Maga­zin

Juli 2024 | Stu­di­um

Studieren mit Kind – im Masterstudium Sozialmanagement

Stu­die­ren und Eltern­schaft. Wie klappt das? Nika stu­diert aktu­ell den berufs­be­glei­ten­den Mas­ter­stu­di­en­gang Sozi­al­ma­nage­ment. Mit dabei in den Vor­le­sun­gen ist auch ihr gera­de acht Mona­te altes Kind. Die Sozi­al­ar­bei­te­rin erzählt uns im Inter­view, wie ihr das Stu­di­um mit Kind gelingt. 

 

Paritätische Akademie: In welchem Semester befindest du dich gerade und was ist deine berufliche Tätigkeit?  

Nika: Ich arbei­te seit vier Jah­ren in einem Trä­ger der sta­tio­nä­ren Jugend­hil­fe in Ber­lin als Sozi­al­ar­bei­te­rin. Aktu­ell befin­de ich mich in Eltern­zeit und stu­die­re im drit­ten Semes­ter den Mas­ter in Sozi­al­ma­nage­ment. 

Wie kam es zu der Entscheidung, das Masterstudium aufzunehmen? 

 

Nika: Es war schon lan­ge mein Wunsch, ein Mas­ter­stu­di­um zu machen. Ich war mir nur lan­ge nicht sicher, in wel­chem Bereich. Als ich mich für die­sen Mas­ter ent­schie­den hat­te, habe ich ziem­lich zeit­gleich fest­ge­stellt, dass ich schwan­ger bin. Nach kur­zem Über­le­gen habe ich die Zusa­ge zum Stu­di­um trotz­dem abge­schickt. 

 

Da du jetzt in Elternzeit bist, hast du neben dem Studium noch die Verpflichtung, dein Kind zu betreuen. Wie organisierst und finanzierst du das alles? 

 

Nika: Ich bekom­me noch Eltern­geld. So kann ich für mein Kind da sein und stu­die­ren. Zusätz­li­che Ein­künf­te wür­den wie­der vom Eltern­geld abge­zo­gen wer­den. Ich habe ein gut funk­tio­nie­ren­des pri­va­tes Netz­werk, wofür ich sehr dank­bar bin. Mei­ne Freun­din­nen unter­stüt­zen mich und haben seit Beginn an eine Bezie­hung zu mei­nem Kind. In die­ser Situa­ti­on habe ich gemerkt, wie wich­tig Freund­schaf­ten sind.  

 

Was motiviert dich besonders daran, Sozialmanagement zu studieren?

 

Nika: Eine wich­ti­ge Rol­le spielt mei­ne intrin­si­sche Moti­va­ti­on. Mich inter­es­siert die betriebs­wirt­schaft­li­che Per­spek­ti­ve auf ein gemein­nüt­zi­ges und sozi­al­wirt­schaft­li­ches Unter­neh­men. Ich bin über­zeugt, dass mir die­ses Stu­di­um neue Türen öff­net und bin froh, die Eltern­zeit dafür nut­zen zu kön­nen, mich wei­ter zu qua­li­fi­zie­ren. 

Was möchtest du mit dem Studium machen? 

 

Nika: Das wird sich viel­leicht erst im Nach­hin­ein her­aus­stel­len. Ich fin­de es zum Bei­spiel inter­es­sant, dadurch die Mög­lich­keit und das Wis­sen zu haben, ein­mal zu grün­den.  Außer­dem schlie­ße ich es auch nicht aus, mich damit auf eine Lei­tungs­po­si­ti­on zu bewer­ben.  

 

Welche Inhalte des Studiums waren für dich bisher besonders wertvoll?  

 

Nika: In Arbeits­recht zum Bei­spiel kann­te ich mich vor dem Stu­di­um wenig aus. Auch die Finan­zie­rungs­fra­gen, die im Stu­di­um behan­delt wer­den, emp­fin­de ich als sehr wich­tig. Wenn ich weiß, was sich hin­ter bestimm­ten Begrif­fen ver­steckt, kann ich pro­fes­sio­nel­ler in die­sem Gebiet han­deln. Wo muss ich nach­schau­en, um zu prü­fen, ob etwas geset­zes­kon­form ist? Die­ses Wis­sen fin­de ich sehr nütz­lich, da es mir Sicher­heit im Berufs­all­tag ver­schafft.

 

Wie erlebst du das Studieren mit Kind an der Paritätischen Akademie Berlin? 

Nika: Die Tole­ranz gegen­über stu­die­ren­den Eltern ist recht hoch. Das liegt sicher auch am sozia­len Bereich. Ich kann zum Bei­spiel mein Kind mit in die Aka­de­mie brin­gen, wenn ich das vor­her mit den Dozie­ren­den und der Grup­pe abspre­che. Das ist eine gro­ße Unter­stüt­zung.  

Ein Kind ent­wi­ckelt sich per­ma­nent und somit ver­än­dert sich die Situa­ti­on stän­dig. Mein Kind ist jetzt acht Mona­te alt. Bald wird es anfan­gen zu Lau­fen und weni­ger schla­fen. Dem muss ich mich anpas­sen. Dadurch habe ich aber auch das Gefühl, immer wie­der über mich hin­aus­zu­wach­sen.  

 

Was wünscht du dir von der von der Politik und von Arbeitgeber:innen? 

 

Nika: Ich fin­de, dass Eltern­schaft gene­rell zu wenig wert­ge­schätzt wird. Und das fängt schon bei der Bezah­lung der Kita­kräf­te an, die in Deutsch­land ver­gleichs­wei­se sehr gering ist. 

 

Das Stu­di­um ist auch noch­mal etwas ande­res als die Arbeits­welt. Ich wür­de mir grund­sätz­lich mehr eine Inte­gra­ti­on von Kin­dern in der Arbeits­welt wün­schen. 

Vie­len Dank für das Gespräch und dei­ne Offen­heit. Wir wün­schen dir viel Erfolg im Stu­di­um!

Mehr Infos zum Stu­di­en­gang Sozi­al­ma­nage­ment (M.A.) hier.

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Redak­ti­on: Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin

Foto im Titel­bild: Stu­den­tin Nika (Foto: Ele­na Gav­risch)

Sozi­al­ma­nage­ment,

Mas­ter of Arts

Berufs­be­glei­ten­der Stu­di­en­gang

Start: Okto­ber 2024

Sozia­le Arbeit,

Bache­lor of Arts

Berufs­be­glei­ten­der Stu­di­en­gang

Start: Okto­ber 2024

Heilpädagogik,

Bachelor of Arts

Berufsbegleitender Studiengang

Start: 1. Okto­ber 2024

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Juni 2024 | Stu­di­um

Ein Benefit für Organisation und Mitarbeiter:in –  

im Gespräch über das Studium Sozialmanagement (M.A.) mit Daniela Radlbeck 

In die­sem kur­zen Inter­view spre­chen wir mit Danie­la Radl­beck, Alum­ni des Mas­ter­stu­di­en­gangs Sozi­al­ma­nage­ment an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie, und heu­te Fach­re­fe­ren­tin beim Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­band Ber­lin, über ihren beruf­li­chen Wer­de­gang. 

Paritätische Akademie: Liebe Frau Radlbeck, Sie sind Fachreferentin beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin für die Themenbereiche Wohnungsnotfallhilfe und Wohnungspolitik. Wie genau sieht Ihr Tätigkeitsbereich aus? 

