz gro­ßes The­ma gewor­den. Das zwei­te gro­ße The­ma ist die Kom­mu­ni­ka­ti­on. Sowohl im Team unter­ein­an­der als auch mit Klient:innen. Bei uns im Kin­der­schutz­ver­ein ist die Online­be­ra­tung sehr wich­tig gewor­den. Wäh­rend der Pan­de­mie war der Bedarf nach zwi­schen­mensch­li­chem Aus­tausch sehr groß. Daher woll­ten wir ein­fa­che Zugän­ge für eine gute und daten­schutz­kon­for­me Kom­mu­ni­ka­ti­on schaf­fen. Wir woll­ten, dass Mee­tings wei­ter statt­fin­den kön­nen und alle wis­sen: „Was ist gera­de los? Wel­che Fra­ge­stel­lun­gen kom­men gera­de rein und wie kön­nen wir hel­fen?“ Daher brau­chen wir digi­ta­le Zugän­ge und digi­ta­le Vor­ge­hens- und Arbeits­wei­sen. Und hier sind auch die För­de­rer der Sozi­al­wirt­schaft gefragt. Man muss immer mehr doku­men­tie­ren, eben sta­tis­tisch nach­wei­sen und auf­be­rei­ten. Das sind fak­tisch Daten, die erfasst wer­den müs­sen, für die wir moder­ne Sys­te­me brau­chen, die es in der Sozi­al­wirt­schaft noch nicht aus­rei­chend gibt.

Oft man­gelt es auch an der Infra­struk­tur, deren Bedarf erst ein­mal klar benannt und erkannt wer­den muss.

Digi­ta­li­sie­rung bedeu­tet eben nicht nur, dass neue Com­pu­ter ange­schafft wer­den, son­dern vor allem braucht es eine Infra­struk­tur, WLAN im gan­zen Gebäu­de und natür­lich gute, siche­re und ver­läss­li­che Soft­ware. Die Orga­ni­sa­tio­nen müs­sen sich mit­tel- und lang­fris­tig fra­gen: Wie arbei­ten wir zusam­men? Wie pla­nen wir gemein­sam unse­re Ter­mi­ne und wie ver­tei­len wir die ver­schie­de­nen Auf­ga­ben unter­ein­an­der?

Der Bedarf an Digi­ta­li­sie­rung exis­tiert in allen Berei­chen der Sozi­al­wirt­schaft. Sei es die Kin­der­ta­ges­be­treu­ung, die ambu­lan­te oder sta­tio­nä­re Kin­der- und Jugend­hil­fe, die Sucht­prä­ven­ti­on oder Sucht­hil­fe. Alle benö­ti­gen ein­fa­che­re und schnel­le­re digi­ta­le Zugän­ge und Daten­er­fas­sung. Ein Groß­teil der Men­schen ver­bringt heu­te schon pri­vat viel Zeit mit dem Smart­phone. Daher soll­ten Ange­bo­te der Sozi­al­wirt­schaft auch unbe­dingt mobil erreich­bar sein.

In der Pri­vat­wirt­schaft gibt es ja schon Kun­den­kon­ten, Chat­bots und ver­schie­dens­te Mög­lich­kei­ten der Kon­takt­auf­nah­me.

Wenn sich die Sozi­al­wirt­schaft davon inspi­riert als Ser­vice­an­bie­ter auf­stellt, wird es ihr leich­ter fal­len, mehr Leu­te zu errei­chen. Wir müs­sen in die­ser gro­ßen digi­ta­len Welt gefun­den wer­den und auf die indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se der Men­schen ein­ge­hen. Dass wir jetzt so schnell und als gan­ze Gesell­schaft gelernt haben, ver­netz­ter zu arbei­ten, der Zugang zu Hilfs­an­ge­bo­ten digi­ta­li­siert wur­de, hat uns, trotz aller Anfangs­pro­ble­me 2020, schon ein gan­zes Stück wei­ter­ge­bracht.

Und wo siehst du da kon­kre­te Hür­den?

Tat­säch­lich, dass auf Sei­ten der Kos­ten­trä­ger oft noch nicht immer die Bereit­schaft besteht, moder­ne Wege zu gehen und zu finan­zie­ren. Es wird häu­fig noch eine Ori­gi­nal­un­ter­schrift des Kli­en­ten gefor­dert, den wir nur

online gese­hen haben. Vie­les muss wei­ter­hin per Post geschickt wer­den, obwohl die zustän­di­ge Mit­ar­bei­te­rin selbst im Home Office ist. Da wün­schen wir uns, dass dort schritt­wei­se benö­tig­te Schnitt­stel­len kom­men für Fach­soft­ware und die digi­ta­le Über­tra­gung. Dann kön­nen per Knopf­druck alle Mel­dun­gen gemacht wer­den und es bleibt mehr Zeit für das mensch­li­che Mit­ein­an­der.

Da steht also die ana­lo­ge Büro­kra­tie oft vie­len digi­ta­len Pro­zes­sen im Wege? Gut ist ja, dass es jetzt ein noch­mal ver­stärk­tes Bewusst­sein für die Wich­tig­keit des digi­ta­len Wan­dels gibt. Ich glau­be, vie­le Orga­ni­sa­tio­nen möch­ten ger­ne etwas machen, wis­sen aber gar nicht, wo sie anfan­gen sol­len und wol­len kei­ne fal­schen Ent­schei­dun­gen tref­fen. Was kön­nen wir jetzt direkt ange­hen, um den digi­ta­len Wan­del wei­ter vor­an­zu­trei­ben?

