Maga­zin

Mai 2024 | Stu­di­um

Quereinstieg durch das Studium in Sozialmanagement –  

im Gespräch mit Master-Absolventin Cora Döhn  

Cora Döhn war nach ihrem ers­ten Stu­di­um zunächst Deutsch als Fremd­spra­che Leh­re­rin und Online-Redak­teu­rin. Doch sie ent­schied sie sich für den Quer­ein­stieg in die Sozia­le Arbeit durch ein Stu­di­um in Sozi­al­ma­nage­ment und dem Antre­ten einer Stel­le bei der Ber­li­ner Aids-Hil­fe e.V.. In die­sem Inter­view spre­chen wir mit der Mas­ter-Absol­ven­tin, die heu­te die Koor­di­na­ti­on der Jugend­prä­ven­ti­on bei der Ber­li­ner Aids-Hil­fe aus­führt, über ihren heu­ti­gen Beruf und ihren Weg dort­hin. 

Was genau machst du als Youthwork-Koordinatorin bei der Berliner Aids-Hilfe und wie sieht dein Arbeitsalltag aus? 

Cora Döhn: Ich bin aktu­ell die Koor­di­na­ti­on des You­thwork-Teams der Ber­li­ner Aids-Hil­fe. Das bedeu­tet, ich gestal­te gemein­sam mit mei­nem Team die Jugend­prä­ven­ti­on bei uns im Haus. Mei­ne Haupt­auf­ga­ben sind ver­gleich­bar mit der einer Pro­jekt­ma­na­ge­rin. Bei mir liegt unse­re Ehren­amts­ko­or­di­na­ti­on für unser Team sowie die Koor­di­na­ti­on mit den Lehr­kräf­ten und den Schu­len, die zu uns kom­men. Ich orga­ni­sie­re unse­re Events und Pro­jek­te – wie z.B. eine Schüler:innenkonferenz, Pro­jekt­ta­ge und Events zu Anläs­sen wie dem Welt Aids Tag. Ich schrei­be den News­let­ter an die Schu­len, ich betreue unse­re Social Media-Accounts und tra­ge die päd­ago­gi­sche Ver­ant­wor­tung für unser Kon­zept und für die Work­shop-Inhal­te wie auch die Aus­bil­dung der Ehren­amt­li­chen, die bei uns ankom­men. Außer­dem küm­me­re ich mich um die Team­ent­wick­lung bei uns intern. 

 

Ein Teil mei­ner Stel­le in der Ber­li­ner Aids-Hil­fe wid­met sich dem Team des Ehren­amts­ma­nage­ments. Wir eta­blie­ren eine wert­schät­zen­de Aus­bil­dungs­kul­tur für Ehren­amt­li­che der gesam­ten Ber­li­ner Aids-Hil­fe und hal­ten die­se auf­recht. Wer bei uns neu ehren­amt­lich anfängt, absol­viert ver­schie­de­ne Kur­se. Das sind zum Bei­spiel Kom­mu­ni­ka­ti­ons­trai­nings unter ande­rem mit Zuhör­tech­ni­ken – das bie­ten wir für unse­re Ehren­amt­li­che kos­ten­los an. Um unse­re Qua­li­täts­stan­dards ein­zu­hal­ten, sind die­se Kur­se bei uns auch ver­pflich­tend. Sie ler­nen auch die Ber­li­ner Aids-Hil­fe als Orga­ni­sa­ti­on samt ihrer Hal­tung ken­nen. So haben neue Ehren­amt­li­che hier auch noch­mal die Mög­lich­keit einen Abgleich zu machen, ob sie sich mit der poli­ti­schen Hal­tung der Ber­li­ner Aids-Hil­fe iden­ti­fi­zie­ren kön­nen und sich damit wohl­füh­len, die­se Hal­tung auch nach außen zu ver­tre­ten. 

 

Seit Neus­tem gehe ich auch mit in Test­be­ra­tun­gen. Das sind Bera­tun­gen bei uns im Haus, die vor einem Test auf HIV und ande­re sexu­ell über­trag­ba­re Infek­tio­nen ange­bo­ten wer­den. Da kön­nen Per­so­nen, die sich zum Bei­spiel auf HIV tes­ten las­sen möch­ten, erfah­ren, wie ein Test abläuft und wo sie sich hin­wen­den kön­nen, falls ein Test posi­tiv aus­fällt. 

Was motiviert dich, diesen Job auszuüben? 

 

Für mich ist die Ber­li­ner Aids-Hil­fe ein ganz ideell auf­ge­la­de­ner Arbeits­be­reich. Das fin­de ich wun­der­schön. Es ist eine Mischung aus Job und Lebens­ge­fühl. Die Arbeit ist sinn­voll und das ist sehr moti­vie­rend für mich. 

 

Das Team hält auch sehr zusam­men, was mich unge­mein moti­viert. Im Team gibt es fla­che Hier­ar­chien. Wir arbei­ten sehr gleich­be­rech­tigt und selbst­be­stimmt. 

 

Was hast du vor deinem Masterstudium gemacht? Und wie bist du dann dazu gekommen, dich neu zu orientieren? 

 

Ich war in einer Redak­ti­on in einem Online-Medi­um erst als Volon­tä­rin und dann als Redak­teu­rin tätig. Das hat mir zunächst viel Spaß gemacht. Mein Ste­cken­pferd-The­ma war die finan­zi­el­le Selbst­be­stim­mung von Frau­en in der Grün­dung und ihr Weg in die Selb­stän­dig­keit. Ich habe Infor­ma­tio­nen zusam­men­ge­tra­gen, von denen ande­re pro­fi­tie­ren kön­nen, die sich auch selbst­stän­dig machen wol­len. Mich hat also schon immer inter­es­siert, wel­che Infor­ma­tio­nen die Welt noch braucht. Auch hier woll­te ich unbe­dingt eine Art Bera­tungs­an­ge­bot schaf­fen. 

 

Nach mei­nem Quer­ein­stieg hat­te ich das Gefühl, kei­ne for­ma­le Qua­li­fi­ka­ti­on zu haben, um im Bereich sozia­le Arbeit anknüp­fen zu kön­nen. Für mich per­sön­lich war es also wich­tig, eine Zusatz­qua­li­fi­ka­ti­on zu erwer­ben, um mich hier wohl­zu­füh­len. Denn ich habe ein Selbst­ver­ständ­nis, dass ich mit hoher Pro­fes­sio­na­li­tät an neue Her­aus­for­de­run­gen her­an­ge­he. Den Mut und das Selbst­be­wusst­sein sowie das Know-How hät­te ich ohne das Stu­di­um lei­der nicht gehabt, mit dem ich jetzt mei­ne Arbeit aus­füh­ren kann. 

 

Das Errech­nen von Bilan­zen aus dem Stu­di­um bei­spiels­wei­se brau­che ich in mei­nem aktu­el­len Job zwar nicht mehr so im Detail, denn dafür haben wir hier im Haus die Buch­hal­tung und die Geschäfts­füh­rung. Aber trotz­dem gehe ich durch die­ses erwor­be­ne Wis­sen kom­pe­tent mit Bud­gets für mei­nen Arbeits­be­reich um. Das gibt natür­lich auch mei­nen Chef:innen Sicher­heit und Ver­trau­en.  

Den Mut und das Selbst­be­wusst­sein sowie das Know-How hät­te ich ohne das Stu­di­um lei­der nicht gehabt, mit dem ich jetzt mei­ne Arbeit aus­füh­ren kann. 

 

Konntest du Arbeit und Studium gut unter einen Hut bringen? Und hat das ausgereicht, um dein Leben und die Studienkosten zu finanzieren? 

 

Ich habe das Stu­di­um 2018 begon­nen und 2020 habe ich den Abschluss gemacht. Finan­ziert habe ich das Gan­ze dadurch, dass ich par­al­lel gear­bei­tet habe. Ich habe in der Zeit des Stu­di­ums ca. 10 Stun­den bei der Ber­li­ner Aids Hil­fe im Ehren­amts­ma­nage­ment gear­bei­tet und neben­bei selbst­stän­dig als Deutsch als Fremd­spra­che Leh­re­rin. 

 

Zuge­ge­be­ner­ma­ßen war damals der Mie­ten­wahn­sinn auch noch nicht so extrem wie jetzt. Es war also für mich stemm­bar. In der Steu­er­erklä­rung kam mir das Stu­di­um spä­ter auch zugu­te. Ich war zu dem Zeit­punkt bereits ver­hei­ra­tet. Das Stu­di­um habe ich abset­zen kön­nen, was finan­zi­ell eine gro­ße Erleich­te­rung war.  

 

Nach einem vol­len Prä­senz­tag an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie hat­te man auch das Gefühl, ganz viel mit­ge­nom­men zu haben. Und natür­lich habe ich mich dann auch am Wochen­en­de noch ein­mal hin­ge­setzt und bin alles durch­ge­gan­gen und habe ich eben Mathe gepaukt oder nach­ge­holt, wie ich Social Media Inhal­te gut gestal­ten kann. Ich habe mich dann auch mit mei­nen Kommiliton:innen in Lern­grup­pen getrof­fen. Wir haben das Stu­di­um schon sehr ernst genom­men. 

Es wird sehr gut dar­auf ein­ge­gan­gen, dass Men­schen in dem Stu­di­um meist Vollzeit-Arbeitnehmer:innen sind.

 

Es kommt wirk­lich auch dar­auf an, wie man Prio­ri­tä­ten gut setzt. Das Stu­di­um an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie in Sozi­al­ma­nage­ment ist her­aus­for­dernd, aber nicht über­for­dernd. Denn es wird sehr gut dar­auf ein­ge­gan­gen, dass Men­schen in dem Stu­di­um meist Vollzeit-Arbeitnehmer:innen sind. Außer­dem wuss­ten wir auch alle Ter­mi­ne vor­her. So konn­te ich im Vor­hin­ein immer sehr gut mit mei­nem Arbeit­ge­ber abspre­chen, wann ich arbei­ten kann und wann nicht. 

Das Stu­di­um habe ich abset­zen kön­nen, was finan­zi­ell eine gro­ße Erleich­te­rung war. 

 

Wie waren der Austausch und Kontakt unter den Studierenden? 

 

Sehr gut. Aller­dings kam dann die Coro­na-Pan­de­mie 2020. Das hat lei­der dazu geführt, dass unser letz­tes Semes­ter und auch unse­re Abschluss­fei­er nur über Zoom statt­fin­den konn­te. Vie­le Leu­te, mit denen ich im Stu­di­um sehr eng war, habe ich dann andert­halb Jah­re nicht mehr zu Gesicht bekom­men.  

Eine Freund­schaft hat sich pri­vat gehal­ten. Aber auch, wenn ich mit allen ande­ren nicht jeden Tag im Kon­takt ste­he, weiß ich mit Sicher­heit, dass ich auf sie heu­te immer noch zuge­hen und wir uns beruf­lich aus­tau­schen könn­ten. 

 

Welche Inhalte des Studiums konntest du im Berufsleben unmittelbar anwenden? 

 

Die Social Media-Inhal­te haben mir sehr viel Sicher­heit gege­ben. Da ging es dar­um, wie ich zum Bei­spiel reagie­ren kann, wenn ein Shit­s­torm kommt oder wie schnell man auf sol­che Inhal­te reagie­ren soll­te. Aber auch das recht­li­che Wis­sen in die­sem Zusam­men­hang war sehr wich­tig für mei­ne Arbeit heu­te. Social Media ist schließ­lich nicht nur ein Fun-Fak­tor mei­nes Arbeits­be­reichs, son­dern ein inte­gra­ler Bestand­teil.  

 

Ganz wich­tig war auch das The­ma Diver­si­tät und Diver­si­täts­ori­en­tie­rung. Wie schafft man es, den Arbeits­be­reich divers zu gestal­ten? Es ist sehr span­nend, wie kom­plex und schwie­rig das eigent­lich ist. Das spielt auch in unse­rem Arbeits­all­tag heu­te eine gro­ße Rol­le.  

Ich habe ein Ver­ständ­nis dafür bekom­men, wie wirt­schaft­lich eine sozia­le Orga­ni­sa­ti­on eigent­lich arbei­ten muss und was alles dahin­ter­steckt. 

Außer­dem konn­te ich im Stu­di­um ein grund­sätz­li­ches Ver­ständ­nis davon erwer­ben, wie die Sozi­al­wirt­schaft funk­tio­niert. Finan­zie­rungs­fra­gen spie­len im sozia­len Bereich immer eine ganz gro­ße Rol­le. Denn Res­sour­cen sind chro­nisch knapp und müs­sen des­halb immer ziel­ge­rich­tet und effi­zi­ent ein­ge­setzt wer­den. Dar­um ist man ange­hal­ten, sehr exakt zu sein und sehr gut zu pla­nen. Dahin­ge­hend hat das Stu­di­um mei­nen Hori­zont sehr erwei­tert. Ich habe ein Ver­ständ­nis dafür bekom­men, wie wirt­schaft­lich eine sozia­le Orga­ni­sa­ti­on eigent­lich arbei­ten muss und was alles dahin­ter­steckt. So habe ich das Selbst­be­wusst­sein erlangt, mich im sozia­len Bereich fle­xi­bel zu bewe­gen und mit­re­den zu kön­nen. Das hat mir per­sön­lich am aller­meis­ten gebracht. 

