Absolventin Julia Günster über das Masterstudium Sozialmanagement an der Paritätischen Akademie Berlin und ihren Weg von der Privatwirtschaft über die Jugendhilfe zum eigenen Sozialunternehmen
Frau Günster, mit ihrem Sozialunternehmen Thumbs and Hearts fördern Sie die digitale Medienkompetenz Jugendlicher. Was genau bieten Sie an?
Wir bieten Themen-Workshops rund um digitale Medienkompetenz für Jugendliche und für pädagogische Fachkräfte an. Darin geht es um Werbung und Influencer:innen, um Fake News und Recherche, um Selbstdarstellung und Selbstwahrnehmung und um Toleranz und Vielfalt in Social Media. Unser Ziel ist, Jugendliche zu befähigen, ein Bewusstsein für die konsumierten Inhalte zu entwickeln, sie einzuordnen und zu hinterfragen.
Wie kamen Sie auf die Idee?
Mit Thumbs and Hearts möchte ich das Wissen aus mehreren Branchen verbinden. Ich bin ursprünglich PR-Beraterin und habe selbst Social Media Kampagnen für Unternehmen geplant und umgesetzt. Die Idee zu Thumbs and Hearts entstand gemeinsam mit einer ehemaligen Kollegin. Jugendliche sind mehrere Stunden täglich in Social-Media-Netzwerken unterwegs, die in erster Linie wirtschaftliche Interessen verfolgen. Hinzu kommt die wachsende Bedeutung der Creator Economy. Die Werbebotschaften der Influencer:innen sind zum Teil geschickt verpackt, die Kennzeichnungspflicht nicht eindeutig geregelt. Uns ist es ein Anliegen, die digitale Medienkompetenz der Jugendlichen so zu stärken, dass sie souverän Influencer-Content, Werbung, PR und Meinungen einordnen können, Fakten von Fake News unterscheiden, und ein Bewusstsein entwickeln für den Einfluss vom Algorithmus der Netzwerke und ihrer Filter-Bubble.
Ihr beruflicher Weg führt von der Privatwirtschaft über die Jugendhilfe zum eigenen Sozialunternehmen. Inwiefern hat das Masterstudium Sozialwirtschaft Ihre Berufslaufbahn beeinflusst?
Als Quereinsteigerin in der Sozialwirtschaft wollte ich das Studium nutzen, um mich in der Branche zu professionalisieren. Neben dem Beruf zu studieren ist herausfordernd, für mich war es aber auch unglaublich
empowernd und hat mich motiviert, mich in der Sozialwirtschaft weiterzuentwickeln.
Wie konnten Sie die Inhalte des Studiums in Ihre Berufspraxis einbringen?
Ich habe damals als Newbie in der Branche bei einem Jugendhilfeträger mit vielen unterschiedlichen Angeboten und Einrichtungen gearbeitet. Das Studium hat mir viel Hintergrundwissen vermittelt, um die wirtschaftlichen Zusammenhänge besser zu verstehen: wie sieht dieser Markt in Deutschland eigentlich aus, wie funktioniert er und welche unterschiedlichen Finanzierungsmodelle gibt es? In meinem Job danach als Projektmanagerin für ein
Förderprogramm des Bundes war das Wissen um Zusammenhänge neben der Kenntnis der Praxis ebenfalls entscheidend, um unterschiedliche Fördervorhaben gezielt zu beraten. Bei der Gründung meines eigenen Sozialunternehmens hat mir vor allem das Vorwissen zu rechtlichen und steuerlichen Aspekten enorm geholfen. Und viele ganz konkrete Studieninhalte von Rechnungswesen bis Unternehmensstrategie spielen aktuell eine große Rolle in meinem Arbeitsalltag.
Gibt es für Sie ein persönliches Highlight aus Ihrer Studienzeit?
Das Highlight des Studiums war für mich unsere tolle Studiengruppe! Wir sind sehr zusammengewachsen, vor allem durch die Präsenzwochen. Durch meine Kommiliton:innen habe ich viele Insights aus unterschiedlichsten Branchen der Sozialwirtschaft erhalten. Das war unglaublich bereichernd.
Von den Veranstaltungen besonders in Erinnerung geblieben ist mir das Rhetorikseminar bei Pater Thomas. Ich hatte im Laufe meiner Berufslaufbahn schon mehrere Kommunikations-Workshops besucht, aber so intensiv, so ehrlich, so charismatisch wurde mir das Thema davor nie vermittelt.
Haben Sie noch Kontakt zu Ihren Kommiliton:innen?
Ja, wir sind noch in Kontakt. Ich hoffe, dass wir es schaffen, bald wieder ein Reunion-Gruppentreffen zu machen, das war seit Pandemiebeginn etwas schwierig. Ich habe mich während meiner Gründung mit einem Kommilitonen ausgetauscht, der Erfahrung mit der Ausgründung einer gemeinnützigen GmbH hat und mir wertvolle Tipps geben konnte.
Vielen Dank für das Gespräch!
________________________________________
Das Gespräch führte Johanna Brömer, Bildungsreferentin an der Paritätischen Akademie Berlin
Mehr Infos zur Thumbs and Hearts gGmbH finden sie unter www.thumbsandhearts.com
Sozialmanagement, Master of Arts
Berufsbegleitender Studiengang in Kooperation mit der Alice Salomon Hochschule Berlin
