Vertiefung der Kooperation zwischen der Paritätischen Akademie Berlin und der Hochschule für soziale Arbeit und Pädagogik (HSAP)
Soziale Arbeit berufsbegleitend studieren in Berlin – Die Paritätische Akademie Berlin und die Hochschule für soziale Arbeit und Pädagogik (HSAP) weiten ihre lang bestehende und einzigartige Kooperation durch einen neuen Rahmenkooperationsvertrag aus.
Die Kooperationspartner beabsichtigen damit, in weiteren Betätigungsfeldern gemeinsam gegen den Fachkräftemangel vorzugehen. Der neue Rahmenkooperationsvertrag ermöglicht es den Partnern, noch schneller und zielgerichteter auf die Entwicklungen und Bedarfe der sozialen Organisationen zu reagieren.
Als ersten Schritt der programmatischen Ausweitung des Angebotes planen die Kooperationspartner einen neuen Berufsbegleitenden Bachelor „Heilpädagogik“, der im Oktober 2024 starten soll. Weitere Angebote wie gemeinsame Zertifikatskurse oder Fachtagungen sind in der Planung.
„Die Erfahrung der Akademie und des Paritätischen Landesverbands ist dabei für uns von einem unglaublichen Wert. Eine große Rolle für uns spielt, dass wir uns durch die Kooperation auf die wissenschaftlich-akademische Inhaltsgestaltung konzentrieren und dabei den Blick der Paritätischen Akademie integrieren können.“ so der Präsident der HSAP Prof. Dr. Kayser.
Cengizhan Yüksel, Geschäftsführer der Paritätischen Akademie, betrachtet seine Institution wie ein Schnellboot. Es unterstützt größere Frachter, mit dem er die Hochschule in Bezug auf ihre Größe und Komplexität der akademischen Gremienstrukturen vergleicht. Mit der Innovationskraft und Agilität der Akademie können die Studiengänge zügig umgesetzt werden. Mit über 22 Jahren Erfahrung im Bereich der berufsbegleitenden Studiengänge ist die Paritätische Akademie ein starker Partner für die HSAP in Bezug auf die Planung und Durchführung dieser Angebote. Da beide Institutionen gleichzeitig Mitgliedsorganisation im Paritätischen Berlin sind, liegt eine Vertiefung dieser Zusammenarbeit nahe.
Als Mitgliedsverband des Paritätischen Landesverbands Berlin ist die HSAP darüber informiert, wo der Bedarf im Feld der Sozialwirtschaft aktuell am größten ist. Besonders der akute Fachkräftemangel ist als Bestandteil der Satzung der Akademie stark in der Arbeit verankert. Yüksel und Kayser sind sich einig: die Erfahrungen, die beide Partner mitbringen, ermöglicht es, Studiengänge maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Verbandsmitglieder und weiterer sozialer Organisationen erfolgreich anzubieten. Der neue Vertrag ist darüber hinaus der Ausgangspunkt vieler weiterer Projekte zur Stärkung der sozialen Arbeit.
Insbesondere die Mitglieder des Paritätischen Landesverbands Berlin können über den Weg des berufsbegleitenden Studiums Fachkräfte an der Paritätischen Akademie Berlin praxisorientiert ausbilden lassen. Das Studium steht auch allen anderen sozialen Organisationen und Unternehmen sowie Privatpersonen, die einen Einstieg in der sozialen Arbeit anstreben, offen.
Das Format des Online-Studiums mit kompakten Präsenzphasen ist den Bedürfnissen und Kapazitäten Berufstätiger angepasst und ermöglicht eine flexible Gestaltung und Vereinbarkeit von Arbeit und Beruf. Die HSAP als Vermittler zwischen Sozialwirtschaft und Fachkräften verbindet durch die einmalige Kooperation mit der Paritätischen Akademie somit die Bedarfe der Arbeitgeber- und Arbeitnehmer:innen. Somit können die Arbeitsstrukturen in der Sozialwirtschaft auch zukünftig nachhaltig, leistungsstark und zeitgemäß organisiert werden.