 

Haben sich deine Erwartungen an das Studium erfüllt? 

 

Am Anfang hat­te ich die Vor­stel­lung, dass ich schon viel wis­sen wer­de und die Stu­di­en­in­hal­te mich eher dar­in bestär­ken wer­den, dass ich im rich­ti­gen Arbeits­feld ange­kom­men bin. Ich habe mich also ehr­li­cher­wei­se zunächst gefragt, ob mir das Stu­di­um was bringt oder ob ich es als per­sön­li­chen Selbst­be­wusst­seins-Boost benö­ti­ge. Ich war jedoch spä­tes­tens nach dem ers­ten Semes­ter davon über­zeugt, wie qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig und wie divers die Inhal­te des Stu­di­ums sind. Es hat mir rück­bli­ckend sehr viel gehol­fen, mich im Arbeits­feld der Sozi­al­wirt­schaft gut bewe­gen zu kön­nen.   

Ich war (…) nach dem ers­ten Semes­ter davon über­zeugt, wie qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig und wie divers die Inhal­te des Stu­di­ums sind.

 

Was hat dir im Studium gefehlt? 

 

Wäh­rend mei­nes Stu­di­ums war ich noch eine rela­tiv neue Mit­ar­bei­te­rin mit wenig Stun­den. So hat­te ich noch nicht so kom­ple­xe Arbeits­be­rei­che und auch nicht so viel Ver­ant­wor­tung wie heu­te. Die Manage­ment-Inhal­te im Stu­di­um waren des­halb zwar sehr prak­tisch und für mich total span­nend, aber die Inhal­te pas­sier­ten für mich noch im luft­lee­ren Raum. In mei­ner Arbeits­pra­xis wur­den die Inhal­te erst spä­ter rele­vant. Glück­li­cher­wei­se konn­te ich vie­les Wis­sen wie­der abru­fen als ich es brauch­te.  

 

Den­noch wür­de ich manch­mal ger­ne noch mal die Zeit zurück­dre­hen und einen Kurs dar­in bele­gen, um mein Wis­sen auf­zu­fri­schen. Dann könn­te ich par­al­lel zu dem, was ich theo­re­tisch gelernt habe, jetzt die Mög­lich­keit nut­zen, das prak­tisch anzu­wen­den. Auch das Coa­ching, das im Stu­di­um ange­bo­ten wur­de, konn­te ich dahin­ge­hend noch nicht gut in Anspruch neh­men.  

Vie­len Dank für das Inter­view.

 

An der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie bie­ten wir im Berufs­feld Ehren­amts­ma­nage­ment einen Zer­ti­fi­kats­kurs an. Dazu haben wir mit Cora Döhn, die auf die­sem Gebiet heu­te Exper­tin ist, gespro­chen. Der Bei­trag dazu wird bald im Online-Maga­zin erschei­nen.

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Redak­ti­on: Julia Mann (Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin)

Foto im Titel­bild: Cora Döhn in ihrem Büro der Ber­li­ner Aids-Hil­fe e.V. (Foto: Ele­na Gav­risch)

Sozi­al­ma­nage­ment, Mas­ter of Arts

Berufs­be­glei­ten­der Stu­di­en­gang

Start: Okto­ber 2024

Ehrenamtsmanagement

Zertifikatskurs

Start: 13. Novem­ber 2024

Sozia­le Arbeit, Bache­lor of Arts

Berufs­be­glei­ten­der Stu­di­en­gang

Start: Okto­ber 2024

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April 2024 | Neue Arbeits­wel­ten

Die Seeschule Rangsdorf auf dem Weg zur agilen und selbstorganisierten Bildungseinrichtung

Mela­nie Roy und Sophie Eck­art arbei­ten im Bereich Wohn­grup­pe und Inter­nat an der See­schu­le Rangsdorf. Sie ver­fol­gen das Ziel, die Effek­ti­vi­tät, Attrak­ti­vi­tät und Qua­li­tät ihres Arbeits­felds stei­gern. Dabei pro­bier­ten sie ver­schie­de­ne Metho­den des agi­len Arbei­tens aus. In der Pio­nier­werk­statt Agi­li­tät an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin wur­den sie dabei über ein Jahr lang beglei­tet. Im Inter­view erzäh­len sie uns anhand von 9 Fra­gen, was sie nun anders machen.

Die See­schu­le Rangsdorf ist mehr als eine gewöhn­li­che Schu­le. Auf dem Gelän­de am Rangsdor­fer See des seit1989 bestehen­den Ver­eins gibt es Ober­schu­le, Gym­na­si­um und Kita und auch ein Inter­nat mit inte­grier­ter Wohn­grup­pe.

Was ist die Seeschule Rangsdorf für eine Einrichtung und wie viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind dort täglich unterwegs?

Mela­nie Roy: Wir betrei­ben als Ver­ein einen Cam­pus bestehend aus Ober­schu­le und Gym­na­si­um ab 7. Klas­se, eine Kita, eine Wohn­grup­pe, als auch ein Inter­nat. Wir arbei­ten inklu­siv. Wir erwei­tern mit­tel­fris­tig unse­re Kita und ergän­zen um den Bereich BEW sowie ambu­lan­te Hil­fen.

Die Schu­len haben Platz für 250 Kin­der, wovon etwa ein Vier­tel auf dem Gelän­de woh­nen kann. Lei­der nicht in der schul­frei­en Zeit, dafür aber mitt­ler­wei­le auch an jedem 2. Wochen­en­de. Etwa 73 Mit­ar­bei­ten­de dürf­ten auf dem Gelän­de unter­wegs sein.

Für welche Bereiche seid ihr beide speziell tätig?

Mela­nie Roy: Ich bin für den Bereich Wohn­grup­pe und Inter­nat zustän­dig und füh­re dort die Geschäf­te. Es macht mir Freu­de, The­men, Struk­tu­ren als auch Pro­ble­me zu betrach­ten und nach Ideen zu schau­en, die wir nut­zen kön­nen, um uns wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Ich lie­be es, Ver­bes­se­run­gen zu rea­li­sie­ren.

 

Sophie Eck­art: Ich bin päd­ago­gi­sche Mit­ar­bei­te­rin. Mein Tätig­keits­be­reich unter­glie­dert sich in zwei ver­schie­de­ne

Berei­che. Im Früh­dienst beglei­te ich die Jugend­li­chen der Wohn­grup­pe im schu­li­schen Kon­text. Das bedeu­tet, dass wir Unter­richts­hos­pi­ta­tio­nen durch­füh­ren, den Jugend­li­chen und Leh­rern zur Sei­te ste­hen, wenn Pro­ble­ma­ti­ken auf­tre­ten und jeder­zeit Ansprech­part­ner für unse­re Schütz­lin­ge sind. Im Nach­mit­tags­be­reich beglei­te ich die

Jugend­li­chen im All­tag. Das inklu­diert unter ande­rem ver­schie­de­ne Grup­pen­an­ge­bo­te, Beglei­tung von Lern­zei­ten, Gesprä­che zu jeg­li­chen Anlie­gen, um die best­mög­li­che Unter­stüt­zung für die Jugend­li­chen zu errei­chen. Uns ist es wich­tig jeden Jugend­li­chen als Indi­vi­du­um zu sehen und ihm einen best­mög­li­chen Rah­men zu bie­ten, um sich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und zu einer eigen­stän­di­gen Per­sön­lich­keit her­an­zu­wach­sen.

 

Mit welchem Ziel habt ihr euch dazu entschieden, an der Pionierwerkstatt der Paritätischen Akademie teilzunehmen? Wie kam es dazu?

Mela­nie Roy: Ich habe vor fast 3 Jahr­zehn­ten mei­ne Diplom­ar­beit über das The­ma „sozia­le Arbeit als orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­le­ri­sche Tätig­keit“ geschrie­ben. Wirt­schafts­be­grif­fe in die sozia­le Arbeit zu über­tra­gen war für die Dozie­ren­den an der Fach­hoch­schu­le Frank­furt am Main mit ihrem alt 68er Charme ein gewis­ser Affront zur dama­li­gen Zeit. Da war „Sozi­al­ma­nage­ment“ noch kein Begriff. Das habe ich dann spä­ter noch berufs­be­glei­tend stu­diert.

Mir sind im Lau­fe der Zeit mit zuneh­men­dem Trend die The­men New Work, agil, inte­gral und so wei­ter vor die Füße gefal­len. Natür­lich auch das Buch von Fré­dé­ric Laloux „Reinven­ting Orga­niza­ti­ons“*. Mit den Inhal­ten saß ich dann ver­zwei­felt da und habe mich gefragt, wie das in den sozia­len Arbeits­be­reich zu über­tra­gen ist. Ich habe zwar gefühlt, dass die Para­dig­men eine gute Sache sind, aber kei­ne Ahnung gehabt, wie und ob das zu imple­men­tie­ren geht.

Dann hat­te ich die ers­ten Fort­bil­dun­gen bei Björn Schmitz an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie zu die­sem The­ma. So sind die Puz­zle­tei­le dann an ihren Platz gefal­len. Anstel­le von Lei­tungs­su­per­vi­si­on, habe ich die „Füh­rungs­nug­gets“ mit mög­lichst vie­len Mit­ar­bei­tern aus dem Lei­tungs­team genutzt. Die Pio­nier­werk­statt war in Fol­ge ein groß­ar­ti­ges For­mat, um mit die­sen The­men am Ball zu blei­ben. Und die Ein­la­dung, das zu zweit zu machen, also Füh­rungs­kraft und Mitarbeiter:in, fin­de ich geni­al. Anfangs hat mir das etwas Sor­gen berei­tet, aber rück­bli­ckend war das nicht nötig. Da wir das Glück hat­ten, För­der­mit­tel bei der ILB** bean­tra­gen zu kön­nen haben wir die Kos­ten auch auf 2 für 1 redu­zie­ren kön­nen.

Sophie Eck­art: Mela­nie sprach mich im ver­gan­ge­nen Jahr an und erzähl­te mir von die­ser Wei­ter­bil­dung und frag­te mich im Zuge des­sen, ob ich Lust hät­te dies gemein­sam mit ihr im Tan­dem zu machen. Zunächst konn­te ich mir wenig dar­un­ter vor­stel­len. Wie kann ich, als päd­ago­gi­sche Mit­ar­bei­te­rin, auch davon pro­fi­tie­ren? Da es lang­fris­tig jedoch mein Ziel ist, eine Lei­tungs­po­si­ti­on zu über­neh­men, erschloss sich mir schnell, wie auch ich dies für mei­ne beruf­li­che Zukunft nut­zen kann. Hin­zu kam, dass Mela­nie sehr begeis­tert von der Arbeit des Dozen­ten Björn Schmitz aus ihren bis­he­ri­gen Fort­bil­dun­gen berich­te­te. Das The­men­ge­biet weck­te schon nach den ers­ten Ter­mi­nen gro­ßes Inter­es­se bei mir und wir konn­ten gemein­sam schau­en, wie wir als Insti­tu­ti­on und vor allem wir als Team uns wei­ter­ent­wi­ckeln kön­nen.

Das waren ja erst­mal vie­le Lei­tungs- und Füh­rungs­the­men, die für mich vor­her nicht ganz greif­bar waren. Im Nach­hin­ein muss ich sagen, fand ich das unfass­bar gewinn­brin­gend für uns bei­de und auch fürs Team. Es steht nicht eine Per­son allein da und muss das Gan­ze eta­blie­ren und umset­zen, son­dern wir kön­nen gemein­sam schau­en, was wich­tig ist und was wir davon nut­zen kön­nen.

Das zu Zweit zu machen, also Füh­rungs­kraft und Mitarbeiter:in, fin­de ich geni­al. Anfangs hat mir das etwas Sor­gen berei­tet, aber rück­bli­ckend war das nicht nötig. Da wir das Glück hat­ten, För­der­mit­tel bei der ILB bean­tra­gen zu kön­nen, haben wir die Kos­ten auch auf 2 für 1 redu­zie­ren kön­nen.

Mela­nie Roy

Habt ihr eigene Themen mit in die Werkstatt gebracht, für die ihr nun Lösungsansätze entwickeln konntet?  

Mela­nie Roy: Zu Beginn der Werk­statt haben wir her­aus­ge­fun­den, dass uns das The­ma Mee­ting­kul­tur sehr beschäf­tigt und wir uns das vor­neh­men möch­ten. Das, was wir als „schlecht“ emp­fun­den haben, hat dann erst­mal Namen bekom­men: Pop­corn-Info- und Trich­ter­ver­an­stal­tung, zu wenig Dyna­mik, man­geln­de Vor­be­rei­tung, wem gehört die Sit­zung, sit­zen die rich­ti­gen Leu­te am Tisch und so wei­ter.