Da sehe ich klar die schon erwähn­te digi­ta­le Akte. Vie­le Trä­ger haben inzwi­schen unter­schied­lichs­te Pro­jek­te, die meist alle auch unter­schied­lich abge­rech­net wer­den müs­sen. Das lässt sich nicht mehr alles in Excel-Tabel­len abbil­den und kos­tet enorm viel Arbeits­zeit. Wenn wir künf­tig ein ver­netz­tes Pro­fil von Klient:innen haben, mit Ter­mi­nen und rele­van­ten Doku­men­ten und Stamm­da­ten, wird die Arbeit enorm erleich­tert. Ein Bei­spiel wären digi­tal doku­men­tier­te All­er­gien eines Kita-Kin­des oder auch die Tele­fon­num­mer der Eltern.

Da ist dann aller­dings das The­ma Daten­schutz sehr wich­tig. Was muss denn da kon­kret bedacht wer­den?

Das ist ein sehr wich­ti­ger Aspekt. Es braucht einen kla­ren Daten­ver­ar­bei­tungs­ver­trag mit dem Anbie­ter der Soft­ware, der die DSGVO berück­sich­tigt. Das ist ein umfang­rei­ches Doku­ment in dem klar gere­gelt ist, wer auf wel­che Daten wann zugrei­fen darf und wo die Daten kon­kret gespei­chert wer­den. Ver­schlüs­selt natür­lich. Des­we­gen emp­feh­le ich immer einen euro­päi­schen oder bes­ser deut­schen Anbie­ter, des­sen Ser­ver­struk­tur in Deutsch­land oder Euro­pa steht. Die Daten müs­sen auch klar lösch­bar sein, wenn sie nicht mehr benö­tigt wer­den. Ein moder­nes Sys­tem soll­te auch nur die Daten spei­chern, die es benö­tigt und kei­ne dar­über hin­aus.

Meta­da­ten zum Bei­spiel.

Genau. Nur die wich­ti­gen Daten. Nicht alle. Das ist natür­lich auch für die ein­zel­nen Nutzer:innen, egal ob in der Sozi­al­wirt­schaft oder der Pri­vat­wirt­schaft wich­tig. Es soll­te eine Art Kun­den­kon­to geben, in dem ich ganz trans­pa­rent sehe, was über mich gespei­chert wur­de. Hier braucht es einen fach­li­chen Aus­tausch und eine Hand­lungs­richt­li­nie in der Sozi­al­wirt­schaft.

Beim Daten­schutz ist der Fak­tor Mensch oft die größ­te Schwach­stel­le. Die Tech­nik ist inzwi­schen sehr fort­ge­schrit­ten, was mir aber nichts bringt, wenn durch einen nicht erkann­ten Phis­hing-Angriff, ein Pass­wort auf einer gefälsch­ten Sei­te ein­ge­ge­ben wird. Da kön­nen die Zugriffs­rech­te noch so sehr gere­gelt sein. Daher fin­de ich es wich­tig, dass alle in einer Orga­ni­sa­ti­on siche­re Pass­wör­ter ver­wen­den und auch mög­lichst eine Zwei-Fak­tor-Authen­ti­fi­zie­rung genutzt wird, sodass man mit dem Pass­wort allein nicht an Daten kommt.

Das ist eine tech­ni­sche Umset­zung, die viel Sicher­heit bie­tet. Eine Zwei-Fak­tor-Authen­ti­fi­zie­rung bedeu­tet, dass man auch ein zwei­tes Gerät als zusätz­li­che Anmel­dung braucht. Das kennt man vom Online-Ban­king. Ganz wich­tig ist aber, dass man noch­mal über­legt, wo eigent­lich unse­re Daten heu­te gespei­chert wer­den. Also immer wie­der der Hin­weis, dass wich­ti­ge Daten nur im Ein­zel­fall auf einen ein­zel­nen Ser­ver, der nicht in einem Rechen­zen­trum steht, gehö­ren. Da geht es dann mehr um die Daten­si­cher­heit, dass also nichts ver­lo­ren geht.

Da gab es eini­ge Medi­en­be­rich­te zu Erpres­sungs­ver­su­chen, bei denen gehack­te Ser­ver ver­schlüs­selt haben.

Dar­um ist man grund­sätz­lich bei einem pro­fes­sio­nel­len Anbie­ter siche­rer, da man selbst nie eine so siche­re IT-Infra­struk­tur auf­bau­en kann. Da wird dann auch genau fest­ge­hal­ten, was alles getan wird, um eine gute Abwehr bereit­zu­stel­len und in einem Ver­trag zur Auf­trags­da­ten­ver­ar­bei­tung fest­ge­hal­ten. Es ist viel wahr­schein­li­cher, dass der eige­ne Ser­ver in irgend­ei­ner Form kom­pro­mit­tiert wird, als dass es tat­säch­lich mei­ne Daten bei einem Anbie­ter trifft.

Ich möch­te noch­mal zum The­ma Cloud kom­men. Du bie­test bei uns ein For­mat zu Micro­soft Teams und Office 365 an. Wel­che Vor- und Nach­tei­le siehst du denn bei die­sem Ser­vice, der gera­de auch in der Sozi­al­wirt­schaft immer belieb­ter wird?