Danie­la Radl­beck:  Mein Tätig­keits­be­reich umfasst The­men, die mit Woh­nungs­lo­sig­keit in Zusam­men­hang ste­hen. Dies beinhal­tet die Sozia­le Arbeit, die spe­zi­ell für woh­nungs­lo­se Men­schen in der Stadt not­wen­dig ist. Ich ver­tre­te die Inter­es­sen unse­rer Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen und set­ze mich für woh­nungs­lo­se Men­schen ein. Ich enga­gie­re mich im Bereich der Woh­nungs­po­li­tik im Sin­ne unse­rer Trä­ger. Ziel ist es, dass jeder Mensch in Ber­lin eine Woh­nung oder eine Unter­kunft fin­det, unab­hän­gig von Alter, Ein­kom­men oder Armut. 

 

In Ber­lin ist der Wohn­raum knapp, wes­halb wir uns als Sozi­al- und Wohl­fahrts­ver­band dazu ent­schie­den haben, uns nicht nur sozi­al­po­li­tisch, son­dern auch woh­nungs­po­li­tisch zu enga­gie­ren. In mei­ner Funk­ti­on ste­he ich im Aus­tausch mit den zustän­di­gen Senats­ver­wal­tun­gen. Dabei wird deut­lich: auch sozia­le Ange­bo­te benö­ti­gen Räu­me, nicht nur Wohn­räu­me sind teu­er, son­dern auch Gewer­be­räu­me für eine sozia­le Nut­zung. Die­ses The­ma bear­bei­te ich eben­falls als Refe­ren­tin. 

 

Als Refe­ren­tin bera­te ich kei­ne woh­nungs­lo­sen Men­schen direkt, son­dern unter­stüt­ze die Struk­tu­ren und Orga­ni­sa­tio­nen, die die­se Bera­tung durch­füh­ren. Häu­fig neh­me ich eine Ver­mitt­le­rin­nen­rol­le ein und ver­net­ze ver­schie­de­ne Akteu­re inner­halb der Stadt. Unser Lan­des­ver­band ver­fügt über Exper­ti­se in vie­len Berei­chen, die es gilt, mit­ein­an­der zu ver­bin­den. 

Wann haben Sie Sozialmanagement berufsbegleitend studiert und in welchem Bereich haben Sie in dieser Zeit tätig?

 

Danie­la Radl­beck: 2014 habe ich das Stu­di­um in Sozi­al­ma­nage­ment (M.A.) an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin begon­nen und 2018 abge­schlos­sen. Vor dem Stu­di­um war ich als Bereichs­lei­te­rin in einem Wohn­pro­jekt für Frau­en mit Sucht­er­kran­kun­gen tätig. Die­se Arbeit war sehr inten­siv und viel­fäl­tig. Wäh­rend des Stu­di­ums habe ich Voll­zeit gear­bei­tet, daher habe ich mir wäh­rend der Mas­ter­ar­beit etwas mehr Zeit genom­men, um alles par­al­lel zu bewäl­ti­gen. 

„Nach vie­len Jah­ren in Lei­tungs­po­si­tio­nen woll­te ich mein betriebs­wirt­schaft­li­ches Wis­sen erwei­tern und über den Tel­ler­rand hin­aus­bli­cken. Mir war es wich­tig, auch die theo­re­ti­schen Grund­la­gen ken­nen­zu­ler­nen und die Sozia­le Arbeit inno­va­tiv, wir­kungs­voll und effi­zi­en­ter zu gestal­ten.“

 

Sie hatten also bereits Leitungsverantwortung, bevor Sie den Master in Sozialmanagement studiert haben. Wie kam es dazu?

 

Danie­la Radl­beck: Nach mei­nem Stu­di­um der Sozia­len Arbeit über­nahm ich schnell Lei­tungs­ver­ant­wor­tung. Zunächst befris­tet als Eltern­zeit­ver­tre­tung. Wenn man ein­mal Lei­tungs­ver­ant­wor­tung über­nom­men hat, ist es schwie­rig, wie­der zurück­zu­tre­ten. So zog sich Lei­tungs- und Per­so­nal­ver­ant­wor­tung durch mei­ne gesam­te beruf­li­che Lauf­bahn. Zusätz­lich absol­vier­te ich eine drei­ein­halb­jäh­ri­ge Aus­bil­dung zur sys­te­mi­schen The­ra­peu­tin, um die Per­spek­ti­ven von Kin­dern, Jugend­li­chen und Eltern bes­ser ver­ste­hen und bestehen­de Kon­flik­te inner­halb der Fami­lie bes­ser lösen zu kön­nen. 

 

Warum haben Sie sich dann noch für ein Masterstudium in Sozialmanagement entschieden? 

 

Danie­la Radl­beck: Nach vie­len Jah­ren in Lei­tungs­po­si­tio­nen woll­te ich mein betriebs­wirt­schaft­li­ches Wis­sen erwei­tern und über den Tel­ler­rand hin­aus­bli­cken. Mir war es wich­tig, auch die theo­re­ti­schen Grund­la­gen ken­nen­zu­ler­nen und die Sozia­le Arbeit inno­va­tiv, wir­kungs­voll und effi­zi­en­ter zu gestal­ten. 

Was waren die wertvollsten Dinge, die Sie im Masterstudiengang erlernt haben? Was hat Ihnen in Ihrem Berufsleben weitergeholfen? 

 

Danie­la Radl­beck: Beson­ders span­nend fand ich den The­men­be­reich Organisations­entwicklung und Chan­ge Manage­ment. Ich habe stets bei frei­en, gemein­nüt­zi­gen Trä­gern gear­bei­tet. Auf­grund von sich ver­än­dern­den Rah­men­beding­ungen müs­sen Men­schen in Lei­tungs­ver­ant­wor­tung Ver­än­de­run­gen und Inno­va­tio­nen in der Orga­ni­sa­ti­on umset­zen. Man nutzt dabei meist bekann­te Metho­den inner­halb der eige­nen Kom­fort­zo­ne. In der Organisations­entwicklung geht es dar­um, Ver­än­de­rungs­im­pul­se zu star­ten und mit Wider­stand kon­struk­tiv umzu­ge­hen. Hier konn­te ich viel ler­nen. 

 

Im Stu­di­um wur­den wir durch ein Coa­ching beglei­tet, was sich als sehr hilf­reich erwies. Der Aus­tausch mit ande­ren Stu­die­ren­den und Coa­ches hat mei­nen „Hand­werks­kof­fer“ deut­lich erwei­tert und mich „muti­ger“ gemacht, neue Instru­men­te aus­zu­pro­bie­ren und mei­nen Stil zu fin­den. 

 

Zu Beginn mei­ner beruf­li­chen Tätig­keit als Sozi­al­ar­bei­te­rin hät­te ich nicht gedacht, dass ich ein­mal als Refe­ren­tin bei einem Wohl­fahrts­ver­band arbei­ten wür­de. Ich dach­te, ich wür­de wei­ter in der direk­ten Bera­tung oder in einer the­ra­peu­ti­schen Bezie­hung mit Men­schen arbei­ten. Durch das Stu­di­um hat sich mein beruf­li­cher Hori­zont erheb­lich erwei­tert.  

 

Konnten Sie sich das Studium selbst finanzieren? Und wie haben Sie es geschafft, Arbeit und Studium zu vereinbaren?

 

Danie­la Radl­beck: Ja, ich habe das Stu­di­um kom­plett selbst finan­ziert. Neben dem Stu­di­um hat­te ich eine Voll­zeit­stel­le und muss­te mei­ne Zeit gut orga­ni­sie­ren. Für die Prä­senz­zei­ten konn­te ich Bil­dungs­ur­laub neh­men, aber alle zusätz­li­chen Stu­di­en­leis­tun­gen wur­den neben­bei erbracht. Aus dem Grund gestal­te­te ich Prä­sen­ta­tio­nen oder Stu­di­en­lei­tun­gen so, dass mein Arbeit­ge­ber davon pro­fi­tie­ren konn­te. 

