Ehrenamtsmanagement intensiv – Zertifikatskurs
Ein Erfahrungsbericht von Gül Yavuz
Als ich im November 2019 den Zertifikatskurs „Ehrenamtsmanagement intensiv“ an der Paritätischen Akademie Berlin begann, war ich mir nicht sicher, ob mir diese Fortbildung wirklich nützen würde. Ich hatte schließlich schon selbst jahrelang als Freiwillige gearbeitet und auch viel Erfahrung im Umgang mit Engagierten in der eigenen Organisation gesammelt. Dennoch war ich neugierig auf das, was mich erwarten würde, irgendetwas Neues wäre sicherlich dabei. Nicht absehbar war zu diesem Zeitpunkt die lange Dauer dieser Workshopreihe, die sich wegen der Corona-Pandemie über ein Jahr hingezogen hat. Rückwirkend kann ich sagen, dass ich sehr froh bin, diesen Kurs gemacht zu haben, auch trotz der Verlagerung von Präsenz- zu Online- und Mischformaten und dem großen Zeitfenster.
Der Zertifikatskurs
Der Kurs begann im November 2019 in den Räumen der Paritätischen Akademie in Berlin Mitte als Präsenz-Veranstaltung. Es ging zunächst um das gegenseitige Kennenlernen und erste Zugänge zu dem Thema. Es wurde gleich deutlich: passiv konnte hier niemand sein. Unsere Dozentinnen Beate Häring und Christiane Biedermann führten uns in abwechslungsreichen Sessions, in Groß- und Kleingruppen mit denkwürdig chic designten Flipcharts von Thema zu Thema: Warum eigentlich der Begriff „Management“? Wie finden Freiwillige zu uns und wie bleiben sie? Welche Personas können wir unseren Freiwilligen zuordnen?
Es gab eine schier endlose Palette an Bereichen, die wir behandelten, auch die Absteckung des rechtlichen Rahmens durch einen Rechtsanwalt gehörte dazu. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir persönlich die Session mit den sogenannten „Motivlagen“. Motivlagen sind die individuellen Antriebsmotive von Menschen, die es zu verstehen gilt, wenn sie von einer Sache überzeugt werden sollen. Oft werden Motivlagen falsch interpretiert: warum beispielsweise jemandem Verantwortung anbieten, wenn diese Person in ihrem Engagement eigentlich einfach nur Kaffee kochen will? In dieser Session gab es viel Gelächter, alle hatten hier ihre individuellen Geschichten von Missverständnissen.
Die individuellen Arbeiten zwischen den Kursen
Im Zuge des Seminars hatten wir Teilnehmenden auch Hausaufgaben auf: wir sollten selbst ein Freiwilliges Engagement aufnehmen und so eine Einrichtung aus der Perspektive von Freiwilligen kennenlernen. Als zweites sollten wir ein selbstgewähltes Thema in unserer Arbeit weiter vorantreiben. Zwischendurch trafen wir uns in
Kleingruppen in Zoom-Meetings um uns gegenseitig zu unterstützen.
Fazit
Durch den Zertifikatkurs Ehrenamtsmanagement intensiv habe ich nun das Gefühl, besser für meine Arbeit gewappnet zu sein. Ich verstehe das Feld Ehrenamtsmanagement als komplexes System, das ich aus jeder möglichen Perspektive reflektiert habe. Das ist für mich persönlich etwas Neues und ein großer Gewinn. Wie Arbeit mit Freiwilligen „gemanagt“ werden muss, wenn sie es erfolgreich sein soll, habe ich verstanden. Die Ähnlichkeiten zum Management-Prozess im For-Profit-Bereich sind deutlich. Außerdem kann ich nun auf konkrete Handlungsstrategien zurückgreifen, die wir im Workshopprozess individuell erarbeitet haben.
Eine echte Bereicherung ist außerdem das große Netzwerk an Kolleg:innen aus ganz Deutschland, das sich durch die gemeinsame Workshoparbeit automatisch gebildet hat. Wir waren wirklich eine schöne Gemeinschaft in dieser Zeit.
Nicht zuletzt liegt der Erfolg der Fortbildung aber auch an den zwei tollen Dozentinnen Beate Häring und Christiane Biedermann, die uns immer gut gelaunt und kompetent durch das kreative Programm geführt haben. Einen herzlichen Dank an die beiden.
Zur Autorin: Gül Yavuz arbeitet als Koordinatorin für digitales Engagement bei der oskar | freiwilligenagentur lichtenberg