Wir konn­ten das ein­brin­gen, haben Feed­back bekom­men und haben uns danach einen neu­en Plan gemacht. Zu die­sem Pro­zess gehör­te auf jeden Fall sowas wie: Sor­ten­rein­heit des Mee­tings, Check-In und Aus­wer­tung, More Dra­ma, Fokus auf das Beein­fluss­ba­re, kein Mee­ting ohne Mode­ra­ti­on, Ein­be­zie­hung aller, Metho­den anwen­den, Vor­be­rei­tung, Ein­füh­rung bestimm­ter For­ma­te, Kan­ban Bords, und vie­les mehr. 

  

Aber auch für ande­re Vor­ha­ben im Betrieb haben wir kon­kre­te Unter­stüt­zung bekom­men, damit wir uns erst­mal im Wald der Mög­lich­kei­ten ori­en­tie­ren kön­nen.

Hat sich eure Meetingkultur seitdem verbessert?   

Sophie Eck­art: Wir sind auf dem Weg und haben einen guten Anfang gemacht. Auch, wenn es viel­leicht manch­mal hart war, haben wir gutes Feed­back bekom­me. Nach­dem wir unse­re Ideen bei der Fort­bil­dung vor­ge­stellt hat­ten, haben wir sowohl von den Teil­neh­men­den als auch von Björn Schmitz gute Anre­gun­gen erhal­ten. Dar­auf­hin konn­ten wir schau­en, wie wir nach­jus­tie­ren kön­nen und was wir ver­än­dern kön­nen. Beson­ders gut war, dass es auch immer einen Rück­blick gab. Da haben wir uns ange­se­hen, was wir im letz­ten Ter­min mit­ge­nom­men haben, was wir umge­setzt und aus­pro­biert haben und wo wir wei­ter anset­zen wol­len. Wir sind noch lan­ge nicht am Ende ange­kom­men und freu­en uns gemein­sam mit dem Team neue Metho­den aus­zu­pro­bie­ren und zu eta­blie­ren. 

Wie soll sich euer Bereich der Jugendhilfe an der Seeschule Rangsdorf entwickeln? 

Mela­nie Roy: Für unse­ren Bereich habe ich die Hoff­nung, dass alle Spaß an der Arbeit haben, jeder die ein oder ande­re Metho­de fin­det, die auch auf ande­rer Ebe­ne hilf­reich sein kann, das Mit­ein­an­der dadurch viel­fäl­ti­ger wird, Lösun­gen schnel­ler gefun­den wer­den, sich jeder auf sei­nem Pos­ten kom­pe­tent und hand­lungs­fä­hig fühlt, Ein­fluss­be­rei­che geklärt sind, unnö­ti­ge Regeln über Bord gehen und durch Rele­van­tes ersetzt wer­den, dass Ver­än­de­rung zum All­tag gehö­ren kann. Und muss, denn von unse­ren Jugend­li­chen erwar­ten wir genau das. 

Welche Tools oder Methoden nehmt ihr mit? Was hat euch besonders geholfen?

Mela­nie Roy: Für mich war der größ­te Aha-Moment die Erkennt­nis, dass wir, wie Björn Schmitz es sagt, „irrend vor­an rob­ben“ kön­nen. Bis­her habe ich mich nach Fort­bil­dun­gen noch nicht fort­ge­bil­det genug gefühlt, um Din­ge umzu­set­zen und habe lie­ber noch eine Aus­bil­dung gemacht. Oder das The­ma begra­ben. Das ist hier ein ganz gra­vie­ren­der Unter­schied für mich gewe­sen. Ich bin ein­ge­deckt mit Metho­den und Infor­ma­tio­nen und füh­le mich frei, dar­aus ein­fach Din­ge aus­zu­pro­bie­ren. Nach und nach eta­bliert sich das ein oder ande­re im All­tag.  

 

Sophie Eck­art: Wir haben bei der Wei­ter­bil­dung so vie­le Metho­den an die Hand bekom­men, wel­che wir nach und nach für uns aus­pro­bie­ren wer­den. Mela­nie und ich schau­en gemein­sam, wel­che Metho­den wir zu bestimm­ten The­men anwen­den kön­nen und haben uns hier schon eine klei­ne Struk­tur ange­legt. Ers­te Metho­den sind bereits eta­bliert und ande­re wer­den wir in der Zukunft auf jeden Fall noch aus­pro­bie­ren. Lear­ning by doing ist hier die maß­geb­li­che Rich­tung. Wir sind durch die Wei­ter­bil­dung auf jeden Fall pro­bier­freu­di­ger gewor­den. Gehol­fen hat mir vor allem auch immer wie­der der gemein­sa­me Rück­blick in der Grup­pe, was wur­de bereits aus­pro­biert und was wol­len wir in Zukunft noch aus­pro­bie­ren. Hier­durch konn­ten wir durch die ande­ren Teil­neh­men­den und Björn Schmitz eine Rück­mel­dung erhal­ten und wei­te­re Ideen ent­wi­ckeln. 

 

Die Feh­ler­freund­lich­keit ist auch ein wich­ti­ger Aspekt für mich. Am Anfang woll­ten alles am bes­ten ganz genau durch­pla­nen. Doch es muss eigent­lich gar nicht per­fekt sein. Wir haben es gera­de sel­ber erst gelernt. So kom­mu­ni­zie­ren wir das auch dem Team. Wir pro­bie­ren jetzt ein­fach mal aus und dann gucken wir, ob es passt oder nicht, oder ob wir etwas nach­jus­tie­ren. Ansons­ten haben wir wirk­lich vie­les an die Hand bekom­men und sepa­rie­ren jetzt gera­de ein­fach für uns. Was kön­nen wir mit­neh­men? Was kön­nen wir für die Team­sit­zung und für die Fall­be­spre­chun­gen anwen­den und was bringt uns wei­ter? 

Bisher habe ich mich nach Fort­bil­dun­gen noch nicht fort­ge­bil­det genug gefühlt, um Din­ge umzu­set­zen und habe lie­ber noch eine Aus­bil­dung gemacht. Oder das The­ma begra­ben. Das ist hier ein ganz gra­vie­ren­der Unter­schied für mich gewe­sen.

Mela­nie Roy

Konntet ihr von den anderen Teilnehmenden aus sozialen Einrichtungen etwas für euch mitnehmen? 

Mela­nie Roy: Ja, auf jeden Fall. Das kommt zum Wert der Fort­bil­dung noch oben­drauf, dass ich von den ande­ren ler­nen kann und etwas über die ande­ren Arbeits­be­rei­che erfah­re. Es war dar­über hin­aus eine super net­te Grup­pe, in der sich jeder gut öff­nen konn­te.  

 

Sophie Eck­art: Der Aus­tausch mit den ande­ren Teil­neh­mern war wirk­lich sehr pro­duk­tiv. Auch wenn es unter­schied­li­che Ein­rich­tun­gen waren, konn­ten gemein­sa­me Pro­ble­ma­ti­ken abge­gli­chen wer­den und gegen­sei­ti­ge Rat­schlä­ge aus­ge­tauscht wer­den. Außer­dem war es gut durch die ande­ren Teil­neh­mer ganz ande­re Per­spek­ti­ven zu erlan­gen. För­der­lich war hier natür­lich sehr die Offen­heit und Unvor­ein­ge­nom­men­heit der Grup­pe. 

Es muss eigent­lich gar nicht per­fekt sein. Wir haben es gera­de sel­ber erst gelernt. So kom­mu­ni­zie­ren wir das auch dem Team. Wir pro­bie­ren jetzt ein­fach mal aus und dann gucken wir, ob es passt oder nicht, oder ob wir etwas nach­jus­tie­ren.

Sophie Eck­art

Wie konntet ihr die intensive Fortbildung mit eurem Arbeitsalltag organisieren? Habt ihr Tipps für zukünftige Teilnehmende? 

Mela­nie Roy: Für mich ist das weni­ger ein Pro­blem, weil ich nicht aus einem Dienst­plan her­aus­fal­le. Ich fand das For­mat als Kom­bi­na­ti­on aus ana­log und digi­tal ganz her­vor­ra­gend gewählt. Es war auch aus­rei­chend Zeit dazwi­schen, um sich mit dem Gelern­ten zu beschäf­ti­gen.  

 

Sophie Eck­art: Da die Ter­mi­ne lan­ge im Vor­aus bekannt waren, konn­ten die Diens­te dem­entspre­chend früh­zei­tig geplant und ver­tre­ten wer­den. Das war dann rela­tiv gut mach­bar. Wich­tig ist jedoch, dass man sich eben­falls Zeit ein­räumt, um die Wei­ter­bil­dung für sich zu reflek­tie­ren und zu schau­en, was man an Metho­den inte­grie­ren kann. 

 

Vie­len herz­li­chen Dank für das Inter­view! Wir wün­schen euch noch viel Erfolg bei der Wei­ter­ver­fol­gung eurer Zie­le in der See­schu­le Rangsdorf (hier ler­nen Schüler*innen indi­vi­du­ell und moti­viert fern­ab vom Stress – mehr über die See­schu­le).

 

Die Pio­nier­werk­statt 2024 star­tet im Juli! Mel­den Sie sich jetzt an!

 

*Im Bei­trag erwähn­tes Buch: Laloux, F. (2015). Reinven­ting Orga­niza­ti­ons: Ein Leit­fa­den zur Gestal­tung sinn­stif­ten­der For­men der Zusam­men­ar­beit (M. Kausch­ke, Übers.; 1. Aufl.). Vah­len, Franz. 

**ILB = Inves­ti­ti­ons­bank des Lan­des Bran­den­burg des Minis­te­ri­ums für Wirt­schaft, Arbeit und Ener­gie des Lan­des Bran­den­burg 

_________________________________________________

Redak­ti­on: Julia Mann (Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin)

Foto im Titel­bild: See­schu­le Rangsdorf e.V.

Pio­nier­werk­statt Agi­li­tät

Zer­ti­fi­kats­kurs mit Björn Schmitz

Start: 4. Juli 2024

Agile Führung – Teams und Organisationen in die Selbstorganisation führen

Seminar (4 Tage) mit Björn Schmitz

27. August – 21. Okto­ber 2024

Wir­kungs­ma­nage­ment

Zer­ti­fi­kats­kurs (Online)

Start:10. Sep­tem­ber 2024

AUCH INTERESSANT

Maga­zin

Janu­ar 2024 | Nach­hal­tig­keit

Zukunftswerkstatt Klima

„Wir sind inzwischen an einem Punkt angekommen, wo wir den Klimawandel nicht mehr verhindern, sondern nur noch abschwächen können.“

Cathrin Hirsch, Dozentin und Leiterin der Initiative KIJUNA, ist die treibende Kraft hinter unseren Bildungsreihe Zukunftswerkstatt Klima – Anpassung and die Folgen des Klimawandels im Gespräch: 

Frau Hirsch, Sie leiten die Initiative KIJUNA, die sich zum Ziel setzt die gesellschaftlichen Entwicklungen in Bezug auf Klimaschutz, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit auch in der stationären Kinder‑, Jugend- und Eingliederungshilfe sowie Kitas zu etablieren und den Menschen, die hier gefördert und auf die Zukunft vorbereitet werden, eine Chance auf Teilhabe an diesen gesellschaftlich relevanten Themen zu geben.

Wie haben Sie das Thema Nachhaltigkeit für sich entdeckt? 

Cathrin Hirsch: Ich habe die Initiative gegründet, da ich festgestellt habe, dass in diesem ganzen Bereich der Nachhaltigkeit, der Bildung für nachhaltige Entwicklung und Anpassungsbemühungen der soziale Bereich nicht berücksichtigt wird, sondern eigentlich lediglich Schulen angesprochen werden. Und es ist tatsächlich so, dass die Klientel der Sozialen Arbeit, also gerade Jugendhilfe oder auch Eingliederungshilfe nicht den besten Zugang zur Bildung über das öffentliche Schulsystem hat. Deshalb habe ich die Initiative KIJUNA gegründet, um eben diese Thematik auch in die Kinder- und Jugendhilfe, sowie Eingliederungshilfe und Kitas reinzubringen und dort die Bildungsarbeit zum Klimaschutz, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit sozusagen zu „revolutionieren“.  

Frau Hirsch, in unserem Vorgespräch haben Sie erwähnt, dass das Thema Klima und Umweltveränderungen im Rahmen der aktuellen Ausbildungs- und Studiengänge im sozialen Bereich nicht behandelt wird. Beispielsweise in der Kindheitspädagogik gibt es dieses Fach nicht. Ich kann mir gut vorstellen, dass Erzieher:innen in ihrem Berufsalltag oft mit Fragen rund um Klima und Umwelt konfrontiert werden. Und natürlich gibt es auch Eltern, die dem menschengemachten Klimawandel sehr skeptisch gegenüberstehen und gar leugnen. Wie man damit umgehen kann, ist nicht immer klar. Ich kann mir gut vorstellen, dass Erzieher:innen und Betreuungspersonen mit vielen Fragen überfordert werden, wenn sie kein fundiertes Wissen zu diesem Thema in ihrer Ausbildung vermittelt bekommen haben. Für mich wäre es auch nicht leicht meinem 8‑jährigen Sohn altersgerecht zu erklären, was CO2 ist.