Micro­soft Teams und 365 ist in aller Mun­de, da es der Sozi­al­wirt­schaft kos­ten­güns­tig oder sogar kos­ten­frei bereit­ge­stellt wird. Das war und ist daher für vie­le das pas­sen­de Mit­tel zur Wahl. Das, was man bis­her auch in E‑Mails ver­schickt hat, kann man wun­der­bar auch bei Micro­soft Teams nut­zen und spei­chern. Inwie­weit sen­si­ble Daten und Noti­zen hier fest­ge­hal­ten wer­den, muss eine Orga­ni­sa­ti­on sehr gut prü­fen. Micro­soft hat einen sehr guten Daten­schutz. Aber man kann lei­der immer noch nicht wirk­lich sagen, was mit all den Daten, gera­de den Meta­da­ten, pas­siert. Also mein Fazit: Für das Kol­la­bo­ra­ti­ve Arbei­ten, To-Do-Lis­ten, Ter­min­pla­nung und die inter­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on ist es sehr emp­feh­lens­wert. Par­al­lel dazu soll­te es noch eine ande­re Soft­ware für die sen­si­blen, schüt­zens­wer­ten Daten geben. Und das kann ja dann noch mit ande­ren Tools wie Miro ergänzt wer­den.

Dazu wird es bei uns auch Work­shops geben, in denen eini­ge Tools, die sich bewährt haben, vor­ge­stellt wer­den. Außer­dem wird es nächs­tes Jahr neben dei­nem Ein­füh­rungs­for­mat zu Teams und Office 365 auch ver­tie­fen­de Schu­lun­gen dazu geben.

Wenn wir noch etwas mehr in die Glas­ku­gel schau­en, wird es auch Fach­soft­ware und auch Pro­jekt­ma­nage­ment-Soft­ware geben, die eine aus­ge­klü­gel­te Ter­min- und Auf­ga­ben­ver­wal­tung hat, wo auch vie­les auto­ma­ti­siert wird und das zum Bei­spiel mit der Leis­tungs­er­fas­sung ver­knüpft wird. Da arbei­ten wir der­zeit an einer Soft­ware, die das auf ein höhe­res Level hebt und dann Auf­ga­ben klein­tei­li­ger nach Zustän­dig­kei­ten ver­teilt wer­den kön­nen.

Das ist dann noch­mal ein ganz neu­es digi­ta­les Arbei­ten. Bis dahin ist Teams sicher­lich eine sehr gute Zwi­schen­lö­sung, um über­haupt in die­ses ver­netz­te Arbei­ten zu kom­men, statt sich immer Datei­en hin und her zu mai­len. Wir haben uns auch noch ein neu­es For­mat mit dir aus­ge­dacht: „Die digi­ta­le Zukunft der Sozia­len Arbeit – Impul­se für Ihre Orga­ni­sa­ti­on“.

Das neue For­mat soll Impul­se geben. Wie fin­det man eigent­lich her­aus, wo man gera­de in der Digi­ta­li­sie­rung steht? Was ist schon tech­nisch mög­lich? Sei­en es Anmel­de­ver­fah­ren für Klient:innen, Bewer­bungs­ma­nage­ment oder

ein über­sicht­li­ches Abrech­nungs­ver­fah­ren. Das For­mat soll dabei hel­fen, die ers­ten Schrit­te zu gehen und Bedar­fe zu erken­nen. Es beant­wor­tet Fra­gen und gibt Ori­en­tie­rung zu den kon­kre­ten Bil­dungs­an­ge­bo­ten der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin.

Idea­ler­wei­se hilft das dann den Teil­neh­men­den, gezielt pas­sen­de Bil­dungs­an­ge­bo­te bei uns zu fin­den. Sei­en es For­ma­te wie „Digi­tal Lea­der­ship“ und „Digi­ta­le Füh­rung und Trans­for­ma­ti­on“, in denen es um Digi­ta­li­sie­rungs­stra­te­gien für Orga­ni­sa­tio­nen geht, oder Schu­lun­gen für kon­kre­te Tools. Oder auch Work­shops, die hel­fen, Digi­ta­li­sie­rung, digi­ta­le Pro­zes­se oder auch das Prin­zip Cloud nach­zu­voll­zie­hen. Social Media und Open Source wer­den wir eben­falls behan­deln.

Digi­ta­li­sie­rung ist nicht das Ziel, son­dern der Weg hin zu einer effi­zi­en­te­ren und moder­nen Sozia­len Arbeit, die auch gera­de die Mit­ar­bei­ter und Mit­ar­bei­te­rin­nen ent­las­tet. Wenn wir digi­ta­le Instru­men­te klug und weit­sich­tig ein­set­zen, kön­nen sie uns wirk­lich assis­tie­ren. Unterm Strich bleibt dann mehr Zeit für die Din­ge, für die wir in der Wohl­fahrt ja eigent­lich bren­nen: Das mensch­li­che Mit­ein­an­der und die Für­sor­ge. Und dafür ist Digi­ta­li­sie­rung ein wun­der­ba­rer Weg und bie­tet tol­le Instru­men­te. Mit dem Digi­tal­fo­rum kön­nen wir auch noch mehr in den Aus­tausch unter­ein­an­der kom­men. Denn am bes­ten wird es, wenn wir das gemein­sam machen und ein­an­der unter­stüt­zen.

Da kann ich dir nur bei­pflich­ten. Wenn wir Digi­ta­li­sie­rung nicht mehr als die gro­ße zu bewäl­ti­gen­de Her­aus­for­de­rung ver­ste­hen, son­dern bewusst die Chan­cen und Mög­lich­kei­ten erken­nen und dar­auf hin­ar­bei­ten, kann dies sehr gewinn­brin­gend für uns alle sein.