 

Wäh­rend des Stu­di­ums hat­te ich einen Unfall, der mich zu einer Pau­se zwang. Die­se Zeit nutz­te ich, um mich zu sor­tie­ren und mei­ne Prio­ri­tä­ten zu über­den­ken. Nach dem Unfall wech­sel­te ich zum Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­band und arbei­te­te dort zunächst in Teil­zeit, um mei­ne Mas­ter­ar­beit abzu­schlie­ßen, der Lan­des­ver­band kam mir dabei sehr ent­ge­gen. 

 

Wenn mir etwas Spaß und Freu­de macht, kann ich sehr viel leis­ten. Das Stu­di­um hat mir größ­ten­teils Spaß gemacht und ich hat­te wun­der­ba­re Kom­mi­li­to­nin­nen und Kom­mi­li­to­nen. 

 

Haben Sie durch das Studium ein gutes Netzwerk aufgebaut? 

 

Danie­la Radl­beck: Ja. Mit eini­gen ehe­ma­li­gen Mit­stu­die­ren­den bin ich wei­ter­hin in losem Kon­takt. Beim letz­ten Alum­ni-Tref­fen war sogar eine klei­ne Grup­pe von ehe­ma­li­gen Kom­mi­li­to­nen anwe­send. Mit mei­nen engs­ten Stu­di­en­freun­den bin ich über eine Mes­sen­ger-Grup­pe ver­bun­den und wir ver­su­chen, uns min­des­tens ein­mal im Jahr zu tref­fen. 

„Zu Beginn mei­ner beruf­li­chen Tätig­keit als Sozi­al­ar­bei­te­rin hät­te ich nicht gedacht, dass ich ein­mal als Refe­ren­tin bei einem Wohl­fahrts­ver­band arbei­ten wür­de. Ich dach­te, ich wür­de wei­ter in der direk­ten Bera­tung oder in einer the­ra­peu­ti­schen Bezie­hung mit Men­schen arbei­ten. Durch das Stu­di­um hat sich mein beruf­li­cher Hori­zont erheb­lich erwei­tert.“  

 

Wenn Mitarbeitende den Wunsch haben, sich beispielsweise durch ein Studium weiterzubilden, welche Inhalte und Fähigkeiten würden dem Arbeitgeber Ihrer Meinung nach zugutekommen? 

 

Danie­la Radl­beck: Sowohl die Orga­ni­sa­ti­on als auch die Per­son pro­fi­tie­ren. Die Stu­di­en­in­hal­te sind immer pro­jekt- oder pro­zess­be­zo­gen bzw. pra­xis­be­zo­gen. Es wird immer einen Aus­tausch zwi­schen den The­men des Stu­di­ums und der Orga­ni­sa­ti­on geben. Ich glau­be, dass es einen Bene­fit für bei­de hat. Wich­tig ist, dass die Orga­ni­sa­ti­on die­sen Aus­tausch ermög­licht, för­dert und die dann gute aus­ge­bil­de­te Per­son hält. 

 

Die Ver­bin­dung von Theo­rie und Pra­xis ist sehr wich­tig. Stu­die­ren­de erwer­ben nicht nur theo­re­ti­sches Wis­sen, son­dern soll­ten die­ses Wis­sen auch in Pro­jek­ten oder in Ihrem Tätig­keits­feld umset­zen. Es ist wich­tig, dass Stu­die­ren­de zum Bei­spiel nicht nur etwas über das Zuwen­dungs­recht ler­nen, son­dern auch die Mög­lich­keit haben beim Pro­jekt oder beim Trä­ger die Umset­zung ken­nen­zu­ler­nen und das gelern­te Wis­sen in der Pra­xis anwen­den. 

 

Seit mei­nem Abschluss 2018 hat sich die Arbeits­welt stark ver­än­dert, vor allem durch Coro­na. Digi­ta­le Medi­en und künst­li­che Intel­li­genz spie­len eine immer grö­ße­re Rol­le. Auch in der sozia­len Arbeit ist es wich­tig, auf dem neu­es­ten Stand zu blei­ben, inno­va­tiv zu sein aber auch wei­ter­hin per­sön­li­che Begeg­nun­gen zu ermög­li­chen. 

Vie­len Dank für das Inter­view! Wir freu­en uns dar­auf, in einem wei­te­ren Gespräch mehr über Ihren Arbeits­be­reich zu erfah­ren. 

Das Inter­view führ­ten Ele­na Gav­risch und Julia Mann von der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin.  

 

Wei­ter­füh­ren­de Links: 

Pari­tä­ti­scher Wohl­fahrts­ver­band Ber­lin:  https://www.paritaet-berlin.de

Mehr Infos zum Stu­di­en­gang Sozi­al­ma­nage­ment (M.A.) hier.

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Redak­ti­on: Julia Mann (Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin)

Foto im Titel­bild: Danie­la Radl­beck (Foto: Ele­na Gav­risch)

Sozi­al­ma­nage­ment, Mas­ter of Arts

Berufs­be­glei­ten­der Stu­di­en­gang

Start: Okto­ber 2024

Sozia­le Arbeit, Bache­lor of Arts

Berufs­be­glei­ten­der Stu­di­en­gang

Start: Okto­ber 2024

Heilpädagogik

Berufsbegleitender Studiengang

Start: 1. Okto­ber 2024

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Mai 2024 | Stu­di­um

Quereinstieg durch das Studium in Sozialmanagement –  

im Gespräch mit Master-Absolventin Cora Döhn  

Cora Döhn war nach ihrem ers­ten Stu­di­um zunächst Deutsch als Fremd­spra­che Leh­re­rin und Online-Redak­teu­rin. Doch sie ent­schied sie sich für den Quer­ein­stieg in die Sozia­le Arbeit durch ein Stu­di­um in Sozi­al­ma­nage­ment und dem Antre­ten einer Stel­le bei der Ber­li­ner Aids-Hil­fe e.V.. In die­sem Inter­view spre­chen wir mit der Mas­ter-Absol­ven­tin, die heu­te die Koor­di­na­ti­on der Jugend­prä­ven­ti­on bei der Ber­li­ner Aids-Hil­fe aus­führt, über ihren heu­ti­gen Beruf und ihren Weg dort­hin. 

Was genau machst du als Youthwork-Koordinatorin bei der Berliner Aids-Hilfe und wie sieht dein Arbeitsalltag aus? 

Cora Döhn: Ich bin aktu­ell die Koor­di­na­ti­on des You­thwork-Teams der Ber­li­ner Aids-Hil­fe. Das bedeu­tet, ich gestal­te gemein­sam mit mei­nem Team die Jugend­prä­ven­ti­on bei uns im Haus. Mei­ne Haupt­auf­ga­ben sind ver­gleich­bar mit der einer Pro­jekt­ma­na­ge­rin. Bei mir liegt unse­re Ehren­amts­ko­or­di­na­ti­on für unser Team sowie die Koor­di­na­ti­on mit den Lehr­kräf­ten und den Schu­len, die zu uns kom­men. Ich orga­ni­sie­re unse­re Events und Pro­jek­te – wie z.B. eine Schüler:innenkonferenz, Pro­jekt­ta­ge und Events zu Anläs­sen wie dem Welt Aids Tag. Ich schrei­be den News­let­ter an die Schu­len, ich betreue unse­re Social Media-Accounts und tra­ge die päd­ago­gi­sche Ver­ant­wor­tung für unser Kon­zept und für die Work­shop-Inhal­te wie auch die Aus­bil­dung der Ehren­amt­li­chen, die bei uns ankom­men. Außer­dem küm­me­re ich mich um die Team­ent­wick­lung bei uns intern. 