Foto:
(v.l.n.r.) Prof. Dr. Gabriele Schlimper (Geschäftsführung Paritätischer Landesverband Berlin), Thomas Hänsgen (Kanzler der HSAP), Cengizhan Yüksel (Geschäftsführung Paritätische Akademie Berlin), Prof. Dr. Jörg Kayser (Präsident der HSAP)
Links:
Webseite der Hochschule für soziale Arbeit und Pädagogik (HSAP): https://www.hsap.de/
Webseite des Paritätischen Landesverbands Berlin: https://www.paritaet-berlin.de/
Studiengänge an der Paritätischen Akademie Berlin: https://akademie.org/studiengaenge/
Soziale Arbeit (Bachelor of Arts)
Berufsbegleitendes Online-Studium mit Präsenzphasen
Sozialmanagement (Master of Arts)
Berufsbegleitendes Online-Studium mit Präsenzphasen
Transformation im Sozialsektor – Fachkräftemangel und Arbeitsbelastung wirkungsorientiert bewältigen
Online-Seminar
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Soziale Einrichtungen sollten Veränderungen jetzt aktiv mitgestalten – Steve Grundig zum Thema Nachhaltigkeitsmanagement
Die Idee, nachhaltiger zu agieren, hat in vielen sozialen Unternehmen bereits Fuß gefasst. Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird jedoch immer deutlicher, dass umfassendere Veränderungen notwendig sind. Soziale Einrichtungen können jetzt einiges tun, um sich darauf vorzubereiten.
Wir möchten in diesem Zusammenhang das Thema Nachhaltigkeitsmanagement für soziale Einrichtungen näher betrachten. Dabei geht es darum, Unternehmen und Organisationen sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltiger auszurichten – das heißt im Einklang mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung (hier nachlesen).
Welchen Beitrag können wir leisten, um das Wohl unserer Klient:innen und zukünftiger Generationen in einer sich immer rascher verändernden Umwelt zu schützen?
Hinter unserem Dozenten Steve Grundig stehen über 8 Jahre Erfahrung im Feld der Nachhaltigkeitsberatung für Unternehmen bei plant values. In den letzten Jahren hat er sich mehr und mehr mit sozialen Einrichtungen und Trägern beschäftigt und Workshops mit Mitarbeitenden und Führungskräften durchgeführt. Wir haben mit ihm darüber gesprochen, warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist, das Thema Nachhaltigkeit in die eigene Organisation zu integrieren und welche Schritte dafür notwendig sind.
Herr Grundig, was haben soziale Einrichtungen davon, sich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen?
Steve Grundig: Es bringt viele Vorteile mit sich. Einerseits ist es die Chance, Energie und Ressourcen zu sparen und damit oft auch bares Geld. Gleichzeitig wird man unabhängiger von schwankenden Strom- und Heizkosten oder Nahrungsmittelpreisen.
Andererseits haben besonders die Mitarbeitende im sozialen Sektor ein gesteigertes Interesse an dem Thema, so zeigen Studien. Wer sich ernsthaft mit Nachhaltigkeit beschäftigt, positioniert sich als attraktiver Arbeitgeber und kann somit dem Fachkräftemangel ein Stückweit entgegenwirken.
Das Leitbild oder die Werte der Einrichtungen oder Träger sind oftmals ebenfalls eine direkte Aufforderung zur Nachhaltigkeit. Wer seine Werte und das Leitbild ernst nimmt, wird dann oft beim Prinzip des nachhaltigen Handelns landen. Häufig wird in Workshops als Motivation genannt, dass man als Einrichtung ein Vorbild sein will und beispielsweise die Haltung, nachhaltig zu handeln, vermitteln möchte.
Ganzheitliche Nachhaltigkeit bedeutet, dass man sich nicht nur mit Klima und Umwelt beschäftigt, sondern die soziale Nachhaltigkeit und die verantwortungsvolle Unternehmensführung mitdenkt. Nachhaltig handeln heißt, Ressourcen so zu nutzen, dass die sich auch regenerieren können und man keinen Raubbau betreibt. Dieses Prinzip lässt sich sowohl auf Umweltthemen anwenden, auf die Form der Unternehmensführung und im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit auch auf die eigenen Mitarbeitenden.