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Joël Dunand stu­dier­te Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ma­nage­ment an der SRH in Ber­lin und arbei­te­te von 2006 bis 2014 in Chen­nai, Kal­kut­ta und Lon­don in der Soft­ware­ent­wick­lung, im Pro­jekt­ma­nage­ment und im Busi­ness Deve­lo­p­ment. Als Geschäfts­füh­rer des Sozi­al-The­ra­peu­ti­schen Insti­tuts Ber­lin-Bran­den­burg e.V. (STIBB) führ­te er die Moder­ni­sie­rung und digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on der Orga­ni­sa­ti­on durch. Sein Stu­di­um an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin schloss er mit sei­ner Mas­ter­ar­beit zur Bedeu­tung der Digi­ta­li­sie­rung für Orga­ni­sa­tio­nen ab.

Die Jugend von Tobi­as Fit­ting war von digi­ta­len The­men geprägt, als das Inter­net für die meis­ten noch Neu­land war und Boris Becker sich mit den bekann­ten Wor­ten „Ich bin drin!“ auch erst­mals im Inter­net beweg­te. Er han­tier­te mit Com­pu­tern, lern­te die Online-Video­spiel­wel­ten ken­nen und beschäf­tig­te sich mit Linux. Tobi­as Fit­ting stu­dier­te Poli­tik­wis­sen­schaft und Film­re­gie und war meh­re­re Jah­re in der Film- und Medi­en­bran­che tätig.

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Maga­zin

Juni 2021 | Manage­ment

Im Gespräch mit Prof. Dr. Jörg Kay­ser

Seit 2019 bie­ten wir den Bache­lor Sozia­le Arbeit an, der zur saat­li­chen Aner­ken­nung als Sozialarbeiter:in führt und auch Quereinsteiger:innen für sozia­le Beru­fe aus­bil­det. Wich­ti­ger Koope­ra­ti­ons­part­ner für den Stu­di­en­gang ist die Hoch­schu­le für ange­wand­te Päd­ago­gik Ber­lin. Prä­si­dent der Hoch­schu­le ist Prof. Dr. Jörg Kay­ser. Im Gespräch mit unse­rer Stu­di­en­gangs­lei­te­rin Chris­tin Friz­sche spricht er über die Qua­li­fi­ka­ti­on von Fach­kräf­ten und die Beson­der­hei­ten von berufs­be­glei­ten­den Stu­di­en­gän­gen für Stu­die­ren­de und Arbeitgeber:innen.

Sie sind seit Sep­tem­ber 2020 Prä­si­dent der Hoch­schu­le für ange­wand­te Päd­ago­gik und haben dort eben­falls die Pro­fes­sur für das Lehr­ge­biet all­ge­mei­ne Päd­ago­gik über­nom­men. Herz­li­chen Glück­wunsch!

Vie­len Dank!

Zu unse­rer gemein­sa­men Koope­ra­ti­on, also der Koope­ra­ti­on zwi­schen der Hoch­schu­le für ange­wand­te Päd­ago­gik und der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin gehört unter ande­rem der berufs­be­glei­ten­de Bache­lor­stu­di­en­gang Sozia­le Arbeit. Wor­in sehen Sie die Beson­der­hei­ten und Vor­tei­le die­ser Koope­ra­ti­on für sich aber auch für unse­ren gemein­sa­men Stu­die­ren­den?

Ich glau­be, dass es immer gut ist, einen Part­ner an der Sei­te zu haben, der noch eine zusätz­li­che Per­spek­ti­ve und auch Exper­ti­se in so einem wich­ti­gen Feld wie der ziel­ge­rich­te­ten Berufs­aus­bil­dung und dem Stu­di­um ein­bringt. Der Part­ner hat eine enge Ver­bin­dung zu den Men­schen in den Ein­satz­stel­len. Das ist, glau­be ich, eine ganz wich­ti­ge Grund­la­ge, um ein Stu­di­um zu gestal­ten, wo es immer dar­auf ankommt, Bezü­ge zwi­schen Theo­rie und Pra­xis her­zu­stel­len und sich gegen­sei­tig zu unter­stüt­zen.

Der Bedarf an gut aus­ge­bil­de­ten Fach­kräf­ten im Bereich der Sozia­len Arbeit in Deutsch­land, aber auch ins­be­son­de­re in Ber­lin, ist ja nach wie vor beson­ders hoch. Inwie­fern kann die­ser Stu­di­en­gang dazu bei­tra­gen, dem ent­ge­gen­zu­wir­ken?

Ich wür­de erst­mal zu noch etwas ganz Wich­ti­ges ergän­zen. Ja, der Bedarf ist hoch in den Fel­dern, die wir nor­ma­ler­wei­se schon im Blick haben: also bei­spiels­wei­se Pro­ble­me in der Schu­le oder in der Fami­lie, Kon­flik­te im Freun­des­kreis, Sucht­pro­ble­ma­tik, Umgang mit Leis­tung, Ein­sam­keit, Umgang mit Sozia­len Medi­en

in der Gesell­schaft, Kli­ma­kri­se und so wei­ter. Das Gan­ze ist schon ein Rie­sen­pa­ket bis dahin! Und jetzt haben wir auch noch die Coro­na-Kri­se. Sie hat für mich zwei, drei wich­ti­ge Aspek­te noch hin­zu­ge­bracht. Die jun­gen Men­schen, mit denen wir arbei­ten und die sich pro­fes­sio­na­li­sie­ren wol­len, set­zen sich ganz anders mit ihrer eige­nen Gesund­heit, aber auch mit der Gesund­heit ihrer Mit­men­schen aus­ein­an­der. Gleich­zei­tig hat die­se Coro­na­kri­se so eine Art Brenn­glas-Funk­ti­on gehabt und Pro­ble­me und ihre Dring­lich­keit noch ein­mal ver­schärft.