Was können Erzieher:innen sowie die Leitung von Kitas und Kinder- und Jugendeinrichtungen in dem Zertifikatskurs Zukunftswerkstatt KlimaAnpassungen an die Folgen des Klimawandels lernen, um mit solchen Fragen besser umgehen zu können? 

Cathrin Hirsch: Es ist auf jeden Fall Inhalt der Fortbildung, dass auch immer praktische Tipps mit an die Hand gegeben werden, was tatsächlich umgesetzt werden kann. Und ich vertraue auch viel auf die pädagogischen Fähigkeiten der Kolleg:innen, dass sie das Erwachsenenwissen, das sie bei uns in der Zukunftswerkstatt Klima vermittelt bekommen, auch in altersgerechte Häppchen teilen können. Es gibt auf jeden Fall Praxistipps und Methoden, wie mit den Kindern und den Jugendlichen gearbeitet werden kann. Außerdem bestärken wir die Kolleg:innen in ihrer Rolle als Pädagog:innen. Sie sind keine Klimawissenschaftler:innen und es ist nicht immer nötig, dass sie alles aus diesem Bereich wissen. Es kann auch ein sehr erfolgreicher pädagogischen Prozess sein, wenn die Kolleg:innen gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Wissen erwerben und dann danach handeln. 

Gibt es Richtlinien oder Empfehlungen seitens der Politik, bezüglich Bildungsprogrammen zum Thema Klima- und Umweltveränderungen in Kitas und oder in der Kinder- und Jugendarbeit?

Cathrin Hirsch: Es gibt den Ansatz der Bildung für nachhaltige Entwicklung und in diesem Bereich wird deutlich, dass es vor allem um die Stärkung von Gestaltungskompetenzen geht. Dies wurden für alle Länder, die die Agenda 2030 ratifiziert haben, entwickelt und damit benannt, welche Kompetenzen jede:r einzelne:r braucht, um eine nachhaltige Welt zu entwickeln. Die Förderung der Gestaltungskompetenzen ist der Kern der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die Methodik läuft über die nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs), die der Hauptteil der Agenda 2030 sind, die wir gemeinschaftlich als Weltgemeinschaft erreichen müssen, damit sich die Entwicklung vom Klimawandel und die damit verbundenen sozialen Spannungen abschwächt und unsere Welt als nachhaltig bezeichnet werden kann. 

Es ist eine sehr gute Investition in die nachhaltige Zukunft, wenn die neue Generation richtig gut zu diesem Thema ausgebildet wird und ihren Lebensstil den neun Umständen entsprechend anpasst. 

Cathrin Hirsch: Die Bildungsfragen sind nur ein Teil der Fortbildung. Es geht viel um konkrete Anpassungsmaßnahmen: Wenn die Sommer immer heißer werden, müssen wir unsere Tagesabläufe verändern, dass wir überhaupt noch draußen sein können. Müssen wir dann eher morgens arbeiten und mittags eine Siesta machen und abends wieder aktiv werden? Es sind Fragen, die ganz konkret auf die absehbaren Folgen des Klimawandels abzielen. Wir sind inzwischen an einem Punkt angekommen, wo wir den Klimawandel nicht mehr verhindern, sondern nur noch abschwächen können. Es wird Klimaveränderungen geben, die konkrete Folgen und Herausforderungen mit sich bringen werden! Und da müssen wir einfach gucken, wie wir uns darauf vorbereiten. Also auch die Flut in Essen und in Niedersachsen über Weihnachten ist eine sehr deutlich spürbare Folge des Klimawandels. Die Luft wird immer wärmer, was zu heftigen Gewittern führt. Es fallen riesige Regenmengen binnen kürzester Zeit. Unsere städtische Abflusssysteme und Kanalnetze sind schnell überlastet. Immer wieder kommt es zu flächendeckenden Überschwemmungen und entsprechend schweren finanziellen Folgen und auch weiteren Umweltfolgen. Kann man sich auf solche Ereignisse vorbereiten? Können wir uns als Gesellschaft vorbereiten? Kann sich jeder Einzelne in seinem kleinen Umfeld vorbereiten? Darum geht es in unseren Bildungsreihe, also nicht nur um die Frage, wie bilden wir die nächste Generation zu diesem Thema aus, sondern auch darum, welche Maßnahmen wir als soziale Unternehmen und Einrichtungen jetzt ergreifen können, damit wir mit den Folgen des Klimawandels weiterleben und in unserer Alltagsorganisation nicht unbedingt komplett eingeschränkt sind.   

Im Grun­de ist Klimaschutzbeauftragte:r ein Beruf der Zukunft für Sozi­al­un­ter­neh­men. In der nahen Zukunft wird es mög­li­cher­wei­se zur Pflicht in jedem Unter­neh­men eine sol­che Rol­le aus­zu­fül­len, im glo­ba­len Sin­ne eine sehr ver­ant­wor­tungs­vol­le Rol­le!  

Cathrin Hirsch: In der Industrie und der Wirtschaft gibt es diese Stelle eigentlich fast überall. 

In der freien Wirtschaft gibt es andere Finanzierungsmöglichkeiten als in der Sozialwirtschaft. Wenn die sozialen Unternehmen andererseits beginnen, das Thema auf ihrer Prioritätsliste weiter oben zu platzieren, sich zu den Folgen des Klimawandels weiterbilden und die Verantwortung hinsichtlich Folgenabwendung und Nachhaltigkeit übernehmen, würden sich möglicherweise Räume für staatliche Subventionen öffnen und die Refinanzierung ihrer Aktivitäten zu mehr Nachhaltigkeit ermöglichen.  

 

Cathrin Hirsch: Aktuell sind mir keine politischen Initiativen zum Thema Anpassungsgesetze im sozialen Bereich bekannt. Aber wenn wir auf die Politik warten, die momentan mit ganz vielen anderen Problemen beschäftigt ist, dann ist es eigentlich schon zu spät. Meine Empfehlung wäre, so bald wie möglich mit den notwendigsten Anpassungsmaßnahmen anzufangen. Die baulichen Maßnahmen lassen sich gut über einen längeren Zeitraum finanzieren. Wenn wir jetzt starten und nicht warten bis das Gebäude der Einrichtung weggeschwemmt ist oder im Sommer so überhitzt ist, dass es für Mitarbeitende und Klient:innen gesundheitliche Folgen hat, dann sind wir schon recht vorne mit dabei. Jede Veränderung und damit auch diese Anpassungsprozesse brauchen Zeit. 

Wie diese Veränderungen umgesetzt werden und was genau beachtet werden muss, erklären wir in der Bildungsreihe Zukunftswerkstatt Klima 

Wir freuen uns darauf, mit Ihnen gemeinsam am 23.04.2024 die Bildungsreihe Zukunftswerkstatt Klima – Anpassung an die Folgen des Klimawandels mit Cathrin Hirsch, Nicole Gifhorn, Prof. Dr. Jana Sillmann und anderen Expert:innen aus den genannten Bereichen und mit diesen Themen zu starten:

  • Was­ser­knapp­heit 
  • Hit­ze 
  • Ernäh­rung 
  • Extre­mes Wet­ter 
  • Ver­än­de­run­gen gestal­ten 
  • Kli­ma­psy­cho­lo­gie 
  • Who­le Insti­tu­ti­on Approach 
  • Die beson­de­re Ver­ant­wort­lich­keit sozia­ler Orga­ni­sa­tio­nen 

Nicole Gifhorn – Bildungsreferentin für Globales Lernen bei der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen  

 

Prof. Dr. Jana Sillmann studierte Geoökologie und promovierte 2029 an der Universität Hamburg und dem Max-Plank-Institut für Meteorologie, wo sie sich mit der Analyse von Datensätzen zu Extremwetterlagen beschäftigte. 

   

 

Zukunfts­werk­statt Kli­ma – Anpas­sun­gen an die Fol­gen des Kli­ma­wan­dels

Zer­ti­fi­kats­kurs

Start: 23. April 2024

Gesundheitskompetenzen und Salutogenese – eine Einladung zur Schatzsuche

Seminar

16. & 17.März 2024

Die Psy­cho­neu­ro­im­mu­no­lo­gie und ihre Aus­wir­kung auf das sozia­le Leben

Semi­nar

27. & 28. April 2024

AUCH INTERESSANT

Maga­zin

Janu­ar 2024 | Betrieb­li­ches Gesund­heits­ma­nage­ment

Soziale Gerechtigkeit und soziale Arbeit machen gesund!

Unter sozialer Gerechtigkeit verstehen Menschen meistens gute Lebens- und Arbeitsbedingungen. Diese sind mit vielen Faktoren verbunden wie Bezahlung und Absicherung, aber auch der Zugang zu Bildung und die gerechte Verteilung von Lasten in der Gesellschaft, zum Beispiel zwischen den Geschlechtern und Generationen. So entsteht schließlich das Gefühl an einer Gemeinschaft teilzuhaben, in diese eingebunden zu sein und an ihr mitwirken zu können.

In diesem Beitrag behandeln wir die Frage, warum soziale Gerechtigkeit wichtig für unsere Gesundheit ist, und welchen Beitrag soziale Arbeit dazu leisten kann.

Die Wissenschaft der Psycho-Neuro-Immunologie (PNI) belegt eindrücklich: Seele und Geist, Gehirn, Nerven‑, Hormon- und Immunsystem beeinflussen wechselseitig Gesundheit und Krankheit. Das individuelle und soziale Befinden des einzelnen Menschen wird durch das soziale Umfeld beeinflusst. So fördern Teilhabe und soziale Gerechtigkeit die individuelle wie auch gesellschaftliche Gesundheit.

Wie genau hängen soziale Gerechtigkeit und soziale Arbeit mit Gesundheit zusammen?

Armut und soziale Ausgrenzung machen krank. Wenn Beziehungen, soziale Ausgrenzung oder der Job chronisch stressen, macht das anfälliger für Infektionen: Chronischer Stress verkürzt unser Leben erheblich und führt langfristig zu schweren Leiden und kann den Ausbruch von Krebs und Autoimmunkrankheiten fördern, so Ellis Huber (Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes der Präventologen e.V.). Umgekehrt mobilisieren soziale

Einbindung, positive Gedanken oder seelische Ausgeglichenheit und inneres Wohlbefinden unsere Selbstheilungskräfte und unser Gesundheitspotential. 

Das Ziel der Medizin und der sozialen Arbeit sollte sein: Gesunde Menschen in gesunden Lebenswelten. Dafür müssen beide ihren Teil zur Gesundheitsförderung beitragen. Die Medizin muss lernen, sich sozialer zu orientieren und mit den Trägern der sozialen Arbeit kooperieren. Denn um die Krankheiten unserer Zeit zu bewältigen, brauchen wir die Pflege sowie sozialpädagogische, psychosoziale und soziokulturelle Dienste. Deshalb sind Gemeinwesenarbeit, die zivilgesellschaftlichen Selbstorganisation, psychosoziale und sozialpflegerische Versorgungsdienste oder die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche so wichtige Pfeiler einer gesunden Zukunft.

Sind Orga­ni­sa­tio­nen, die ein effek­ti­ves Gesund­heits­ma­nage­ment umset­zen, erfolg­rei­cher?

Eine Gesellschaft ist umso sozial gerechter, je mehr Menschen an ihr teilhaben, sie mitbestimmen und aktiv eingebunden sind. Diese Faktoren haben eine ebenso heilsame Wirkung, wie Medikamente oder medizinische

Interventionen. Herzinfarkte sind zum Beispiel häufiger, wenn Menschen sozial entwurzelt sind und unter ständigem Existenzdruck stehen. Das gilt auch für die Verhältnisse innerhalb eines Betriebs, die sich auf die Mitarbeitenden und Klient:innen auswirken.

Die Erfahrung von Selbstwirksamkeit in Arbeitsprozessen, Kooperationsgeist im gemeinsamen Wirken oder einer wertschätzender Führungskultur beflügeln Produktivität und Ergebnisse der Arbeit in Organisationen und autonomen Teams. Sind die Arbeitsverhältnisse hingegen mit einem hohen Maß an Kontrolle und Autorität verbunden, gehen damit erhöhte Krankenstände und mangelndes Engagement für die gemeinsame Sache einher.

In betrieblichen, sozialen oder kommunalen Settings kann das Gesundheitsmanagement die Produktivität und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden ebenso verbessern wie die Arbeitsergebnisse und die Zufriedenheit von Klient:innen, Patient:innen oder Hilfsbedürftigen. Gesundheit kann als Maßstab für gelingende soziale Dienstleistung gesehen und eingesetzt werden.

Wie können Organisationen Gesundheitskompetenz und ‑förderung angehen?

Macht und Geld als Anreiz und Ziel machen kein gesundes Arbeiten möglich. Gesunde Organisationen setzen auf:

1. Freie Selbstorganisation

Um eigenverantwortlich zu agieren, müssen Teams ihre Verantwortungsbereiche kennen und Methoden erwerben,

mit denen sie gute Entscheidungen treffen können. Das bedeutet auch ein neues Führungsverständnis. Auch für Führungskräfte, die dabei „loslassen“ lernen müssen.