Viele schauen bereits darauf, nachhaltiger zu werden. Es wird zum Beispiel weniger gedruckt und auf fairen Bio-Kaffee umgestiegen. Das reicht wahrscheinlich nicht aus?
Steve Grundig: Nein. Papierverbrauch reduzieren und Bio-Kaffee sind die ersten guten Schritte. Aber die Frage muss immer sein, was passiert in unserem Kerngeschäft? Was sind unsere großen Impacts. Sowohl in die Richtung, wo verursachen wir Schäden, und in die Richtung, wo können wir einen Beitrag leisten, z.B. mit der Nutzung unseres Hauses, unseres Geländes, unserer Angebote für Nutzer*innen der Einrichtung usw.
Es geht dabei um ein Hinterfragen bisheriger Prozesse, Strukturen und Angebote. Wer hier die Nutzer*innen der Einrichtung, Mitarbeitende und andere Anspruchsgruppen, sogenannte Stakeholder, aktiv einbindet, kann sich zukunftssicher aufstellen.
Welche Priorität sollte Nachhaltigkeit in einem Unternehmen haben und warum?
Steve Grundig: Angesichts der verschiedenen Krisen der Welt ist ein ambitioniertes Handeln mehr als überfällig. Nachhaltigkeit als Leitmotiv von Entscheidungen und der gesellschaftlichen Entwicklung entscheidet maßgeblich darüber, wie gut oder schlecht wir in ein paar Jahren leben und was wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen. Unternehmen haben hier eine besondere Verantwortung, haben sie doch einen großen Einfluss und Gestalten das Leben von Menschen und unser direktes Umfeld aktiv mit.
Natürlich steckt da erstmal viel Arbeit dahinter. Angesichts der vielen Vorteile sollte es aber dennoch hohe Priorität im Betrieb haben.
Wie kann eine Organisation dafür noch Zeit und Ressourcen im Arbeitsalltag schaffen?
Steve Grundig: Was nicht geht ist, dass nebenbei und nach Feierabend zu machen. Meistens scheitert es aber genau daran, dass nicht ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen oder es keine klare Verantwortlichkeit gibt. Daher: Ein erster Schritt kann sein, dass man eine Arbeitsgruppe bildet, sodass 3–5 Leute aus verschiedenen Bereichen jeweils ein paar Stunden ihrer Arbeitszeit freigeräumt bekommen. Das braucht die Rückendeckung von der Geschäftsführung, die klar sagt, wie die Ressourcen verfügbar gemacht werden.
Welche Voraussetzungen braucht es in einer Organisation, um die Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit umzusetzen?
Steve Grundig: Die Mitarbeitenden und Nutzer*innen müssen in den Prozess einbezogen werden. Gemeinsam sollte man sich Ziele setzen, die zu einer entwickelten Vision einer nachhaltigen Einrichtung passen. Nachhaltigkeit sollte Teil der Arbeitskultur werden und fest in die Angebote und Dienstleistungen der eigenen Einrichtung integriert werden. Das passiert z.B. durch regelmäßige Schulungen, Teamevents mit Nachhaltigkeits-Motto oder feste Agendapunkte in Teammeetings zum Austausch zu Umwelt- und Sozialthemen.
Worauf legst du in deinen Seminaren für soziale Einrichtungen besonders Wert? Was möchtest du vermitteln?
Steve Grundig: Ich gebe gern eine paar praxisnahe Beispiele und Inspirationen, was man sofort umsetzen kann. Es ist wichtig, dass man ins Tun kommt.
Da soziale Einrichtungen jedoch sehr unterschiedlichen Zweck und Aufbau haben, legen wir in unserer Arbeit immer einen starken Fokus auf die Methodik. Unser Ziel, egal ob in einer Beratung oder in Seminaren, ist immer Hilfe zur Selbsthilfe. Jede Person soll befähigt werden, die Herausforderungen von Nachhaltigkeit in der eigenen Einrichtung anzugehen.