Vor die­sem Hin­ter­grund ist es von gro­ßer Bedeu­tung, dass die Men­schen die Sozia­le Arbeit leis­ten, mit einem hohen Grad an Qua­li­fi­ka­ti­on in die­se Arbeit hin­ein­ge­hen und dass die­se Arbeits­pro­zes­se durch Wei­ter­qua­li­fi­zie­rung und Aus­tausch ver­nünf­tig beglei­tet wer­den. Nur so kön­nen ein hoher Grad an Pro­fes­sio­na­li­tät und letz­ten Endes auch pro­fes­sio­nel­ler Distanz zu den Men­schen, mit denen man arbei­tet erreicht wer­den. Zum ande­ren ist die Qua­li­fi­ka­ti­on auch für die gute Arbeit in einem Team – mög­lichst in einem mul­ti­pro­fes­sio­nel­len Team oder sogar in einem trans­pro­fes­sio­nel­len Team – von ent­schei­den­der Bedeu­tung. Dabei geht es auch dar­um, Wert­schät­zung und Selbst­wirk­sam­keit zu erfah­ren. In unse­rem berufs­be­glei­ten­den Stu­di­en­gang wer­den die­se Din­ge in beson­de­rer Art und Wei­se unter­stützt, weil das Erle­ben im Han­deln einer­seits und das Reflek­tie­ren die­ser Pro­zes­se ande­rer­seits zu Grund­re­geln wer­den.

Es ist, als ob Sie die nächs­te Fra­ge schon vor­weg­ge­nom­men haben, denn da hät­te ich jetzt nach den inhalt­li­chen Schwer­punk­ten gefragt, die Sie für beson­ders rele­vant hal­ten. Vie­les habe ich gera­de schon raus­ge­hört.

Das stimmt! Wenn ich da jetzt einen zusam­men­fas­sen­den, opti­mis­ti­schen Wunsch for­mu­lie­ren dürf­te: Ich wür­de mir wün­schen, in die­sem Stu­di­um Men­schen für solch ein mul­ti- bezie­hungs­wei­se trans­pro­fes­sio­nel­les Team zu qua­li­fi­zie­ren, in dem gemein­sam mit ande­ren Pro­fes­sio­nen wie Son­der­päd­ago­gin­nen und Son­der­päd­ago­gen, Lehr­kräf­ten, Psy­cho­lo­gin­nen und Psy­cho­lo­gen sowie Schul­hel­fe­rin­nen und Schul­hel­fern, die alle ihre Rol­le und ihre Pro­fes­si­on ein­brin­gen, mit gegen­sei­ti­ger Aner­ken­nung und Wert­schät­zung, gear­bei­tet wür­de. Und das bei ange­mes­se­ner Bezah­lung! In den ein­zel­nen Fel­dern kann eine ange­mes­se­ne Bezah­lung nur über eine sehr qua­li­fi­zier­te Aus­bil­dung, also ein Stu­di­um lau­fen. Wenn in dem gemein­sa­men Wir­ken deut­lich wird, dass die Arbeit von einem Men­schen aus dem Feld der Sozia­len Arbeit, die­sel­be Qua­li­tät, die sel­be Aner­ken­nung hat, wie zum Bei­spiel die einer Lehr­kraft, wird sie eine viel höhe­re Akzep­tanz erfah­ren.

Damit wären wir schon bei der nächs­ten Fra­ge, die in Rich­tung der Ein­rich­tun­gen und Trä­ger geht: Wor­in soll­ten denn die Arbeitgeber:innen die Vor­tei­le sehen, in die Wei­ter­bil­dung ihrer Fach­kräf­te zu inves­tie­ren? Wel­che über­ge­ord­ne­ten Zie­le lie­ßen sich damit ver­bin­den?

Das Ent­schei­den­de sind hier der Theo­rie-Pra­xis-Abgleich und der zuge­hö­ri­ge Refle­xi­ons­an­teil. Die­ser hohe Refle­xi­ons­an­teil muss dazu füh­ren, dass der ein­zel­ne Mit­ar­bei­ter, die ein­zel­ne Mit­ar­bei­te­rin auch an seine:ihre Ein­rich­tung zurück­spie­geln kann, wie die Arbeits­pro­zes­se lau­fen bezie­hungs­wei­se wo Opti­mie­rungs­be­darf besteht. So kann eine kri­ti­sche Hin­ter­fra­gung oder auch ein Moni­to­ring der eige­nen Arbeits­pro­zes­se und der eige­nen Ent­wick­lung in die Ein­rich­tung hin­ein­ge­bracht wer­den.

Das glei­che gilt auch in die ande­re Rich­tung. Natür­lich gehört es dazu, dass sowohl die Ein­rich­tung als auch die Hoch­schu­le unmit­tel­bar in Eva­lua­ti­ons­pro­zes­se mit­ein­be­zo­gen wer­den und auch Gegen­stand der Eva­lua­tio­nen wer­den, um dann auf die­ser Basis auch ihre eige­nen Pro­zes­se kri­tisch zu reflek­tie­ren. Die­ser dau­er­haf­te Aus­tausch spielt eine gro­ße Rol­le.