 

Das viertägige Seminar „Agile Führung“ hilft Ihnen dabei, mit dieser Umstellung reflektiert und bewusst umzugehen.

2. Selbstwirksamkeit

Wie gehe ich beispielsweise konstruktiv mit Konflikten und herausfordernden Lebenssituationen um? Salutogenese, also die Entstehung von Gesundheit durch eine gute Stressbewältigung und Selbstwirksamkeit, zählt zu einem der Grundkonzepte des gesundheitsförderlichen Handelns. Diese Kompetenz können Mitarbeitende der Organisation erlernen oder als zertifizierte Trainer:innen in Kursen weitergeben.

3. Interdisziplinäre Teamkulturen

Oft hapert es schon am gegenseitigen Verständnis unterschiedlicher Abteilungen füreinander. Interdisziplinäre Teams arbeiten von Beginn an fachübergreifend eng miteinander zusammen. So wird eine ganzheitliche Perspektive geschaffen. Komplexe Probleme werden eher erkannt und Lösungen gemeinsam erarbeitet.

4. Eine Orientierung an Sinn und Wirkung

Wozu gibt es uns? Ein Sinn in der Arbeit gibt Orientierung und motiviert Mitarbeitende, sich in die Organisation einzubringen. Es braucht aber auch das Gefühl der Wirkung. Führen die Kraft und Energie, die wir täglich aufbringen, zu einem guten Ergebnis? Hier hilft es, gemeinsam klare, wirkungsorientierte Ziele aufzustellen und die eigene Praxis regelmäßig zu reflektieren.

Der Zertifikatskurs Wirkungsmanagement führt Sie in die Denkweisen der Wirkungsorientierung ein und befähigt Sie dazu, Prozesse in Ihrer Organisation auf eine wirkungsorientierte Arbeitsweise umzustellen.

Gesundheitsförderliche Führungskulturen und lebendige Teams entwickeln ihre eigene Gesundheitskompetenz stetig weiter und achten auf ein gesundheitsdienliches Arbeitsklima. Das macht Organisationen krisenfest und

resilient. Es macht auch soziale, pflegerische und pädagogische Arbeit leistungsstark.

Mit diesem Ziel und in diesem Sinne hat die Paritätische Akademie in enger Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Präventologen eine breite Palette unterschiedlicher und innovativer Qualifizierungsangebote

entwickelt. Sie können die damit verbundenen Chancen zur persönlichen Entwicklung und zur Organisations- und Trägerentwicklung nutzen. Wenn Sie für sich selbst, für ihre Klient:innen und Patient:innen oder ihre Organisation

mehr Gesundheitskompetenz und Gesundheitsnutzen anstreben, finden Sie hier bei der Paritätischen Akademie das passende Angebot unter der Kategorie Betriebliches Gesundheitsmanagement.

Wir bilden sozialpädagogische Fachkräfte auch als Gesundheits- und Lebenskompetenz Trainer:innen (GLK) aus, wodurch eine selbstständige Durchführung von Gesundheitskursen ermöglicht wird.

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit Ellis Huber entstanden. Er ist Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes der Präventologen e.V. und seit 30 Jahren Mitglied im Vorstand des Paritätischen Landesverbands Berlin. Sein Ziel ist es, das Thema Gesundheit in der sozialen Arbeit stärker zu verankern.

Qua­li­fi­zie­rung zur/m GLK-Gesund­heits- und Lebens­kom­pe­tenz Trai­ne­rIn

Zer­ti­fi­kats­kurs

Start: April 2024

Gesundheitskompetenzen und Salutogenese – eine Einladung zur Schatzsuche

Seminar

16. & 17.März 2024

Die Psy­cho­neu­ro­im­mu­no­lo­gie und ihre Aus­wir­kung auf das sozia­le Leben

Semi­nar

27. & 28. April 2024

AUCH INTERESSANT

Maga­zin

Okto­ber 2023 | Stu­di­um

Vertiefung der Kooperation zwischen der Paritätischen Akademie Berlin und der Hochschule für soziale Arbeit und Pädagogik (HSAP)

Sozia­le Arbeit berufs­be­glei­tend stu­die­ren in Ber­lin – Die Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin und die Hoch­schu­le für sozia­le Arbeit und Päd­ago­gik (HSAP) wei­ten ihre lang bestehen­de und ein­zig­ar­ti­ge Koope­ra­ti­on durch einen neu­en Rah­men­ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag aus.

Die Koope­ra­ti­ons­part­ner beab­sich­ti­gen damit, in wei­te­ren Betä­ti­gungs­fel­dern gemein­sam gegen den Fach­kräf­te­man­gel vor­zu­ge­hen. Der neue Rah­men­ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag ermög­licht es den Part­nern, noch schnel­ler und ziel­ge­rich­te­ter auf die Ent­wick­lun­gen und Bedar­fe der sozia­len Orga­ni­sa­tio­nen zu reagie­ren.

Als ers­ten Schritt der pro­gram­ma­ti­schen Aus­wei­tung des Ange­bo­tes pla­nen die Koope­ra­ti­ons­part­ner einen neu­en Berufs­be­glei­ten­den Bache­lor „Heil­päd­ago­gik“, der im Okto­ber 2024 star­ten soll. Wei­te­re Ange­bo­te wie gemein­sa­me Zer­ti­fi­kats­kur­se oder Fach­ta­gun­gen sind in der Pla­nung.

Die Erfah­rung der Aka­de­mie und des Pari­tä­ti­schen Lan­des­ver­bands ist dabei für uns von einem unglaub­li­chen Wert. Eine gro­ße Rol­le für uns spielt, dass wir uns durch die Koope­ra­ti­on auf die wis­sen­schaft­lich-aka­de­mi­sche Inhalts­ge­stal­tung kon­zen­trie­ren und dabei den Blick der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie inte­grie­ren kön­nen.“ so der Prä­si­dent der HSAP Prof. Dr. Kay­ser.

Cen­giz­han Yük­sel, Geschäfts­füh­rer der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie, betrach­tet sei­ne Insti­tu­ti­on wie ein Schnell­boot. Es unter­stützt grö­ße­re Frach­ter, mit dem er die Hoch­schu­le in Bezug auf ihre Grö­ße und Kom­ple­xi­tät der aka­de­mi­schen Gre­mi­en­struk­tu­ren ver­gleicht. Mit der Inno­va­ti­ons­kraft und Agi­li­tät der Aka­de­mie kön­nen die Stu­di­en­gän­ge zügig umge­setzt wer­den. Mit über 22 Jah­ren Erfah­rung im Bereich der berufs­be­glei­ten­den Stu­di­en­gän­ge ist die Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie ein star­ker Part­ner für die HSAP in Bezug auf die Pla­nung und Durch­füh­rung die­ser Ange­bo­te. Da bei­de Insti­tu­tio­nen gleich­zei­tig Mit­glieds­or­ga­ni­sa­ti­on im Pari­tä­ti­schen Ber­lin sind, liegt eine Ver­tie­fung die­ser Zusam­men­ar­beit nahe. 

Als Mit­glieds­ver­band des Pari­tä­ti­schen Lan­des­ver­bands Ber­lin ist die HSAP dar­über infor­miert, wo der Bedarf im Feld der Sozi­al­wirt­schaft aktu­ell am größ­ten ist. Beson­ders der aku­te Fach­kräf­te­man­gel ist als Bestand­teil der Sat­zung der Aka­de­mie stark in der Arbeit ver­an­kert. Yük­sel und Kay­ser sind sich einig: die Erfah­run­gen, die bei­de Part­ner mit­brin­gen, ermög­licht es, Stu­di­en­gän­ge maß­ge­schnei­dert auf die Bedürf­nis­se der Ver­bands­mit­glie­der und wei­te­rer sozia­ler Orga­ni­sa­tio­nen erfolg­reich anzu­bie­ten. Der neue Ver­trag ist dar­über hin­aus der Aus­gangs­punkt vie­ler wei­te­rer Pro­jek­te zur Stär­kung der sozia­len Arbeit.

Ins­be­son­de­re die Mit­glie­der des Pari­tä­ti­schen Lan­des­ver­bands Ber­lin kön­nen über den Weg des berufs­be­glei­ten­den Stu­di­ums Fach­kräf­te an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin pra­xis­ori­en­tiert aus­bil­den las­sen. Das Stu­di­um steht auch allen ande­ren sozia­len Orga­ni­sa­tio­nen und Unter­neh­men sowie Pri­vat­per­so­nen, die einen Ein­stieg in der sozia­len Arbeit anstre­ben, offen.

Das For­mat des Online-Stu­di­ums mit kom­pak­ten Prä­senz­pha­sen ist den Bedürf­nis­sen und Kapa­zi­tä­ten Berufs­tä­ti­ger ange­passt und ermög­licht eine fle­xi­ble Gestal­tung und Ver­ein­bar­keit von Arbeit und Beruf. Die HSAP als Ver­mitt­ler zwi­schen Sozi­al­wirt­schaft und Fach­kräf­ten ver­bin­det durch die ein­ma­li­ge Koope­ra­ti­on mit der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie somit die Bedar­fe der Arbeit­ge­ber- und Arbeitnehmer:innen. Somit kön­nen die Arbeits­struk­tu­ren in der Sozi­al­wirt­schaft auch zukünf­tig nach­hal­tig, leis­tungs­stark und zeit­ge­mäß orga­ni­siert wer­den.  

Foto:

(v.l.n.r.) Prof. Dr. Gabrie­le Schl­im­per (Geschäfts­füh­rung Pari­tä­ti­scher Lan­des­ver­band Ber­lin), Tho­mas Häns­gen (Kanz­ler der HSAP), Cen­giz­han Yük­sel (Geschäfts­füh­rung Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin), Prof. Dr. Jörg Kay­ser (Prä­si­dent der HSAP)

Links:

Web­sei­te der Hoch­schu­le für sozia­le Arbeit und Päd­ago­gik (HSAP): https://www.hsap.de/

Web­sei­te des Pari­tä­ti­schen Lan­des­ver­bands Ber­lin: https://www.paritaet-berlin.de/

Stu­di­en­gän­ge an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin: https://akademie.org/studiengaenge/

Sozia­le Arbeit (Bache­lor of Arts)

Berufs­be­glei­ten­des Online-Stu­di­um mit Prä­senz­pha­sen

Start: Okto­ber 2024

Sozialmanagement (Master of Arts)

Berufsbegleitendes Online-Studium mit Präsenzphasen

Start: Okto­ber 2024

Trans­for­ma­ti­on im Sozi­al­sek­tor – Fach­kräf­te­man­gel und Arbeits­be­las­tung wir­kungs­ori­en­tiert bewäl­ti­gen

Online-Semi­nar

20. – 29. Novem­ber 2023

AUCH INTERESSANT

Maga­zin

Sep­tem­ber 2023 | Manage­ment

Soziale Einrichtungen sollten Veränderungen jetzt aktiv mitgestalten – Steve Grundig zum Thema Nachhaltigkeitsmanagement

Die Idee, nach­hal­ti­ger zu agie­ren, hat in vie­len sozia­len Unter­neh­men bereits Fuß gefasst. Vor dem Hin­ter­grund des Kli­ma­wan­dels wird jedoch immer deut­li­cher, dass umfas­sen­de­re Ver­än­de­run­gen not­wen­dig sind. Sozia­le Ein­rich­tun­gen kön­nen jetzt eini­ges tun, um sich dar­auf vor­zu­be­rei­ten.

Wir möch­ten in die­sem Zusam­men­hang das The­ma Nach­hal­tig­keits­ma­nage­ment für sozia­le Ein­rich­tun­gen näher betrach­ten. Dabei geht es dar­um, Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen sozi­al, öko­lo­gisch und wirt­schaft­lich nach­hal­ti­ger aus­zu­rich­ten – das heißt im Ein­klang mit den Zie­len für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung (hier nach­le­sen).

Wel­chen Bei­trag kön­nen wir leis­ten, um das Wohl unse­rer Klient:innen und zukünf­ti­ger Gene­ra­tio­nen in einer sich immer rascher ver­än­dern­den Umwelt zu schüt­zen?

Hin­ter unse­rem Dozen­ten Ste­ve Grun­dig ste­hen über 8 Jah­re Erfah­rung im Feld der Nach­hal­tig­keits­be­ra­tung für Unter­neh­men bei plant values. In den letz­ten Jah­ren hat er sich mehr und mehr mit sozia­len Ein­rich­tun­gen und Trä­gern beschäf­tigt und Work­shops mit Mit­ar­bei­ten­den und Füh­rungs­kräf­ten durch­ge­führt. Wir haben mit ihm dar­über gespro­chen, war­um jetzt der rich­ti­ge Zeit­punkt ist, das The­ma Nach­hal­tig­keit in die eige­ne Orga­ni­sa­ti­on zu inte­grie­ren und wel­che Schrit­te dafür not­wen­dig sind.

Herr Grundig, was haben soziale Einrichtungen davon, sich mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen?

Ste­ve Grun­dig: Es bringt vie­le Vor­tei­le mit sich. Einer­seits ist es die Chan­ce, Ener­gie und Res­sour­cen zu spa­ren und damit oft auch bares Geld. Gleich­zei­tig wird man unab­hän­gi­ger von schwan­ken­den Strom- und Heiz­kos­ten oder Nah­rungs­mit­tel­prei­sen.