 

Ein Teil mei­ner Stel­le in der Ber­li­ner Aids-Hil­fe wid­met sich dem Team des Ehren­amts­ma­nage­ments. Wir eta­blie­ren eine wert­schät­zen­de Aus­bil­dungs­kul­tur für Ehren­amt­li­che der gesam­ten Ber­li­ner Aids-Hil­fe und hal­ten die­se auf­recht. Wer bei uns neu ehren­amt­lich anfängt, absol­viert ver­schie­de­ne Kur­se. Das sind zum Bei­spiel Kom­mu­ni­ka­ti­ons­trai­nings unter ande­rem mit Zuhör­tech­ni­ken – das bie­ten wir für unse­re Ehren­amt­li­che kos­ten­los an. Um unse­re Qua­li­täts­stan­dards ein­zu­hal­ten, sind die­se Kur­se bei uns auch ver­pflich­tend. Sie ler­nen auch die Ber­li­ner Aids-Hil­fe als Orga­ni­sa­ti­on samt ihrer Hal­tung ken­nen. So haben neue Ehren­amt­li­che hier auch noch­mal die Mög­lich­keit einen Abgleich zu machen, ob sie sich mit der poli­ti­schen Hal­tung der Ber­li­ner Aids-Hil­fe iden­ti­fi­zie­ren kön­nen und sich damit wohl­füh­len, die­se Hal­tung auch nach außen zu ver­tre­ten. 

 

Seit Neus­tem gehe ich auch mit in Test­be­ra­tun­gen. Das sind Bera­tun­gen bei uns im Haus, die vor einem Test auf HIV und ande­re sexu­ell über­trag­ba­re Infek­tio­nen ange­bo­ten wer­den. Da kön­nen Per­so­nen, die sich zum Bei­spiel auf HIV tes­ten las­sen möch­ten, erfah­ren, wie ein Test abläuft und wo sie sich hin­wen­den kön­nen, falls ein Test posi­tiv aus­fällt. 

Was motiviert dich, diesen Job auszuüben? 

 

Für mich ist die Ber­li­ner Aids-Hil­fe ein ganz ideell auf­ge­la­de­ner Arbeits­be­reich. Das fin­de ich wun­der­schön. Es ist eine Mischung aus Job und Lebens­ge­fühl. Die Arbeit ist sinn­voll und das ist sehr moti­vie­rend für mich. 

 

Das Team hält auch sehr zusam­men, was mich unge­mein moti­viert. Im Team gibt es fla­che Hier­ar­chien. Wir arbei­ten sehr gleich­be­rech­tigt und selbst­be­stimmt. 

 

Was hast du vor deinem Masterstudium gemacht? Und wie bist du dann dazu gekommen, dich neu zu orientieren? 

 

Ich war in einer Redak­ti­on in einem Online-Medi­um erst als Volon­tä­rin und dann als Redak­teu­rin tätig. Das hat mir zunächst viel Spaß gemacht. Mein Ste­cken­pferd-The­ma war die finan­zi­el­le Selbst­be­stim­mung von Frau­en in der Grün­dung und ihr Weg in die Selb­stän­dig­keit. Ich habe Infor­ma­tio­nen zusam­men­ge­tra­gen, von denen ande­re pro­fi­tie­ren kön­nen, die sich auch selbst­stän­dig machen wol­len. Mich hat also schon immer inter­es­siert, wel­che Infor­ma­tio­nen die Welt noch braucht. Auch hier woll­te ich unbe­dingt eine Art Bera­tungs­an­ge­bot schaf­fen. 

 

Nach mei­nem Quer­ein­stieg hat­te ich das Gefühl, kei­ne for­ma­le Qua­li­fi­ka­ti­on zu haben, um im Bereich sozia­le Arbeit anknüp­fen zu kön­nen. Für mich per­sön­lich war es also wich­tig, eine Zusatz­qua­li­fi­ka­ti­on zu erwer­ben, um mich hier wohl­zu­füh­len. Denn ich habe ein Selbst­ver­ständ­nis, dass ich mit hoher Pro­fes­sio­na­li­tät an neue Her­aus­for­de­run­gen her­an­ge­he. Den Mut und das Selbst­be­wusst­sein sowie das Know-How hät­te ich ohne das Stu­di­um lei­der nicht gehabt, mit dem ich jetzt mei­ne Arbeit aus­füh­ren kann. 

 

Das Errech­nen von Bilan­zen aus dem Stu­di­um bei­spiels­wei­se brau­che ich in mei­nem aktu­el­len Job zwar nicht mehr so im Detail, denn dafür haben wir hier im Haus die Buch­hal­tung und die Geschäfts­füh­rung. Aber trotz­dem gehe ich durch die­ses erwor­be­ne Wis­sen kom­pe­tent mit Bud­gets für mei­nen Arbeits­be­reich um. Das gibt natür­lich auch mei­nen Chef:innen Sicher­heit und Ver­trau­en.  

Den Mut und das Selbst­be­wusst­sein sowie das Know-How hät­te ich ohne das Stu­di­um lei­der nicht gehabt, mit dem ich jetzt mei­ne Arbeit aus­füh­ren kann. 

 

Konntest du Arbeit und Studium gut unter einen Hut bringen? Und hat das ausgereicht, um dein Leben und die Studienkosten zu finanzieren? 

 

Ich habe das Stu­di­um 2018 begon­nen und 2020 habe ich den Abschluss gemacht. Finan­ziert habe ich das Gan­ze dadurch, dass ich par­al­lel gear­bei­tet habe. Ich habe in der Zeit des Stu­di­ums ca. 10 Stun­den bei der Ber­li­ner Aids Hil­fe im Ehren­amts­ma­nage­ment gear­bei­tet und neben­bei selbst­stän­dig als Deutsch als Fremd­spra­che Leh­re­rin. 

 

Zuge­ge­be­ner­ma­ßen war damals der Mie­ten­wahn­sinn auch noch nicht so extrem wie jetzt. Es war also für mich stemm­bar. In der Steu­er­erklä­rung kam mir das Stu­di­um spä­ter auch zugu­te. Ich war zu dem Zeit­punkt bereits ver­hei­ra­tet. Das Stu­di­um habe ich abset­zen kön­nen, was finan­zi­ell eine gro­ße Erleich­te­rung war.  

 

Nach einem vol­len Prä­senz­tag an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie hat­te man auch das Gefühl, ganz viel mit­ge­nom­men zu haben. Und natür­lich habe ich mich dann auch am Wochen­en­de noch ein­mal hin­ge­setzt und bin alles durch­ge­gan­gen und habe ich eben Mathe gepaukt oder nach­ge­holt, wie ich Social Media Inhal­te gut gestal­ten kann. Ich habe mich dann auch mit mei­nen Kommiliton:innen in Lern­grup­pen getrof­fen. Wir haben das Stu­di­um schon sehr ernst genom­men. 

Es wird sehr gut dar­auf ein­ge­gan­gen, dass Men­schen in dem Stu­di­um meist Vollzeit-Arbeitnehmer:innen sind.

 

Es kommt wirk­lich auch dar­auf an, wie man Prio­ri­tä­ten gut setzt. Das Stu­di­um an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie in Sozi­al­ma­nage­ment ist her­aus­for­dernd, aber nicht über­for­dernd. Denn es wird sehr gut dar­auf ein­ge­gan­gen, dass Men­schen in dem Stu­di­um meist Vollzeit-Arbeitnehmer:innen sind. Außer­dem wuss­ten wir auch alle Ter­mi­ne vor­her. So konn­te ich im Vor­hin­ein immer sehr gut mit mei­nem Arbeit­ge­ber abspre­chen, wann ich arbei­ten kann und wann nicht. 

Das Stu­di­um habe ich abset­zen kön­nen, was finan­zi­ell eine gro­ße Erleich­te­rung war. 

 

Wie waren der Austausch und Kontakt unter den Studierenden? 