Wenn man es dann noch schafft, ein mehr­di­men­sio­na­les Super­vi­si­ons­sys­tem zu imple­men­tie­ren, kommt man ganz weit vor­an. Es muss für den Ein­zel­nen die Mög­lich­keit geben im eige­nen Arbeits­feld oder Pra­xis­feld eine Super­vi­si­on zu erfah­ren. Für die Stu­die­ren­den muss es genau­so die Mög­lich­keit geben, in der Hoch­schu­le eine Super­vi­si­on zu erfah­ren. Die­ses Zusam­men­spiel zwi­schen Trä­ger und Hoch­schu­le kann viel bewir­ken. Einer­seits kann eine gemein­sa­me Metho­de ein­ge­setzt wer­den, hier mit dem Stich­wort Super­vi­si­on. Dann kann das gan­ze theo­re­tisch reflek­tiert wer­den. Auf der ande­ren Sei­te kann die­se theo­re­ti­sche Reflek­ti­on aus den Semi­na­ren wie­der in die eige­ne Ein­rich­tung zurück­ge­spie­gelt wer­den. Also bes­ser kann man über das per­sön­li­che Wir­ken in so einem wich­ti­gen Arbeits­feld gar nicht mit­ein­an­der in eine Aus­ein­an­der­set­zung tre­ten. Das ist der gro­ße Wert von berufs­be­glei­ten­den Aus­bil­dun­gen!

Vie­len Dank für die­se Aus­füh­run­gen! Wem wür­den Sie denn zu einem Stu­di­um der Sozia­len Arbeit raten?

Jedem Men­schen, dem es wich­tig ist, mit ande­ren Men­schen gut zu arbei­ten, sie zu unter­stüt­zen und zu för­dern, dies in ers­ter Linie für die ande­ren Men­schen macht. Gleich­zei­tig soll­te er oder sie aber auch in der Lage sein,

eine pro­fes­sio­nel­le Distanz auf­zu­brin­gen.

Und wel­che Erkennt­nis­se wür­den Sie den Stu­die­ren­den wün­schen, was sie im Rah­men des Stu­di­ums errei­chen? Was liegt Ihnen da beson­ders am Her­zen?

Es ist ein unglaub­lich wert­vol­les Arbeits­feld. Ein Arbeits­feld, das iden­ti­täts­schaf­fend und bestär­kend sein kann, in dem ich aus mir selbst her­aus­ge­hen und eine eige­ne Stär­ke ent­wi­ckeln kann, die ich in das Arbeits­feld ein­brin­gen kann. Ande­rer­seits muss ich auch ganz klar Situa­tio­nen schaf­fen kön­nen, in denen ich mich von die­sen gan­zen Pro­zes­sen distan­zie­re und wie­der zu mir selbst zurück­keh­re, Kraft schöp­fe und nicht von mor­gens bis abends gedank­lich und emo­tio­nal in der Sozia­len Arbeit hän­ge.

Eine abschlie­ßen­de Fra­ge habe ich noch: Kön­nen wir als Aka­de­mie oder Sie als Leh­ren­der auch etwas von den Stu­die­ren­den ler­nen?

Ele­men­tar viel! Ich glau­be, dass die Stu­die­ren­den eine wirk­lich wich­ti­ge Auf­ga­be haben: näm­lich uns mit den The­men zu ver­sor­gen! Man kann sich Pro­blem­la­gen vor Augen füh­ren, man kann ganz vie­le Fall­ana­ly­sen machen. Doch das Wich­tigs­te ist doch, dass immer wie­der Leben in die­se Fel­der hin­ein­kommt, sowohl in den Ein­rich­tun­gen als auch in der Hoch­schu­le.

Damit sind wir eigent­lich auch wie­der bei dem The­ma vom Anfang, an dem wir im Moment nicht vor­bei­kom­men. Wer hät­te vor andert­halb Jah­ren gedacht, dass die Coro­na­kri­se die Bezie­hun­gen so ver­än­dert. Wie sol­len wir das in unse­re Arbeits­wirk­lich­keit inte­grie­ren, in unse­re Qua­li­fi­zie­rungs­an­ge­bo­te, in die Hoch­schu­len, wenn nicht die Stu­die­ren­den ganz klar zurück­spie­geln, was es eigent­lich bedeu­tet? Das glei­che gilt auch für die Zukunft bei ganz

ele­men­ta­ren Fra­gen rund um Kli­ma, um euro­päi­sche Sicher­heit, um all die­se gan­zen Din­ge. Was bedeu­ten sie für den ein­zel­nen Men­schen? Wie geht er oder sie damit um? Das krie­gen wir durch die Berich­te aus der Pra­xis, durch das eige­ne Erle­ben und durch die eige­nen Schwie­rig­kei­ten von den­je­ni­gen mit, die bei uns arbei­ten oder die sich bei uns qua­li­fi­zie­ren.

Vie­len Dank für das Gespräch!

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Maga­zin

Juni 2021 | Manage­ment

Ehren­amts­ma­nage­ment inten­siv – Zer­ti­fi­kats­kurs

Ein Erfah­rungs­be­richt von Gül Yavuz

Als ich im Novem­ber 2019 den Zer­ti­fi­kats­kurs „Ehren­amts­ma­nage­ment inten­siv“ an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin begann, war ich mir nicht sicher, ob mir die­se Fort­bil­dung wirk­lich nüt­zen wür­de. Ich hat­te schließ­lich schon selbst jah­re­lang als Frei­wil­li­ge gear­bei­tet und auch viel Erfah­rung im Umgang mit Enga­gier­ten in der eige­nen Orga­ni­sa­ti­on gesam­melt. Den­noch war ich neu­gie­rig auf das, was mich erwar­ten wür­de, irgend­et­was Neu­es wäre sicher­lich dabei. Nicht abseh­bar war zu die­sem Zeit­punkt die lan­ge Dau­er die­ser Work­shop­rei­he, die sich wegen der Coro­na-Pan­de­mie über ein Jahr hin­ge­zo­gen hat. Rück­wir­kend kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, die­sen Kurs gemacht zu haben, auch trotz der Ver­la­ge­rung von Prä­senz- zu Online- und Misch­for­ma­ten und dem gro­ßen Zeit­fens­ter.