Ande­rer­seits haben beson­ders die Mit­ar­bei­ten­de im sozia­len Sek­tor ein gestei­ger­tes Inter­es­se an dem The­ma, so zei­gen Stu­di­en. Wer sich ernst­haft mit Nach­hal­tig­keit beschäf­tigt, posi­tio­niert sich als attrak­ti­ver Arbeit­ge­ber und kann somit dem Fach­kräf­te­man­gel ein Stück­weit ent­ge­gen­wir­ken.

Das Leit­bild oder die Wer­te der Ein­rich­tun­gen oder Trä­ger sind oft­mals eben­falls eine direk­te Auf­for­de­rung zur Nach­hal­tig­keit. Wer sei­ne Wer­te und das Leit­bild ernst nimmt, wird dann oft beim Prin­zip des nach­hal­ti­gen Han­delns lan­den. Häu­fig wird in Work­shops als Moti­va­ti­on genannt, dass man als Ein­rich­tung ein Vor­bild sein will und bei­spiels­wei­se die Hal­tung, nach­hal­tig zu han­deln, ver­mit­teln möch­te.

Ganz­heit­li­che Nach­hal­tig­keit bedeu­tet, dass man sich nicht nur mit Kli­ma und Umwelt beschäf­tigt, son­dern die sozia­le Nach­hal­tig­keit und die ver­ant­wor­tungs­vol­le Unter­neh­mens­füh­rung mit­denkt. Nach­hal­tig han­deln heißt, Res­sour­cen so zu nut­zen, dass die sich auch rege­ne­rie­ren kön­nen und man kei­nen Raub­bau betreibt. Die­ses Prin­zip lässt sich sowohl auf Umwelt­the­men anwen­den, auf die Form der Unter­neh­mens­füh­rung und im Sin­ne der sozia­len Nach­hal­tig­keit auch auf die eige­nen Mit­ar­bei­ten­den.

Viele schauen bereits darauf, nachhaltiger zu werden. Es wird zum Beispiel weniger gedruckt und auf fairen Bio-Kaffee umgestiegen. Das reicht wahrscheinlich nicht aus?

Ste­ve Grun­dig: Nein. Papier­ver­brauch redu­zie­ren und Bio-Kaf­fee sind die ers­ten guten Schrit­te. Aber die Fra­ge muss immer sein, was pas­siert in unse­rem Kern­ge­schäft? Was sind unse­re gro­ßen Impacts. Sowohl in die Rich­tung, wo ver­ur­sa­chen wir Schä­den, und in die Rich­tung, wo kön­nen wir einen Bei­trag leis­ten, z.B. mit der Nut­zung unse­res Hau­ses, unse­res Gelän­des, unse­rer Ange­bo­te für Nutzer*innen der Ein­rich­tung usw.

Es geht dabei um ein Hin­ter­fra­gen bis­he­ri­ger Pro­zes­se, Struk­tu­ren und Ange­bo­te. Wer hier die Nutzer*innen der Ein­rich­tung, Mit­ar­bei­ten­de und ande­re Anspruchs­grup­pen, soge­nann­te Stake­hol­der, aktiv ein­bin­det, kann sich zukunfts­si­cher auf­stel­len. 

Welche Priorität sollte Nachhaltigkeit in einem Unternehmen haben und warum?

Ste­ve Grun­dig: Ange­sichts der ver­schie­de­nen Kri­sen der Welt ist ein ambi­tio­nier­tes Han­deln mehr als über­fäl­lig. Nach­hal­tig­keit als Leit­mo­tiv von Ent­schei­dun­gen und der gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lung ent­schei­det maß­geb­lich dar­über, wie gut oder schlecht wir in ein paar Jah­ren leben und was wir unse­ren Kin­dern und Enkeln hin­ter­las­sen. Unter­neh­men haben hier eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung, haben sie doch einen gro­ßen Ein­fluss und Gestal­ten das Leben von Men­schen und unser direk­tes Umfeld aktiv mit.

Natür­lich steckt da erst­mal viel Arbeit dahin­ter. Ange­sichts der vie­len Vor­tei­le soll­te es aber den­noch hohe Prio­ri­tät im Betrieb haben.

Wie kann eine Organisation dafür noch Zeit und Ressourcen im Arbeitsalltag schaffen?

Ste­ve Grun­dig: Was nicht geht ist, dass neben­bei und nach Fei­er­abend zu machen. Meis­tens schei­tert es aber genau dar­an, dass nicht aus­rei­chend Res­sour­cen zur Ver­fü­gung ste­hen oder es kei­ne kla­re Ver­ant­wort­lich­keit gibt. Daher: Ein ers­ter Schritt kann sein, dass man eine Arbeits­grup­pe bil­det, sodass 3–5 Leu­te aus ver­schie­de­nen Berei­chen jeweils ein paar Stun­den ihrer Arbeits­zeit frei­ge­räumt bekom­men. Das braucht die Rücken­de­ckung von der Geschäfts­füh­rung, die klar sagt, wie die Res­sour­cen ver­füg­bar gemacht wer­den.

Welche Voraussetzungen braucht es in einer Organisation, um die Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit umzusetzen?

Ste­ve Grun­dig: Die Mit­ar­bei­ten­den und Nutzer*innen müs­sen in den Pro­zess ein­be­zo­gen wer­den. Gemein­sam soll­te man sich Zie­le set­zen, die zu einer ent­wi­ckel­ten Visi­on einer nach­hal­ti­gen Ein­rich­tung pas­sen. Nach­hal­tig­keit soll­te Teil der Arbeits­kul­tur wer­den und fest in die Ange­bo­te und Dienst­leis­tun­gen der eige­nen Ein­rich­tung inte­griert wer­den. Das pas­siert z.B. durch regel­mä­ßi­ge Schu­lun­gen, Team­e­vents mit Nach­hal­tig­keits-Mot­to oder fes­te Agenda­punk­te in Team­mee­tings zum Aus­tausch zu Umwelt- und Sozi­al­the­men.

Worauf legst du in deinen Seminaren für soziale Einrichtungen besonders Wert? Was möchtest du vermitteln?

Ste­ve Grun­dig: Ich gebe gern eine paar pra­xis­na­he Bei­spie­le und Inspi­ra­tio­nen, was man sofort umset­zen kann. Es ist wich­tig, dass man ins Tun kommt.

Da sozia­le Ein­rich­tun­gen jedoch sehr unter­schied­li­chen Zweck und Auf­bau haben, legen wir in unse­rer Arbeit immer einen star­ken Fokus auf die Metho­dik. Unser Ziel, egal ob in einer Bera­tung oder in Semi­na­ren, ist immer Hil­fe zur Selbst­hil­fe. Jede Per­son soll befä­higt wer­den, die Her­aus­for­de­run­gen von Nach­hal­tig­keit in der eige­nen Ein­rich­tung anzu­ge­hen.

Die Teilnehmer*innen ler­nen, was Nach­hal­tig­keit bedeu­tet. Sie bekom­men ers­te Anlei­tun­gen, wie man die­sen weit­rei­chen­den Begriff auf die eige­ne Ein­rich­tung über­setzt, um dann kon­kre­te Hand­lungs­fel­der zu benen­nen. Ich fin­de es wich­tig, dass man selbst die rele­van­ten The­men iden­ti­fi­ziert und sich nicht am Klein-Klein oder gar an green-washing The­men auf­hält. Ins­ge­samt ver­su­che ich immer Tools und Vor­ge­hens­wei­sen zu ver­mit­teln und einen Erfah­rungs­aus­tausch zwi­schen den Teil­neh­men­den anzu­sto­ßen.

Wo siehst du die größten Veränderungen in den kommenden Jahren und was sind konkrete Wege, wie sich die Sozialwirtschaft darauf vorbereiten kann?

Ste­ve Grun­dig: Es gibt gera­de zahl­rei­che Ver­än­de­run­gen, die uns bevor­ste­hen, und lei­der auch eine Art dau­er­haf­ter Kri­sen­mo­dus. Das ist der Punkt, wo sich vie­le Men­schen und auch man­che Orga­ni­sa­tio­nen gera­de über­for­dert füh­len.

Beim Kli­ma gibt es zwei Stoß­rich­tun­gen. Es gilt, den eige­nen Kli­ma­ein­fluss zu mini­mie­ren, um die wei­te­re Erwär­mung abzu­mil­dern. Gleich­zei­tig muss man sich an das bereits ver­än­dern­de Kli­ma anpas­sen. Da geht es um das Wohl­erge­hen und die Gesund­heit der Men­schen in der Ein­rich­tung, aber auch knall­hart um Sicher­heit und

Not­fall­plä­ne, wenn man an Vor­sor­ge und Schutz vor Wet­ter­ex­tre­men und ‑kata­stro­phen denkt.

Um Res­sour­cen zu spa­ren, wer­den wir kon­se­quen­ter zu einer Kreis­lauf­wirt­schaft kom­men müs­sen. Da sind sozia­le Ein­rich­tun­gen als regio­na­ler Akteur gute Part­ner, denn wo vie­le Men­schen ver­sorgt wer­den oder sich tref­fen, wer­den auch vie­le Res­sour­cen gebraucht.

Wenn wir über die Umwelt­the­men hin­aus­schau­en: Für ehren­amt­li­che und fest­an­ge­stell­te Mit­ar­bei­ten­de, für Spon­so­rings, für Poli­tik und Fördermittelgeber*innen und natür­lich auch die Nutzer*innen wird eine ganz­heit­li­che Nach­hal­tig­keit mehr und mehr zum Ent­schei­dungs­kri­te­ri­um. Wer wei­ter­hin attrak­ti­ve Ange­bo­te für Nutzer*innen bie­ten will, wer guter Arbeit­ge­ber sein möch­te oder die Vor­aus­set­zun­gen für För­de­run­gen erfül­len muss, wird sich mit Nach­hal­tig­keit beschäf­ti­gen. 

Die bes­te Vor­be­rei­tung ist, sich dem The­ma zu stel­len: Los­le­gen und eine Arbeits­grup­pe bil­den oder eine ver­ant­wort­li­che Per­son benen­nen. Dann schau­en, wo man steht, was die ent­schei­den­den The­men, die Chan­cen und Risi­ken in der eige­nen Ein­rich­tung sind. Dann kann man sich vor­be­rei­ten und die gro­ßen Ver­än­de­run­gen aktiv mit­ge­stal­ten.

Sehen soziale Einrichtungen den Zusammenhang zwischen Klimagerechtigkeit und sozialer Gerechtigkeit? Wie kann man diesen gut vermitteln und in der Organisation etablieren?

Ste­ve Grun­dig: Es gibt bereits Schul­ter­schlüs­se zwi­schen Sozi­al­ver­bän­den und Umwelt­or­ga­ni­sa­tio­nen, weil bei­de sagen, man muss sich unter­stüt­zen und nicht gegen­ein­an­der spie­len. Das kann auch im Klei­nen pas­sie­ren, wenn zum Bei­spiel der Umwelt­ver­ein mit der sozia­len Ein­rich­tung vor Ort zusam­men­ar­bei­tet.

Im Ide­al­fall wer­den For­de­run­gen von Umwelt­ver­bän­den sozi­al­ver­träg­li­cher for­mu­liert und sozia­le Ein­rich­tun­gen mit deren zahl­rei­chen Gebäu­den, Mit­ar­bei­ten­den und Ange­bo­ten kön­nen zum Trei­ber für eine kli­ma­neu­tra­le Gesell­schaft, für Bio­di­ver­si­tät und für eine funk­tio­nie­ren­de Kreis­lauf­wirt­schaft wer­den. Das wäre eine Win-Win-Situa­ti­on für alle!

Vie­len Dank für das Gespräch, Herr Grun­dig.

Erfah­ren Sie, wie Sie ers­te Schrit­te zu mehr Nach­hal­tig­keit in Ihrer Orga­ni­sa­ti­on gehen kön­nen.

Nach­hal­tig­keits­mo­del­le, Werk­zeu­ge und sinn­vol­le Maß­nah­men ler­nen Sie im Semi­nar ken­nen:

Nach­hal­tig­keit? Mit klei­nem Auf­wand zur gro­ßen Wir­kung

Das Inter­view mit Ste­ve Grun­dig führ­te Julia Mann (Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin)

Titel­bild: Ste­ve Grun­dig (Foto: Tho­mas Sch­lor­ke für plant values © )

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Paritätisch Nachhaltig: Zukunftsfähige Lösungen für die Soziale Arbeit

Bei der Ver­an­stal­tung am 14.06.2023 dis­ku­tier­ten Pari­tä­ti­sche Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen aus ver­schie­dens­ten Berei­chen der Sozia­len Arbeit, wie nach­hal­ti­ge, wir­kungs­ori­en­tier­te und KI-basier­te Ansät­ze die Sozia­le Arbeit

trans­for­mie­ren kön­nen. Neue Impul­se gaben Exper­tin­nen und Exper­ten in ver­schie­de­nen Work­shops. Als Platt­form für Refle­xi­on und Aus­tausch stärkt die Ver­an­stal­tung Netz­wer­ke und Koope­ra­tio­nen im Ver­band.