 

Sehr gut. Aller­dings kam dann die Coro­na-Pan­de­mie 2020. Das hat lei­der dazu geführt, dass unser letz­tes Semes­ter und auch unse­re Abschluss­fei­er nur über Zoom statt­fin­den konn­te. Vie­le Leu­te, mit denen ich im Stu­di­um sehr eng war, habe ich dann andert­halb Jah­re nicht mehr zu Gesicht bekom­men.  

Eine Freund­schaft hat sich pri­vat gehal­ten. Aber auch, wenn ich mit allen ande­ren nicht jeden Tag im Kon­takt ste­he, weiß ich mit Sicher­heit, dass ich auf sie heu­te immer noch zuge­hen und wir uns beruf­lich aus­tau­schen könn­ten. 

 

Welche Inhalte des Studiums konntest du im Berufsleben unmittelbar anwenden? 

 

Die Social Media-Inhal­te haben mir sehr viel Sicher­heit gege­ben. Da ging es dar­um, wie ich zum Bei­spiel reagie­ren kann, wenn ein Shit­s­torm kommt oder wie schnell man auf sol­che Inhal­te reagie­ren soll­te. Aber auch das recht­li­che Wis­sen in die­sem Zusam­men­hang war sehr wich­tig für mei­ne Arbeit heu­te. Social Media ist schließ­lich nicht nur ein Fun-Fak­tor mei­nes Arbeits­be­reichs, son­dern ein inte­gra­ler Bestand­teil.  

 

Ganz wich­tig war auch das The­ma Diver­si­tät und Diver­si­täts­ori­en­tie­rung. Wie schafft man es, den Arbeits­be­reich divers zu gestal­ten? Es ist sehr span­nend, wie kom­plex und schwie­rig das eigent­lich ist. Das spielt auch in unse­rem Arbeits­all­tag heu­te eine gro­ße Rol­le.  

Ich habe ein Ver­ständ­nis dafür bekom­men, wie wirt­schaft­lich eine sozia­le Orga­ni­sa­ti­on eigent­lich arbei­ten muss und was alles dahin­ter­steckt. 

Außer­dem konn­te ich im Stu­di­um ein grund­sätz­li­ches Ver­ständ­nis davon erwer­ben, wie die Sozi­al­wirt­schaft funk­tio­niert. Finan­zie­rungs­fra­gen spie­len im sozia­len Bereich immer eine ganz gro­ße Rol­le. Denn Res­sour­cen sind chro­nisch knapp und müs­sen des­halb immer ziel­ge­rich­tet und effi­zi­ent ein­ge­setzt wer­den. Dar­um ist man ange­hal­ten, sehr exakt zu sein und sehr gut zu pla­nen. Dahin­ge­hend hat das Stu­di­um mei­nen Hori­zont sehr erwei­tert. Ich habe ein Ver­ständ­nis dafür bekom­men, wie wirt­schaft­lich eine sozia­le Orga­ni­sa­ti­on eigent­lich arbei­ten muss und was alles dahin­ter­steckt. So habe ich das Selbst­be­wusst­sein erlangt, mich im sozia­len Bereich fle­xi­bel zu bewe­gen und mit­re­den zu kön­nen. Das hat mir per­sön­lich am aller­meis­ten gebracht. 

 

Haben sich deine Erwartungen an das Studium erfüllt? 

 

Am Anfang hat­te ich die Vor­stel­lung, dass ich schon viel wis­sen wer­de und die Stu­di­en­in­hal­te mich eher dar­in bestär­ken wer­den, dass ich im rich­ti­gen Arbeits­feld ange­kom­men bin. Ich habe mich also ehr­li­cher­wei­se zunächst gefragt, ob mir das Stu­di­um was bringt oder ob ich es als per­sön­li­chen Selbst­be­wusst­seins-Boost benö­ti­ge. Ich war jedoch spä­tes­tens nach dem ers­ten Semes­ter davon über­zeugt, wie qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig und wie divers die Inhal­te des Stu­di­ums sind. Es hat mir rück­bli­ckend sehr viel gehol­fen, mich im Arbeits­feld der Sozi­al­wirt­schaft gut bewe­gen zu kön­nen.   

Ich war (…) nach dem ers­ten Semes­ter davon über­zeugt, wie qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig und wie divers die Inhal­te des Stu­di­ums sind.

 

Was hat dir im Studium gefehlt? 

 

Wäh­rend mei­nes Stu­di­ums war ich noch eine rela­tiv neue Mit­ar­bei­te­rin mit wenig Stun­den. So hat­te ich noch nicht so kom­ple­xe Arbeits­be­rei­che und auch nicht so viel Ver­ant­wor­tung wie heu­te. Die Manage­ment-Inhal­te im Stu­di­um waren des­halb zwar sehr prak­tisch und für mich total span­nend, aber die Inhal­te pas­sier­ten für mich noch im luft­lee­ren Raum. In mei­ner Arbeits­pra­xis wur­den die Inhal­te erst spä­ter rele­vant. Glück­li­cher­wei­se konn­te ich vie­les Wis­sen wie­der abru­fen als ich es brauch­te.  

 

Den­noch wür­de ich manch­mal ger­ne noch mal die Zeit zurück­dre­hen und einen Kurs dar­in bele­gen, um mein Wis­sen auf­zu­fri­schen. Dann könn­te ich par­al­lel zu dem, was ich theo­re­tisch gelernt habe, jetzt die Mög­lich­keit nut­zen, das prak­tisch anzu­wen­den. Auch das Coa­ching, das im Stu­di­um ange­bo­ten wur­de, konn­te ich dahin­ge­hend noch nicht gut in Anspruch neh­men.  

Vie­len Dank für das Inter­view.

 

An der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie bie­ten wir im Berufs­feld Ehren­amts­ma­nage­ment einen Zer­ti­fi­kats­kurs an. Dazu haben wir mit Cora Döhn, die auf die­sem Gebiet heu­te Exper­tin ist, gespro­chen. Der Bei­trag dazu wird bald im Online-Maga­zin erschei­nen.

_________________________________________________

Redak­ti­on: Julia Mann (Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin)

Foto im Titel­bild: Cora Döhn in ihrem Büro der Ber­li­ner Aids-Hil­fe e.V. (Foto: Ele­na Gav­risch)

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Haltung als Leitung im Studium entwickeln

Oli­ver Heymann hat an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin den Mas­ter Sozi­al­ma­nage­ment stu­diert. Wir spre­chen mit ihm über sei­ne Rol­le als Lei­tungs­kraft einer Kin­der- und Jugend­hil­fe­ein­rich­tung und dar­über, wie das M.A. Stu­di­um sei­ne beruf­li­che Lauf­bahn beein­flusst hat.

Herr Heymann, wann haben Sie an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie stu­diert? Mit wel­chem Abschluss und Arbeits­er­fah­rung haben Sie sich an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie damals bewor­ben?

Oli­ver Heymann: Ich habe 2017 bis 2020 an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin stu­diert. Davor habe ich einen Bache­lor in All­ge­mein­päd­ago­gik Bil­dungs­wis­sen­schaf­ten mit Neben­fach Psy­cho­lo­gie an der LMU in Mün­chen absol­viert. Im Zusam­men­hang mit Arbeits­er­fah­rung und dem Wunsch nach beruf­li­cher Wei­ter­ent­wick­lung, habe ich mich für den M.A. Sozi­al­ma­nage­ment an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie bewor­ben und wur­de ange­nom­men. 

Wo haben Sie neben dem Stu­di­um gear­bei­tet?

 

Oli­ver Heymann: Ich habe in der Ein­glie­de­rungs­hil­fe bei einem nicht all­zu gro­ßen Trä­ger im Nor­den von Ber­lin gear­bei­tet. Das war ver­gleich­bar und rela­tiv nahe an der päd­ago­gi­schen Arbeit, die hier bei uns in den Wohn­grup­pen erfolgt. Es war haupt­säch­lich die Tages­be­treu­ung in einer Wohn­grup­pe für Men­schen mit Behin­de­rung.