Die Teilnehmer*innen lernen, was Nachhaltigkeit bedeutet. Sie bekommen erste Anleitungen, wie man diesen weitreichenden Begriff auf die eigene Einrichtung übersetzt, um dann konkrete Handlungsfelder zu benennen. Ich finde es wichtig, dass man selbst die relevanten Themen identifiziert und sich nicht am Klein-Klein oder gar an green-washing Themen aufhält. Insgesamt versuche ich immer Tools und Vorgehensweisen zu vermitteln und einen Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden anzustoßen.
Wo siehst du die größten Veränderungen in den kommenden Jahren und was sind konkrete Wege, wie sich die Sozialwirtschaft darauf vorbereiten kann?
Steve Grundig: Es gibt gerade zahlreiche Veränderungen, die uns bevorstehen, und leider auch eine Art dauerhafter Krisenmodus. Das ist der Punkt, wo sich viele Menschen und auch manche Organisationen gerade überfordert fühlen.
Beim Klima gibt es zwei Stoßrichtungen. Es gilt, den eigenen Klimaeinfluss zu minimieren, um die weitere Erwärmung abzumildern. Gleichzeitig muss man sich an das bereits verändernde Klima anpassen. Da geht es um das Wohlergehen und die Gesundheit der Menschen in der Einrichtung, aber auch knallhart um Sicherheit und
Notfallpläne, wenn man an Vorsorge und Schutz vor Wetterextremen und ‑katastrophen denkt.
Um Ressourcen zu sparen, werden wir konsequenter zu einer Kreislaufwirtschaft kommen müssen. Da sind soziale Einrichtungen als regionaler Akteur gute Partner, denn wo viele Menschen versorgt werden oder sich treffen, werden auch viele Ressourcen gebraucht.
Wenn wir über die Umweltthemen hinausschauen: Für ehrenamtliche und festangestellte Mitarbeitende, für Sponsorings, für Politik und Fördermittelgeber*innen und natürlich auch die Nutzer*innen wird eine ganzheitliche Nachhaltigkeit mehr und mehr zum Entscheidungskriterium. Wer weiterhin attraktive Angebote für Nutzer*innen bieten will, wer guter Arbeitgeber sein möchte oder die Voraussetzungen für Förderungen erfüllen muss, wird sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen.
Die beste Vorbereitung ist, sich dem Thema zu stellen: Loslegen und eine Arbeitsgruppe bilden oder eine verantwortliche Person benennen. Dann schauen, wo man steht, was die entscheidenden Themen, die Chancen und Risiken in der eigenen Einrichtung sind. Dann kann man sich vorbereiten und die großen Veränderungen aktiv mitgestalten.
Sehen soziale Einrichtungen den Zusammenhang zwischen Klimagerechtigkeit und sozialer Gerechtigkeit? Wie kann man diesen gut vermitteln und in der Organisation etablieren?
Steve Grundig: Es gibt bereits Schulterschlüsse zwischen Sozialverbänden und Umweltorganisationen, weil beide sagen, man muss sich unterstützen und nicht gegeneinander spielen. Das kann auch im Kleinen passieren, wenn zum Beispiel der Umweltverein mit der sozialen Einrichtung vor Ort zusammenarbeitet.
Im Idealfall werden Forderungen von Umweltverbänden sozialverträglicher formuliert und soziale Einrichtungen mit deren zahlreichen Gebäuden, Mitarbeitenden und Angeboten können zum Treiber für eine klimaneutrale Gesellschaft, für Biodiversität und für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft werden. Das wäre eine Win-Win-Situation für alle!
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Grundig.
Erfahren Sie, wie Sie erste Schritte zu mehr Nachhaltigkeit in Ihrer Organisation gehen können.
Nachhaltigkeitsmodelle, Werkzeuge und sinnvolle Maßnahmen lernen Sie im Seminar kennen:
Nachhaltigkeit? Mit kleinem Aufwand zur großen Wirkung
Das Interview mit Steve Grundig führte Julia Mann (Paritätische Akademie Berlin)
Titelbild: Steve Grundig (Foto: Thomas Schlorke für plant values © )
Nachhaltigkeit als Fachkräftemagnet: Mitarbeitende und Bewerbende mit Nachhaltigkeit begeistern
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