Der Zer­ti­fi­kats­kurs

Der Kurs begann im Novem­ber 2019 in den Räu­men der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie in Ber­lin Mit­te als Prä­senz-Ver­an­stal­tung. Es ging zunächst um das gegen­sei­ti­ge Ken­nen­ler­nen und ers­te Zugän­ge zu dem The­ma. Es wur­de gleich deut­lich: pas­siv konn­te hier nie­mand sein. Unse­re Dozen­tin­nen Bea­te Här­ing und Chris­tia­ne Bie­der­mann führ­ten uns in abwechs­lungs­rei­chen Ses­si­ons, in Groß- und Klein­grup­pen mit denk­wür­dig chic design­ten Flip­charts von The­ma zu The­ma: War­um eigent­lich der Begriff „Manage­ment“? Wie fin­den Frei­wil­li­ge zu uns und wie blei­ben sie? Wel­che Per­so­nas kön­nen wir unse­ren Frei­wil­li­gen zuord­nen?

Es gab eine schier end­lo­se Palet­te an Berei­chen, die wir behan­del­ten, auch die Abste­ckung des recht­li­chen Rah­mens durch einen Rechts­an­walt gehör­te dazu. Beson­ders im Gedächt­nis geblie­ben ist mir per­sön­lich die Ses­si­on mit den soge­nann­ten „Motiv­la­gen“. Motiv­la­gen sind die indi­vi­du­el­len Antriebs­mo­ti­ve von Men­schen, die es zu ver­ste­hen gilt, wenn sie von einer Sache über­zeugt wer­den sol­len. Oft wer­den Motiv­la­gen falsch inter­pre­tiert: war­um bei­spiels­wei­se jeman­dem Ver­ant­wor­tung anbie­ten, wenn die­se Per­son in ihrem Enga­ge­ment eigent­lich ein­fach nur Kaf­fee kochen will? In die­ser Ses­si­on gab es viel Geläch­ter, alle hat­ten hier ihre indi­vi­du­el­len Geschich­ten von Miss­ver­ständ­nis­sen.

Die indi­vi­du­el­len Arbei­ten zwi­schen den Kur­sen

Im Zuge des Semi­nars hat­ten wir Teil­neh­men­den auch Haus­auf­ga­ben auf: wir soll­ten selbst ein Frei­wil­li­ges Enga­ge­ment auf­neh­men und so eine Ein­rich­tung aus der Per­spek­ti­ve von Frei­wil­li­gen ken­nen­ler­nen. Als zwei­tes soll­ten wir ein selbst­ge­wähl­tes The­ma in unse­rer Arbeit wei­ter vor­an­trei­ben. Zwi­schen­durch tra­fen wir uns in

Klein­grup­pen in Zoom-Mee­tings um uns gegen­sei­tig zu unter­stüt­zen.

Fazit

Durch den Zer­ti­fi­kat­kurs Ehren­amts­ma­nage­ment inten­siv habe ich nun das Gefühl, bes­ser für mei­ne Arbeit gewapp­net zu sein. Ich ver­ste­he das Feld Ehren­amts­ma­nage­ment als kom­ple­xes Sys­tem, das ich aus jeder mög­li­chen Per­spek­ti­ve reflek­tiert habe. Das ist für mich per­sön­lich etwas Neu­es und ein gro­ßer Gewinn. Wie Arbeit mit Frei­wil­li­gen „gema­nagt“ wer­den muss, wenn sie es erfolg­reich sein soll, habe ich ver­stan­den. Die Ähn­lich­kei­ten zum Manage­ment-Pro­zess im For-Pro­fit-Bereich sind deut­lich. Außer­dem kann ich nun auf kon­kre­te Hand­lungs­stra­te­gien zurück­grei­fen, die wir im Work­shop­pro­zess indi­vi­du­ell erar­bei­tet haben.

Eine ech­te Berei­che­rung ist außer­dem das gro­ße Netz­werk an Kolleg:innen aus ganz Deutsch­land, das sich durch die gemein­sa­me Work­shop­ar­beit auto­ma­tisch gebil­det hat. Wir waren wirk­lich eine schö­ne Gemein­schaft in die­ser Zeit.

Nicht zuletzt liegt der Erfolg der Fort­bil­dung aber auch an den zwei tol­len Dozen­tin­nen Bea­te Här­ing und Chris­tia­ne Bie­der­mann, die uns immer gut gelaunt und kom­pe­tent durch das krea­ti­ve Pro­gramm geführt haben. Einen herz­li­chen Dank an die bei­den.

Zur Autorin: Gül Yavuz arbei­tet als Koor­di­na­to­rin für digi­ta­les Enga­ge­ment bei der oskar | frei­wil­li­gen­agen­tur lich­ten­berg

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Maga­zin

Mai 2021 | Manage­ment

Digi­ta­li­sie­rung der Sozia­len Arbeit im Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­band Ber­lin und der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin

Ein Gast­bei­trag von Chris­ti­an Sie­vert

Nach der gefühlt 1000sten Video­kon­fe­renz und end­los voll­ge­schrie­be­nen Pads fra­gen sich wohl mitt­ler­wei­le vie­le:

Ist das jetzt die Digi­ta­li­sie­rung der Sozia­len Arbeit von der immer gespro­chen wird? Und wahr­schein­lich noch viel öfter: Bleibt das jetzt so? Dies und noch eini­ges mehr woll­ten wir auch von unse­ren mehr als 800 Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen des Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­ban­des Ber­lin wis­sen. Aber der Rei­he nach.