Und wie ließ sich das Stu­di­um mit dem Arbeits­all­tag ver­bin­den? Wie haben Sie das damals erlebt?

Oli­ver Heymann: Ich konn­te unter Her­an­zie­hung des eige­nen Urlaubs, des Bil­dungs­ur­laubs sowie über den Abbau von Über­stun­den die

Prä­senz­wo­chen gut abde­cken. Ich habe damals in einem Schicht­dienst­sys­tem gear­bei­tet. Hier wur­de der Dienst­plan monat­lich und nicht wöchent­lich struk­tu­riert. So war es mög­lich sich die Prä­senz­zei­ten frei­zu­hal­ten und ein­fach in den ande­ren Wochen mehr Diens­te zu über­neh­men. Die Mit­ar­bei­ten­den in unse­ren Wohn­grup­pen arbei­ten hier ähn­lich. Zudem ließ die Gestal­tung der Arbeits­in­hal­te außer­halb der Prä­senz­zei­ten* in Form von Foren­bei­trä­gen im Mas­ter­stu­di­um eine gro­ße zeit­li­che Fle­xi­bi­li­tät zu.

*Anmer­kung Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin: Die Struk­tur der Lern­ein­hei­ten wer­den lau­fend den Bedürf­nis­sen der berufs­be­glei­tend Stu­die­ren­den ange­passt. Die Ter­min­über­sicht für den Stu­di­en­durch­gang ab WiSe 2024/25 wer­den wir zeit­nah auf unse­rer Web­sei­te ver­öf­fent­li­chen.

Haben Sie das Stu­di­um selbst finan­ziert? Die Stu­di­en­ge­büh­ren kön­nen mitt­ler­wei­le in 30 Monats­ra­ten ent­rich­tet wer­den. Eine antei­li­ge oder voll­stän­di­ge Über­nah­me der Stu­di­en­ge­büh­ren durch den Arbeit­ge­ber ist mög­lich.

Oli­ver Heymann: Ich habe kei­ne finan­zi­el­le Unter­stüt­zung bekom­men. Aber dank Raten­aus­hand­lung* ging das ganz gut.

 

In wel­cher Ein­rich­tung arbei­ten Sie heu­te und was ist Ihre Rol­le in der Orga­ni­sa­ti­on?

Oli­ver Heymann: Ich bin Bereichs­lei­ter im Kin­der- und Jugend­hil­fe Zen­trum Neu­kölln des Evan­ge­li­schen Jugend und Für­sor­ge­werks. Wir sind der größ­te Anbie­ter von sta­tio­nä­rer Kin­der- und Jugend­hil­fe in Ber­lin Neu­kölln. Ins­ge­samt umfasst die Abtei­lung Jugend­hil­fe im EJF (Evan­ge­li­sches Jugend- und Für­sor­ge­werk) unge­fähr 1800 Mit­ar­bei­ten­de. Hier an unse­rem Stand­ort im Ver­bund sind wir etwa 150 Men­schen, davon 120 Kolleg:innen mit päd­ago­gi­schen Beru­fen in ver­schie­de­nen Wohn­grup­pen. Wir haben bei uns Kin­der und Jugend­li­che in allen Alters­grup­pen in ver­schie­de­nen Schwer­punk­ten in den eige­nen Bedar­fen woh­nen, die hier ihren Lebens­mit­tel­punkt haben.

 

Und wie sieht Ihr Tages­ab­lauf aus?

Oli­ver Heymann: Ins­ge­samt bin ich als Bereichs­lei­tung für sechs Wohn­grup­pen zustän­dig. Das bedeu­tet, dass ich für etwa 35 Mit­ar­bei­ten­de in der Per­so­nal­ver­ant­wor­tung bin und etwas über 40 Kin­der und Jugend­li­che in mei­nem Bereich leben. Gleich zu Tages­be­ginn tre­te ich mit den päd­ago­gi­schen Fach­kräf­ten der jewei­li­gen Grup­pen in Kon­takt, um zu gucken, ob bei ihnen alles in Ord­nung ist. Ich bin wöchent­lich in rela­tiv vie­len Team­sit­zun­gen, höre intern und extern viel zu, steue­re an den not­wen­di­gen Punk­ten und mache Con­trol­ling. Ent­wi­ckelt sich die jewei­li­ge Grup­pe in die rich­ti­ge Rich­tung? Gibt es da Unter­stüt­zungs­be­darf mei­ner­seits? Bestehen aktu­ell irgend­wel­che Kri­sen oder Ent­wick­lun­gen, die mei­ner Per­son bedür­fen? Es kann ab und zu Vor­fäl­le geben. Das kön­nen per­sön­li­che Kri­sen eines jun­gen Men­schen sein. Oder wir hat­ten letz­te Woche die Situa­ti­on, dass es einen klei­nen Brand in einer Grup­pe gab. Der hat mich die­se Woche sehr inten­siv beschäf­tigt. Es muss­te nach­ge­forscht wer­den, wie es dazu kam und wie das ver­mie­den wer­den kann. Sol­che Situa­tio­nen müs­sen gründ­lich geklärt wer­den und das gehört auch zu mei­ner lei­ten­den Tätig­keit.

Was haben Sie vor der Arbeit in der sta­tio­nä­ren Kin­der- und Jugend­hil­fe in Ber­lin Neu­kölln gemacht?

Oli­ver Heymann: Als ich mein Mas­ter­stu­di­um in Sozi­al­ma­nage­ment ange­fan­gen habe, war ich in der Ein­glie­de­rungs­hil­fe tätig und muss­te spä­ter aus fami­liä­ren Grün­den in eine ande­re Stadt zie­hen. Durch den Mas­ter und die fle­xi­ble Struk­tur des berufs­be­glei­ten­den Stu­di­en­gangs gelang mir am neu­en Ort der Wech­sel in die Alten­hil­fe. Ich hat­te einen span­nen­den Job als Ein­rich­tungs­lei­tung für offe­ne Alten­hil­fe gefun­den, die für einen gan­zen Stadt­teil und meh­re­re Tau­send älte­re Men­schen zustän­dig war. Aber nach einer Wei­le stand der Beschluss, dass wir zurück nach Ber­lin möch­ten, und ich muss­te mich erneut auf die Suche nach einer pas­sen­den Stel­le umschau­en. Hier in der sta­tio­nä­ren Kin­der- und Jugend­hil­fe in Ber­lin Neu­kölln fand ich das anspre­chends­te Ange­bot. Schon im Rah­men der Bewer­bungs­ge­sprä­che merk­te ich, dass es hier von den Arbeits­struk­tu­ren und Kli­ma ange­nehm war. Ich bin jetzt seit ein­ein­halb Jah­ren hier und bereue die­se Ent­schei­dung nicht. Ich gehe jeden Tag ger­ne in die Arbeit.

„Durch den Mas­ter und die fle­xi­ble Struk­tur des berufs­be­glei­ten­den Stu­di­en­gangs gelang mir am neu­en Ort der Wech­sel in die Alten­hil­fe. Ich hat­te einen span­nen­den Job als Ein­rich­tungs­lei­tung für offe­ne Alten­hil­fe gefun­den, die für einen gan­zen Stadt­teil und meh­re­re Tau­send älte­re Men­schen zustän­dig war.“

Wel­chen Unter­schied macht Ihre Arbeit im Leben der Kin­der und jun­gen Erwach­se­nen?