Soziale Nachhaltigkeit gestalten: Visionen und Strategien für soziale Organisationen

Wie kön­nen wir unse­re Ange­bo­te so gestal­ten, dass sie zu einer nach­hal­ti­gen Ver­än­de­rung (Impact) auf gesell­schaft­li­cher Ebe­ne bei­tra­gen und die gleich­be­rech­tig­te Teil­ha­be aller för­dern? Wie gehen wir mit neu­en Tech­no­lo­gien (KI) um und wel­chen Ein­fluss haben die­se auf unse­re Arbeits­wei­sen? Die­se aktu­el­len Fra­gen machen deut­lich, dass nach­hal­ti­ge Sozia­le Arbeit inno­va­ti­ve Her­an­ge­hens­wei­sen ver­langt: Es geht dar­um mit vor­han­de­nen, knap­pen Res­sour­cen neue Lösun­gen und Wege zu fin­den. Nach­hal­ti­ge Sozia­le Arbeit bedeu­tet dabei auch, wir­kungs­ori­en­tier­te Kon­zep­te zu stär­ken.

Nach einem kur­zen Rück­blick auf die Arbeit im Inno­va­ti­ons­fo­rum führ­te der Impuls­vor­trag von Ste­ve Grun­dig, plant values, in die Welt der Nach­hal­tig­keit ein und zeig­te Her­aus­for­de­run­gen und Chan­cen für sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen im Umgang mit dem The­ma Nach­hal­tig­keit auf. Aktu­el­le poli­ti­sche und gesell­schaft­li­che Ent­wick­lung wur­den vor­ge­stellt und Ansät­ze wie die 17 Zie­le Nach­hal­ti­ger Ent­wick­lung und ihre Anwen­dungs­mög­lich­kei­ten erläu­tert.

  • Refe­rent: Ste­ve Grun­dig, Coach und Bera­ter für CSR‑, Wer­te- und Nach­hal­tig­keits­ma­nage­ment, plant values GbR

Vertiefende Workshops zu Zukunftsfragen der Sozialen Arbeit

In Work­shops zu (sozia­ler) Nach­hal­tig­keit, künst­li­cher Intel­li­genz und wir­kungs­vol­ler Pro­jekt­ar­beit brach­ten (exter­ne) Exper­tin­nen und Exper­ten neue Impul­se ein. Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen stell­ten ihre Ange­bo­te und Erfah­run­gen vor und dis­ku­tier­ten neue Ansät­ze.

Nachhaltigkeitsdialog: Relevante Herausforderungen und inspirierende Beispiele in sozialen Organisationen

Wie kön­nen wir Nach­hal­tig­keit in sozia­len Orga­ni­sa­tio­nen umset­zen, sowohl intern als auch in der Arbeit mit den

Men­schen? Im Nach­hal­tig­keits­dia­log wur­den Erfah­run­gen aus­ge­tauscht und über krea­ti­ve und lang­fris­ti­ge posi­ti­ve Ansät­ze für Men­schen und Umwelt reflek­tiert. Die The­men reich­ten von gro­ßen Fra­gen wie Stra­te­gien zur nach­hal­ti­gen Organisations­entwicklung bis hin zu kon­kre­ten Tipps und Life Hacks im All­tag wie Tausch­märk­ten und Tas­sen­spen­den aus der Nach­bar­schaft für gemein­sa­me Fes­te, um Ein­weg­ge­schirr zu ver­mei­den. Deut­lich wur­de, wel­che gro­ße Rol­le aktu­ell Fra­gen der sozia­len Nach­hal­tig­keit wie gute Arbeits­be­din­gun­gen und men­ta­le

Gesund­heit der Mit­ar­bei­ten­den in den Orga­ni­sa­tio­nen spie­len.

  • Ste­ve Grun­dig, Coach und Bera­ter für CSR‑, Wer­te- und Nach­hal­tig­keits­ma­nage­ment, plant values GbR,
  • Lea Win­nig, Inno­va­ti­on und Nach­hal­tig­keit, Pari­tä­ti­scher LV Ber­lin e.V.

Weil Soziale Arbeit wirkt: Nachhaltigkeit trotz Projektitis

Sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen haben stets das Ziel mit ihrer Arbeit Ver­än­de­run­gen auf gesell­schaft­li­cher Ebe­ne (Impact) zu bewir­ken. Wir­kungs­ori­en­tie­rung ist eine Hal­tung, bei der man vom Ergeb­nis aus denkt, der Ansatz kann dabei hel­fen, eige­ne Ange­bo­te und Maß­nah­men so aus­zu­rich­ten, dass nach­hal­ti­ge Ver­än­de­run­gen für Ziel­grup­pen erreicht wer­den kön­nen. Der Work­shop bot einen gemein­sa­men Lern­raum, in dem sich sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen über bewähr­te Prak­ti­ken, Erfah­run­gen und Metho­den aus­tau­schen konn­ten. Mit dem Design Thin­king Ansatz wur­den neue Ideen ent­wi­ckelt, wie sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen ihre Wir­kung pla­nen, eva­lu­ie­ren und über die­se berich­ten kön­nen.

  • Lisa Opel, Coa­chin und Dozen­tin für Wir­kungs­ori­en­tie­rung,
  • Anika Göbel, Wir­kung, Pari­tä­ti­scher LV Ber­lin e.V.

Zukunft gestalten: Künstliche Intelligenz und innovative Praxisbeispiele in sozialen Organisationen

Wie ver­än­dert die KI den Tätig­keits­be­reich der sozia­len Arbeit? Wel­che Poten­tia­le und wel­che Gefah­ren birgt der Ein­satz von KI?  Die­se Fra­ge wur­den im Work­shop aus­führ­lich dis­ku­tiert. Hilf­reich in der Aus­ein­an­der­set­zung kön­nen dabei Lern­platt­form für Künst­li­che Intel­li­genz wie der KI Cam­pus, geför­dert vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bil­dung und For­schung (BMBF,) sein. Er bie­tet eine brei­te Palet­te von E‑Lear­ning-Ange­bo­ten für Anfän­ger und

Fort­ge­schrit­te­ne im Bereich KI.

  • Ste­fan Göll­ner, Inno­va­ti­on Mana­ger bei KI-Cam­pus (Stif­ter­ver­band),
  • Anika Hauß­ner, New Work, Pari­tä­ti­scher LV Ber­lin e.V.

Was ist das Innovationsforum?

Um sozia­le Orga­ni­sa­tio­nen dabei zu unter­stüt­zen mit aktu­el­len gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen umzu­ge­hen, hat der Pari­tä­ti­sche Ber­lin 2019 gemein­sam mit der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie das Inno­va­ti­ons­fo­rum ins Leben geru­fen. Unser Auf­trag besteht dar­in, in einer schnell­le­bi­gen Zeit gemein­sa­me vir­tu­el­le und ana­lo­ge Räu­me für Aus­tausch, Refle­xi­on und Infor­ma­ti­on zu schaf­fen sowie star­ke Netz­wer­ke und Koope­ra­tio­nen zu kre­ieren. Dabei möch­ten wir uns lei­ten las­sen von Krea­ti­vi­tät, Mut und Offen­heit für Neu­es, anstatt stän­dig dar­über nach­zu­den­ken, was nicht geht und nicht funk­tio­niert. Das Inno­va­ti­ons­fo­rum bün­delt Exper­ti­se und Wis­sen und schafft die Mög­lich­keit, Ansät­ze und Metho­den von außer­halb der sozia­len Bubble ein­flie­ßen zu las­sen. In Netz­werk-Ver­an­stal­tun­gen für Pari­tä­ti­sche Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen neh­men wir uns The­men aus den Berei­chen sozia­le Inno­va­tio­nen, Wir­kung sozia­ler Arbeit und der neu­en Arbeits­wel­ten an. Im Zusam­men­spiel mit Exper­tin­nen und Exper­ten aus der Wis­sen­schaft, der frei­en Wirt­schaft und Insti­tu­tio­nen bie­ten wir somit eine wei­te­re Platt­form für inter­dis­zi­pli­nä­re Ver­net­zung. Unse­re Mit­glieds­or­ga­ni­sa­tio­nen sind mit ihren unter­schied­li­chen fach­li­chen Per­spek­ti­ven zen­tra­le Akteu­rin­nen des Inno­va­ti­ons­fo­rums.

Inno­va­ti­ons­fo­rum – Ges­tern, heu­te, mor­gen: Gemein­sam die sozia­le Arbeit prä­gen

Mehr Infor­ma­tio­nen zum Inno­va­ti­ons­fo­rum und den Ver­an­stal­tun­gen fin­den Sie auf: Pari­tä­ti­sches Inno­va­ti­ons­fo­rum – Qua­li­fi­zie­rung & Netz­werk­ar­beit (paritaetisches-innovationsforum.de)

Der Bericht ist am 10.07.2023 auf paritaet-berlin.de erschie­nen.

Foto: Boaz Arad

Chan­ge-Manage­ment für Füh­rungs­kräf­te – mit posi­ti­ver Füh­rung Ver­än­de­run­gen erfolg­reich beglei­ten

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New Work im Hochschulbereich

Im Gespräch mit Eve­lyn Kess­ler (Absol­ven­tin, M.A. Sozi­al­ma­nage­ment) über ihre Mas­ter­ar­beit zum The­ma hybri­de Füh­rung im mitt­le­ren Manage­ment einer Fach­hoch­schu­le in der Schweiz.

Eve­lyn Kess­ler arbei­tet als Pro­jekt­ma­na­ge­rin an einer Fach­hoch­schu­le. Sie inter­es­siert sich für die Her­aus­for­de­run­gen der Füh­rungs­kräf­te ihrer Arbeit­ge­be­rin. Als Bin­de­glied zwi­schen der Geschäfts­füh­rung und den Mit­ar­bei­ten­den, kommt den Füh­rungs­kräf­ten im mitt­le­ren Manage­ment eine wich­ti­ge Rol­le zu, hat sie erkannt. Denn sie kom­mu­ni­zie­ren und imple­men­tie­ren die Stra­te­gien des Unter­neh­mens. Das soll in Zukunft auch zu ihren Auf­ga­ben­ge­biet zäh­len. So wid­me­te sich Eve­lyn Kess­ler im Rah­men ihrer Mas­ter­ar­beit dem The­ma hybri­de Füh­rung und New Work bei ihrer Arbeit­ge­be­rin. Wir haben mit ihr dar­über gespro­chen, wie anhand ihrer Ana­ly­se New Work-Ansät­ze in Unter­neh­men ein­ge­führt wer­den kön­nen. Außer­dem geht es dar­um, wie ihr das Mas­ter­stu­di­um in Sozi­al­ma­nage­ment an der Pari­tä­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin dar­in gehol­fen hat, ihre Posi­ti­on aus­zu­füh­ren.

Es handelt sich beim Master Sozialmanagement um einen berufsbegleitenden Studiengang. Wo waren Sie zu Beginn des Studiums beruflich tätig?

Eve­lyn Kess­ler: Ich habe als Pro­jekt­ma­na­ge­rin in einem Unter­neh­men, wel­ches auf digi­ta­le Trans­for­ma­tio­nen für mit­tel­stän­di­schen und Groß­un­ter­neh­men spe­zia­li­siert ist, gear­bei­tet. In einem inter­na­tio­na­len Team habe ich mit Kolleg:innen ein neu­es Data Cen­ter Infra­struc­tu­re Manage­ment Tool imple­men­tiert.

Welche Inhalte des Studiengangs konnten Sie in Ihren Berufsalltag einbringen?

Eve­lyn Kess­ler: Da ich aktu­ell in einem Chan­ge-Manage­ment Pro­jekt arbei­te, war die­ses The­ma beson­ders inter­es­sant für mich. Ins­be­son­de­re die Erstel­lung eines Kom­mu­ni­ka­ti­ons­plans, wel­chen ich in einer Haus­ar­beit aus­ge­ar­bei­tet habe, konn­te ich sehr gut im Pro­jekt ein­bin­den und ent­spre­chen­de Impul­se für das Team set­zen.

In Ihrer Abschlussarbeit haben Sie sich mit „New Work“ und Hybrider Teamführung im mittleren Management beschäftigt. Wie kam es dazu und was waren die zentralen Fragen in Ihrer Arbeit?