Mit der Ein­füh­rung eines neu­en Arbeits­be­rei­ches, der Digi­ta­li­sie­rung in der Sozia­len Arbeit, trägt der Pari­tä­ti­sche

Ber­lin den sich immer wei­ter­ent­wi­ckeln­den Rah­men­beding­ungen Rech­nung. Im ers­ten Jahr der Coro­na-Pan­de­mie lag der Fokus noch dar­auf, gemein­sam mit der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin schnel­le Unter­stüt­zung für unse­re

Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen anzu­bie­ten. Wir haben unse­re Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen zum Bei­spiel bei der tech­ni­schen Aus­stat­tung, beim The­ma Daten­schutz, oder auch bei der Durch­füh­rung von Onlin­ever­an­stal­tun­gen unter­stützt und geschult. Somit konn­ten wir einen wich­ti­gen Bei­trag dazu leis­ten, dass unse­re Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen trotz der Pan­de­mie arbeits­fä­hig blie­ben. Aller­dings sind dabei auch The­men lie­gen geblie­ben.

Wo der Schuh drückt.

Eines unse­rer Anlie­gen war es, zunächst ein Ver­ständ­nis dafür zu ent­wi­ckeln, wo das The­ma Digi­ta­li­sie­rung in der

Sozia­len Arbeit bei unse­ren Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen im Ver­band aktu­ell ver­or­tet ist. Dazu grif­fen wir, ganz ana­log, zum Tele­fon. Neben Fra­gen zu Bedar­fen und Her­aus­for­de­run­gen inter­es­sier­te uns ins­be­son­de­re, wie wir als Ver­band unse­re Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen am bes­ten unter­stüt­zen kön­nen. Wäh­rend die Umfra­ge und deren Aus­wer­tung noch eini­ge Zeit in Anspruch neh­men wird, las­sen sich schon jetzt eini­ge inter­es­san­te Schlüs­se dar­aus zie­hen. Als ers­tes sticht her­vor, dass die Coro­na-Pan­de­mie in vie­len Orga­ni­sa­tio­nen Pro­zes­se beschleu­nigt hat, die schon län­ger anstan­den. Wo im Janu­ar 2020 viel­leicht doch dis­ku­tiert wor­den ist, ob man ein­mal Video­kon­fe­renz­sys­te­me aus­pro­bie­ren soll­te, war spä­tes­tens im März klar, dass ohne eine digi­ta­le Infra­struk­tur,

vul­nerable Ziel­grup­pen even­tu­ell gar nicht mehr erreicht wer­den kön­nen. Dem­entspre­chend waren Eile und Prag­ma­tis­mus gebo­ten. Dies hat im sel­ben Atem­zug aber auch ver­deut­licht, mit wel­chen Her­aus­for­de­run­gen sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen im Bereich Digi­ta­li­sie­rung kon­fron­tiert sind. Hier ste­hen vor allem man­geln­de Res­sour­cen im Vor­der­grund. Ins­be­son­de­re klei­ne­re Orga­ni­sa­tio­nen haben immer wie­der damit zu kämp­fen, dass

in ihren Zuwen­dun­gen die wach­sen­de digi­ta­le Infra­struk­tur, die für moder­ne Sozia­le Arbeit not­wen­dig ist, nicht vor­ge­se­hen ist. Dem­entspre­chend hoch ist auch der Wei­ter­bil­dungs­be­darf in die­sem Bereich. Sei es Daten­schutz, Pro­zess­op­ti­mie­rung, agi­le Füh­rung, oder auch die Fra­ge, wie teu­er eine eigent­lich eine gute IT-Bera­tung sein soll­te. Ein Fakt sticht aber beson­ders her­vor: alle Orga­ni­sa­tio­nen mes­sen der Digi­ta­li­sie­rung im Fach­be­reich der Sozia­len Arbeit eine gro­ße Bedeu­tung zu und noch viel wich­ti­ger: fast alle haben auch Lust, sich mit die­sem The­ma inten­siv zu beschäf­ti­gen.

Und jetzt?

Genau die­se Dyna­mik auf­zu­grei­fen und dar­aus zusam­men mit der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie pass­ge­naue Ange­bo­te für unse­re Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen zu ent­wi­ckeln, ist das Anlie­gen des Ver­ban­des. Eine zen­tra­le Rol­le spielt dabei

schon jetzt das Pari­tä­ti­sche Digi­tal­fo­rum (https://paritaetisches-digitalforum.de). Hier gibt es schon jetzt zahl­rei­che Ange­bo­te zu Her­aus­for­de­run­gen der Digi­ta­li­sie­rung und die Inhal­te und For­ma­te wer­den kon­ti­nu­ier­lich wei­ter aus­ge­baut. Ange­fan­gen mit kur­zen und bün­di­gen Vor­trags­rei­hen über regel­mä­ßi­ge Bera­tungs­an­ge­bo­te bis hin zu neu­en Netz­werk­ver­an­stal­tun­gen wol­len wir noch mehr Platz bie­ten für Aus­tausch und neue Ideen. Gleich­zei­tig geben wir unse­ren Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen mit Wei­ter­bil­dun­gen die Instru­men­te an die Hand, die sie brau­chen, um den digi­ta­len Wan­del nicht nur zu erle­ben, son­dern auch mit­zu­ge­stal­ten.

Zum Autor:

Chris­ti­an Sie­vert ­­arbei­tet für den Pari­tä­ti­scher Wohl­fahrts­ver­band LV Ber­lin e.V. im Bereich Digi­ta­li­sie­rung

Foto © Stef­fen Herb­rechts­mei­er-Kauff­mann

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