Oli­ver Heymann: Es gibt vie­le jun­ge Men­schen, die aus unter­schied­lichs­ten Grün­den nicht mehr bei den Eltern woh­nen kön­nen. Oft sind

hier Schick­sals­schlä­ge und das Zusam­men­kom­men von vie­len hin­der­li­chen Fak­to­ren aus­schlag­ge­bend. Zum Bei­spiel weil die Eltern in die Obdach­lo­sig­keit gerutscht sind, oder unter schwe­ren kör­per­li­chen oder psy­chi­schen Erkran­kun­gen lei­den. In man­chen Situa­tio­nen gibt es kei­ne Eltern mehr oder zu Hau­se ent­steht eine so gro­ße Kri­se, dass es zumin­dest für eine gewis­se Zeit nicht mög­lich oder nicht mehr sicher ist, die Kin­der bei den Eltern leben zu las­sen. Und dann greift die Kin­der- und Jugend­hil­fe. In star­ker Zusam­men­ar­beit mit den Jugend­äm­tern und in den meis­ten Fäl­len der Zustim­mung der Sor­ge­be­rech­tig­ten, fin­den die­se Kin­der bei uns Platz und wer­den in ihren indi­vi­du­el­len Situa­tio­nen betreut und beglei­tet. Die Wie­der­zu­sam­men­füh­rung mit den Eltern wird natür­lich, mit aller gebo­te­ner Vor­sicht, in den Vor­der­grund gestellt. Denn kei­ne Betreu­ungs­per­son kann die Eltern erset­zen. In Zusam­men­ar­beit mit dem Jugend­amt arbei­ten wir dar­an, die Eltern zu befä­hi­gen ein gutes elter­li­ches Ver­hält­nis mit dem Kind auf­zu­bau­en und ihnen ein sta­bi­les Umfeld zu bie­ten. Auf der ande­ren Sei­te arbei­ten wir mit vie­len Koope­ra­ti­ons­part­nern aus dem unmit­tel­ba­ren Umfeld der Kin­der, mit den jewei­li­gen Vor­mund­schaf­ten, mit den Schu­len, Groß­fa­mi­li­en und Freun­des­krei­sen, die eine Rol­le im Leben des Kin­des haben und neben dem Erzie­hungs­be­rech­tig­ten für eine gelun­ge­ne Rück­füh­rung in die elter­li­che Fami­lie wich­tig sind. Das ist eine sehr kom­ple­xe Arbeit, die hier von unse­ren Erzieher:innen und Sozialarbeiter:innen durch­ge­führt wird.

Mei­ne Rol­le dabei ist unter ande­rem, die Meta­ebe­ne ein­zu­neh­men und ihre päd­ago­gi­sche Arbeit zu unter­stüt­zen in dem ich schaue: Wie müs­sen wir unse­re Grup­pen so aus­rich­ten, dass sie dem Bedarf und den mul­ti­plen Pro­blem­la­gen der Kin­der und Jugend­li­chen gerecht wer­den und auch die sich immer wie­der ver­än­dern­den gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Bedar­fe und Ziel­grup­pen berück­sich­ti­gen. Wel­che fach­li­chen Stan­dards set­zen wir uns, wie hal­ten wir die­se ein? Wie fin­det Wis­sens- und Infor­ma­ti­ons­wei­ter­ga­be statt? Nach wel­chen päd­ago­gi­schen Richt­li­ni­en han­deln wir? Wie gehen wir vor im Kri­sen­fall? Ich bin die Per­son, die prak­tisch etwas abseits der Grup­pe steht, aber jeder­zeit rein­kommt und da unter­stützt, wo Not an der Per­son ist.

Was pas­siert, wenn jun­ge Erwach­se­ne die Wohn­grup­pen ver­las­sen müs­sen, gelingt ihnen ein guter Über­gang in das erwach­se­ne Leben?

Oli­ver Heymann: Je nach Aus­rich­tung der Wohn­grup­pe und nach dem indi­vi­du­el­len Ver­lauf der ein­zel­nen Kin­des­si­tua­ti­on, ob es wie­der zu den Eltern geht oder prak­tisch in eine eige­ne Woh­nung, beglei­ten wir unter­schied­lich. Nach dem Aus­zug aus unse­rer Ein­rich­tung endet unse­re Arbeit meist nicht. In vie­len Fäl­len beglei­ten wir unse­re Care­leaver meh­re­re Mona­te ambu­lant nach, je nach Bedarfs­la­ge. Mit vie­len hal­ten wir auch noch einen losen Kon­takt, wenn die Kin­der bei den Eltern wie­der ein­ge­zo­gen sind. Außer­dem haben wir vie­le Eltern, die sich noch Jah­re spä­ter immer wie­der Rat suchend an uns wen­den.

Wir hat­ten letz­tes Jahr eine grö­ße­re Fei­er, weil ein lang­jäh­ri­ger Mit­ar­bei­ter in Ren­te gegan­gen ist. Er hat ein Leben lang in der Kin­der- und Jugend­hil­fe gear­bei­tet. Und bei die­ser Ver­ab­schie­dungs­fei­er waren tat­säch­lich dama­li­ge Jugend­li­chen aus sei­ner ers­ten Wohn­grup­pe, die der Kol­le­ge beglei­tet hat, anwe­send. Sie waren alle Anfang Fünf­zig, inzwi­schen mit­ten im Leben ste­hend mit ihren eige­nen Fami­li­en und Kin­dern da und haben ganz rüh­rend über den Kol­le­gen gespro­chen. Das war sehr schön auf der Fei­er mit­zu­be­kom­men, wie die­ser Mensch ihr Leben beein­flusst hat und dass es ihnen jetzt gut geht, und dass die Unter­stüt­zung, die sie damals erhal­ten haben, nach eige­nen Aus­sa­gen, eine gro­ße Hil­fe war. Und in das Erbe tre­ten wir natür­lich wei­ter­hin.

Wel­che Aspek­te oder Inhal­te des Mas­ter­stu­di­ums in Sozi­al­ma­nage­ment sind in Ihrem Berufs­all­tag noch heu­te rele­vant?

Oli­ver Heymann: Es gibt Vie­les. Ich den­ke mit­un­ter das Wich­tigs­te war einen Habi­tus und Hal­tung als Lei­tung zu ent­wi­ckeln. Dabei wur­den wir auf allen Ebe­nen unter­stützt, mit der Wis­sens- und der Kom­pe­tenz­ver­mitt­lung, um die­se Rol­le aus­fül­len zu kön­nen. Wir haben sehr vie­le Berei­che abge­deckt und Metho­den ken­nen­ge­lernt, die ich jetzt noch in mei­ner Arbeit anwen­de. Im Stu­di­um habe ich die Mög­lich­kei­ten ken­nen­ge­lernt und kann sie mir nach Bedarf her­an­zie­hen, Kennt­nis­se auf­fri­schen und anwen­den. Und was im sozia­len Bereich oft in der Aus­bil­dung zu kurz kommt und im Stu­di­um gut abge­deckt war, sind die BWL-Ler­n­an­tei­le, die für mich in der Lei­tungs­funk­ti­on sehr wert­voll sind. Mir hilft es tat­säch­lich sehr, dass ich sagen kann – hier ist eine Bilanz und ich kann sie ana­ly­sie­ren und Pro­ble­me anhand der Zah­len erken­nen.

Arbeits­recht ist auch ein wert­vol­ler Teil des Stu­di­ums gewe­sen. Vie­le stu­die­ren Sozia­le Arbeit oder Ähn­li­ches, sie sind gute Fach­kräf­te, sehr gute Teamleiter:innen und haben sehr gute sozia­le Kom­pe­ten­zen in der Zusam­men­wir­kung mit den Kolleg:innen. Oft rut­schen sie jedoch, prak­tisch unvor­be­rei­tet, in die Lei­tungs­rol­len in ihren Orga­ni­sa­tio­nen. In die­sen Rol­len feh­len ihnen die fach­li­che Qua­li­fi­ka­ti­on als Lei­tung, die wirt­schaft­li­chen und tech­ni­schen Kennt­nis­se, so gehen die­se Aspek­te auch in ihrem Berufs­all­tag en biss­chen unter. Mit dem wirt­schaft­li­chen Ver­ständ­nis und mit der Stär­ke in die­sen Berei­chen der Geschäfts­füh­rung macht man sich im sozia­len Bereich durch­aus manch­mal Freun­de.

„Ich den­ke mit­un­ter das Wich­tigs­te war, einen Habi­tus und Hal­tung als Lei­tung zu ent­wi­ckeln. Dabei wur­den wir auf allen Ebe­nen unter­stützt, mit der Wis­sens- und der Kom­pe­tenz­ver­mitt­lung, um die­se Rol­le aus­fül­len zu kön­nen. Wir haben sehr vie­le Berei­che abge­deckt und Metho­den ken­nen­ge­lernt, die ich jetzt noch in mei­ner Arbeit anwen­de.“

Wel­che Kennt­nis­se oder wel­ches Know-How fehlt Ihnen jetzt, das im Job gewach­sen ist und im Stu­di­um nicht behan­delt wur­de?

 

Oli­ver Heymann: Ich weiß nicht, ob der Stu­di­en­gang tat­säch­lich die gro­ßen Pro­blem­fel­der, die mei­ne Arbeit jetzt betref­fen, abde­cken könn­te. Das sind haupt­säch­lich gesamt­ge­sell­schaft­li­che Phä­no­me­ne wie der Fach­kräf­te­man­gel, der ein­fach sehr gra­vie­rend zu Tage tritt. Und jetzt gera­de in Ber­lin ist es der Woh­nungs­man­gel, der unse­re Arbeit erschwert. Viel­leicht könn­te man im Stu­di­en­gang dar­auf vor­be­rei­tet wer­den, stär­ker in die­se poli­ti­sche Arbeit rein­zu­ge­hen und sozi­al­po­li­tisch den Fach­kräf­te­man­gel anzu­ge­hen, der uns die nächs­ten Jahr­zehn­te beglei­ten wird. Oder eben inno­va­tiv an die­sen Pro­blem­lö­sun­gen zu arbei­ten und schau­en wel­che Rol­le neue Tech­no­lo­gien wie KI bei der Arbeits­ent­las­tung spie­len könn­ten. Viel­leich könn­te KI nicht gera­de die Wohn­grup­pen unter­stüt­zen, aber viel­leicht bei ande­ren Arbeits­pro­zes­sen ent­las­ten­de Funk­ti­on ein­neh­men?

Digi­ta­li­sie­rung ist mitt­ler­wei­le Teil des Stu­di­en­gang­pro­gramms. Als Aka­de­mie wol­len wir auf dem letz­ten Stand der tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten sein und auf deren Poten­zi­al für Sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen durch unse­re Stu­die­ren­de ver­wei­sen.

 

Oli­ver Heymann: Ins­ge­samt kann ich sagen, dass der Mas­ter­stu­di­en­gang mei­ne wei­te­re beruf­li­che Ent­wick­lung, aber auch mich als Mensch, maß­geb­lich beein­flusst hat. Wenn ich mit Men­schen spre­che die sich als Füh­rungs­kraft ent­wi­ckeln wol­len, emp­feh­le ich die­sen Mas­ter.

Das Inter­view mit Oli­ver Heymann führ­te Ele­na Gav­risch (Mar­ke­ting und Öffent­lich­keits­ar­beit, Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin)

Titel­bild: Oli­ver Heymann

Fotos: Ele­na Gav­risch

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Janu­ar 2020 | Stu­di­en­gän­ge

Seit 2001 führt die Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie gemein­sam mit der Ali­ce Salo­mon Hoch­schu­le den berufs­be­glei­ten­den Fern­stu­di­en­gang Sozi­al­ma­nage­ment durch. An die­sem Stu­di­en­gang, der das Ziel hat Füh­rungs­per­so­nal in der Sozi­al­ar­beit zu pro­fes­sio­na­li­sie­ren, haben inzwi­schen über 1.000 Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten teil­ge­nom­men.

Dabei ist der Anteil der Stu­den­tin­nen von 57 Pro­zent in den Jah­ren von 2001 – 2009 auf 66 Pro­zent in der letz­ten Deka­de gestie­gen. Das spie­gelt wider, dass sich inzwi­schen mehr Frau­en eine Füh­rungs­po­si­ti­on in sozia­len Orga­ni­sa­tio­nen zutrau­en. Das Durch­schnitts­al­ter beim Stu­di­en­be­ginn beträgt 35 Jah­re. Knapp die Hälf­te der Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten arbei­te­ten als Fach­kräf­te, ein Drit­tel hat­te bereits eine Posi­ti­on in der Team- oder Bereichs­lei­tung.

Wir haben im Okto­ber 2019 die Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten der letz­ten fünf Jahr­gän­ge befragt, wie zufrie­den Sie mit die­sem Stu­di­um waren. Mit sehr gut oder gut wur­den von 81 Pro­zent der Befrag­ten die Stu­di­en­in­hal­te ins­ge­samt ein­ge­schätzt, wobei die fach­li­che Qua­li­tät der Leh­re (94 %) und die Aktua­li­tät der Inhal­te (91 %) beson­ders posi­tiv gese­hen wur­den.

Die Befrag­ten gaben an, am meis­ten von den Modu­len Manage­ment in Orga­ni­sa­tio­nen (88 %), Füh­ren und Lei­ten (85 %), Organisations­entwicklung (84 %) und Recht (82 %) pro­fi­tiert zu haben.

Als größ­tes Defi­zit wur­de genannt, dass der The­men­be­reich Digitalisierung/Social Media in der Sozi­al­wirt­schaft zu wenig behan­delt wur­de. An die­ser Stel­le haben wir bereits gegen­ge­steu­ert und im aktu­el­len Cur­ri­cu­lum die­sen Bereich deut­lich auf­ge­wer­tet. 

Von wel­chen der fol­gen­den Modu­le und Stu­di­en­in­hal­te haben Sie am meis­ten pro­fi­tiert?

Eine Beson­der­heit die­ses Stu­di­en­gan­ges ist, dass in allen Prä­senz­blö­cken jeweils die Betreu­ung durch pro­fes­sio­nel­le Coa­ches ange­bo­ten wird. Von 85 Pro­zent der Befrag­ten wur­de dies als eine Berei­che­rung sowohl für das Stu­di­um als auch die beruf­li­che Pra­xis gewer­tet.

Rück­bli­ckend beur­teil­ten 90 Pro­zent der Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten die Ver­ein­bar­keit des Stu­di­ums mit ihrem aus­ge­üb­ten Beruf, und 80 Pro­zent die Ver­ein­bar­keit mit ihren damals bestehen­den pri­va­ten und fami­liä­ren Ver­pflich­tun­gen als gut oder eher gut. Dem­entspre­chend konn­ten 73 Pro­zent ihr Stu­di­um in der Regel­stu­di­en­zeit abschlie­ßen. Wei­te­re 17 Pro­zent benö­tig­ten nur ein Urlaubs­se­mes­ter.

Unter­stüt­zung durch Ihren Arbeit­ge­ber erhiel­ten 60 % der Befrag­ten, wobei es schon für 42 Pro­zent wäh­rend des Stu­di­ums eine beruf­li­che Ver­än­de­rung gab, für wei­te­re 32% nach dem Stu­di­um. Beson­ders zufrie­den waren die Befrag­ten mit der Betreu­ung durch die Refe­ren­tin­nen der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie (95 % zufrie­den oder eher zufrie­den) und dem Auf­bau und der Struk­tur des Stu­di­en­gangs (94 %) und, beson­ders wich­tig, mit dem erreich­ten Wis­sen und Kön­nen (92 %).

Daher wür­den auch 90 Pro­zent der Befrag­ten die­sen Stu­di­en­gang wei­ter­emp­feh­len.

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