Eve­lyn Kess­ler: Das Ziel mei­ner Mas­ter­ar­beit war es anhand eines kon­kre­ten Unter­neh­mens, der Kalai­dos Fach­hoch­schu­le einer pri­va­ten akkre­di­tie­ren Bil­dungs­ein­rich­tung in Zürich zu eru­ie­ren, wie Füh­rungs­kräf­te des mitt­le­ren Manage­ments hybri­de Teams unter Bezug auf New Work erfolg­reich füh­ren kön­nen. So gibt es zwar zahl­rei­che wis­sen­schaft­li­che Publi­ka­tio­nen, wie New Work am bes­ten ein­ge­setzt wer­den kann, aber die kon­kre­te Betrach­tung, wie das mitt­le­re Manage­ment hybri­de Teams unter Bezug von New Work im Hoch­schul­be­reich erfolg­reich füh­ren kann, war eine For­schungs­lü­cke. Gera­de Füh­rungs­kräf­te im mitt­le­ren Manage­ment sind dabei

rele­van­te Stake­hol­der für das New Work, auf wel­che ich mich fokus­sier­te. Ihnen kommt eine wich­ti­ge Rol­le in der Kom­mu­ni­ka­ti­on und Imple­men­tie­rung unter­neh­me­ri­scher Stra­te­gien zu, denn sie sind Bin­de­glied zwi­schen der

Geschäfts­füh­rung und den Mit­ar­bei­ten­den des Unter­neh­mens. Sie ver­tre­ten die von oben ent­schie­de­nen Vor­ga­ben und müs­sen vie­le Ent­schei­dun­gen auf ande­ren Ebe­nen tref­fen.

Anhand von leit­fa­den­ge­stütz­ten Expert:inneninterviews und einer qua­li­ta­ti­ven Inhalts­ana­ly­se habe ich her­aus­ge­ar­bei­tet, was die Füh­rungs­kräf­te unter New Work ver­ste­hen, wie sie den Her­aus­for­de­run­gen der Füh­rung hybri­der Teams begeg­nen und was die größ­ten Her­aus­for­de­run­gen bei der Füh­rung hybri­der Teams unter Bezug von New Work für sie und dem Bil­dungs­in­sti­tut, der Kalai­dos Fach­hoch­schu­le, sind.

Des Wei­te­ren unter­such­te ich, wel­che Qua­li­fi­ka­tio­nen, Kom­pe­ten­zen und Res­sour­cen eine Füh­rungs­kraft nach Selbst­ein­schät­zung für die Arbeit mit New Work benö­tigt. Die­se Erkennt­nis­se waren wich­tig, um dar­auf basie­rend kon­kre­te Hand­lungs­emp­feh­lun­gen für die Fach­hoch­schu­le her­aus­ar­bei­ten zu kön­nen.

Gab es für Sie Herausforderungen beim Schreiben der Abschlussarbeit? Und wie haben Sie diese gemeistert?

Eve­lyn Kess­ler: Die größ­te Her­aus­for­de­rung war es für mich, mich kon­kret auf nur einen Aspekt von New Work und der Füh­rung von hybri­den Teams inner­halb mei­ner Fir­ma zu fokus­sie­ren. In mei­nen leit­fa­den­ge­stütz­ten Inter­views zeig­ten sich noch zahl­rei­che wei­te­re span­nen­de Aspek­te, wel­che man ein­ge­hen­der ana­ly­sie­ren hät­te kön­nen. Ich muss­te mir des­halb im Lau­fe der Arbeit immer wie­der mei­nen Fokus und mei­ne zen­tra­len For­schungs­fra­gen vor Auge hal­ten, damit ich den roten Faden mei­ner Arbeit nicht ver­lie­re.

Außer­dem habe ich die Metho­de des leit­fa­den­ge­stütz­ten Inter­views und der inhalts­ana­ly­ti­schen Ana­ly­se des­sen zum ers­ten Mal ange­wandt, es brauch­te Zeit, bis ich mich hier selbst­stän­dig durch die Lite­ra­tur gekämpft hat­te und Auf­nah­me der Inter­views, Tran­skrip­ti­on die­ser und Codie­rung mit Hil­fe von MAX­Q­DA haben eben­falls sehr viel Zeit bean­sprucht.

Welchen Tipp würden Sie sozialwirtschaftlichen Unternehmen nun mitgeben, nachdem Sie neue Konzepte von Arbeitsteilung und Führung untersucht haben?

Eve­lyn Kess­ler: Es braucht eine ein­heit­li­che Struk­tur und Vor­ga­be, was unter hybri­de Füh­rung von Teams unter Bezug von New Work ver­stan­den wird und wie es kon­kret in den jewei­li­gen Teams umge­setzt wer­den kann. Es emp­fiehlt sich des­halb, um Aspek­te von New Work in Zusam­men­hang von hybri­der Team­füh­rung, lang­fris­tig erfolg­reich in Unter­neh­men umset­zen zu kön­nen, nach der Gol­den-Cir­cle-Metho­de nach Simon Sinek vor­zu­ge­hen. Anhand des Modells kön­nen fol­gen­de Fra­gen für sozi­al­wirt­schaft­li­che Unter­neh­men for­mu­liert wer­den:

1. Wes­halb wol­len wir als Füh­rungs­kräf­te des mitt­le­ren Manage­ments hybri­de Teams in Bezug auf New Work umset­zen (Why)?

2. Wie wol­len wir das errei­chen (How)?

3. Mit wel­chen Maß­nah­men soll dies gesche­hen (What)?

Wenn alle Füh­rungs­kräf­te des mitt­le­ren Manage­ments gemein­sam mit dem Top-Manage­ment sich mit Why, How und What aus­ein­an­der­set­zen und gemein­sa­me Rah­men­beding­ungen für ihr Arbei­ten erstel­len, kann von einem Beginn der erfolg­rei­chen Umset­zung von hybri­der Team­füh­rung unter Bezug von New Work gespro­chen wer­den.

Des Wei­te­ren bedarf es fort­lau­fen­der Eva­lua­ti­on, um die erfolg­rei­che Ein­füh­rung gewähr­leis­ten und über­prü­fen zu

kön­nen. Schließ­lich ist New Work nicht nur hybri­des, fle­xi­bles zeit­li­ches und ört­li­ches Arbei­ten, son­dern eine bewuss­te Ver­än­de­rung des Mind­sets, wel­ches zwangs­läu­fig eine Ände­rung der Arbeits­wei­se nach sich zieht und letzt­end­lich die Unter­neh­mens­kul­tur lang­fris­tig ver­än­dert.

Des Wei­te­ren ist eine Ver­ein­heit­li­chung der intern im Unter­neh­men genutz­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le rat­sam. Zur Akti­vie­rung und Ein­bin­dung von Mit­ar­bei­te­rIn­nen und um der ver­än­der­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mög­lich­kei­ten begeg­nen zu kön­nen, emp­fiehlt es sich ein gemein­sam genutz­tes Intra­net, wel­ches unab­hän­gig von Alter, digi­ta­ler

Affi­ni­tät, Anwen­dungs­er­fah­rung und tech­ni­schem Know-How der jewei­li­gen Per­son intui­tiv genutzt wer­den kann, zu imple­men­tie­ren.

Wenn alle Füh­rungs­kräf­te des mitt­le­ren Manage­ments gemein­sam mit dem Top-Manage­ment sich mit Why, How und What aus­ein­an­der­set­zen und gemein­sa­me Rah­men­beding­ungen für ihr Arbei­ten erstel­len, kann von einem Beginn der erfolg­rei­chen Umset­zung von hybri­der Team­füh­rung unter Bezug von New Work gespro­chen wer­den.

Die Füh­rungs­kräf­te soll­ten geschult, qua­li­fi­ziert und neu aus­ge­rich­tet wer­den, damit sich bei ihnen lang­fris­ti­ge Denk- und Lern­pro­zes­se im Sin­ne von New Work ver­fes­ti­gen. Seit der Coro­na-Pan­de­mie haben Füh­rungs­kräf­te des mitt­le­ren Manage­ments ihre hybri­den Team­füh­rungs­kom­pe­ten­zen eigen­stän­dig wei­ter­ent­wi­ckelt und für sich

per­fek­tio­niert, aller­dings geschah dies unab­hän­gig von der Arbeit­ge­be­rin. Des­halb braucht es sei­tens des Unter­neh­mens eine kon­kre­te Fort- und Wei­ter­bil­dungs­stra­te­gie, die zu einer nut­zer­ori­en­tier­ten, digi­ta­len, fle­xi­blen und effi­zi­en­ten Qua­li­fi­zie­rung führt.

Wie sieht ihr beruflicher Plan für die Zeit nach dem Studium aus?

Eve­lyn Kess­ler: Ich habe bereits wäh­rend mei­nes Stu­di­ums die Chan­ce gehabt, mich beruf­lich wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und arbei­te nun an der Kalai­dos Fach­hoch­schu­le, an der ich auch mei­ne Mas­ter­ar­beit geschrie­ben habe und kann hier mein Wis­sen bei der Imple­men­tie­rung von neu­en Soft­ware­pro­duk­ten sowie die aus dem Stu­di­um gewon­nen Erkennt­nis­se opti­mal ver­knüp­fen. Ich habe die­sen Job unter ande­rem des­halb bekom­men, weil ich gera­de mei­nen Mas­ter­ab­schluss in Sozi­al­ma­nage­ment anstreb­te und die­ser in der Erwach­se­nen­bil­dung neue beruf­li­che Per­spek­ti­ven eröff­net. Zukünf­tig möch­te ich mich stär­ker der Per­so­nal- und Organisations­entwicklung wid­men und bil­de mich des­halb gera­de als Human Res­sour­ce Mana­ge­rin wei­ter, um ent­spre­chen­de Wis­sens­grund­la­gen auf­zu­bau­en und zu ver­tie­fen.

Vie­len Dank für das Gespräch, Frau Kess­ler. Wir wün­schen Ihnen für Ihre beruf­li­che Zukunft alles Gute.

Was bedeu­tet eigent­lich New Work? Wel­che Ansät­ze sind vor allem für sozia­le Ein­rich­tun­gen rele­vant? Einen Ein­stieg in das The­ma, inklu­si­ve prak­ti­schen Hacks, die sie direkt aus­pro­bie­ren kön­nen, erhal­ten Sie im Semi­nar:

Neue Arbeits­wel­ten ent­de­cken. Vom Sinn und Nut­zen für die Sozi­al­wirt­schaft.

Das Inter­view mit Eve­lyn Kess­ler führ­te Julia Mann (Mar­ke­ting­ver­ant­wort­li­che, Pari­tä­ti­sche Aka­de­mie Ber­lin)

Titel­bild: Eve­lyn Kess­ler (Foto: Lud­wig Niet­ham­mer)

Sozi­al­ma­nage­ment,

Mas­ter of Arts

Berufs­be­glei­ten­des Stu­di­um

Start: 16. Okto­ber 2023

Neue Arbeitswelten entdecken. Vom Sinn und Nutzen für die Sozialwirtschaft.

Seminar mit Silke Bishop

14. Sep­tem­ber 2023

Chan­ge-Manage­ment für Füh­rungs­kräf­te

Semi­nar mit Tho­mas Achim Wer­ner

28. & 29. August 2023

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Maga­zin

Juni 2023 | Orga­ni­sa­ti­on & Ent­wick­lung

Soziale Einrichtungen in New York City

Eindrücke der Bildungsreise 2022

Wel­che Unter­schie­de las­sen sich in der sozia­len Arbeit zwi­schen der USA und dem deut­schen Raum erken­nen? Wel­che neu­en Ansät­ze und Per­spek­ti­ven für die Arbeit im deut­schen Sys­tem mit­neh­men? In der Fort­bil­dungs­rei­se nach New York City haben die Teil­neh­men­den die Chan­ce, die Arbeit vor Ort ken­nen­zu­ler­nen und sich mit Sozialarbeiter:innen in ver­schie­de­nen Pro­jek­ten aus­zu­tau­schen.

Das Pro­gramm wird dabei jedes Mal indi­vi­du­ell nach den Berufs­fel­dern der Teil­neh­men­den zusam­men­ge­stellt. Men­schen aus dem Bereich Jugend- und Fami­li­en­hil­fe, Behin­der­ten­hil­fe, Frei­wil­li­gen­ma­nage­ment sowie Geschäfts­füh­ren­de aus unter­schied­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen aus Deutsch­land waren 2022 dabei. Nach einer pan­de­mie­be­din­gen Pau­se sind für unse­re Bil­dungs­rei­se nach New York City im Okto­ber 14 Teil­neh­men­de zusam­men­ge­kom­men. Die Grup­pe besuch­ten an fünf Tagen ver­schie­de­ne­ne sozia­le Ein­rich­tun­gen vor Ort.

Jeden Tag nach einem kur­zen Brie­fing am Mor­gen fah­ren alle gemein­sam zur ers­ten Ein­rich­tung. Nach der Begrü­ßung und Vor­stel­lung stel­len sich die Gastgeber:innen mit ihren Pro­gram­men vor und ver­su­chen dabei, auf die Inter­es­sen der Besucher:innen aus Deutsch­land ein­zu­ge­hen. Mit Fra­gen und Dis­kus­sio­nen kann ein Besuch bis zu vier Stun­den gehen. Da eine zusam­men­fas­sen­de Über­set­zung der Gesprä­che in den Ein­rich­tun­gen erfolgt, sind gute Eng­lisch­kennt­nis­se kei­ne Vor­aus­set­zung für die Teil­nah­me. Die Zeit zwi­schen den Ein­rich­tun­gen und der Fei­er­abend wird von den meis­ten natür­lich gern für Sight­see­ing-Akti­vi­tä­ten genutzt. Der ver­gan­ge­ne Tag wird in der Regel am nächs­ten Fol­ge­mor­gen reflek­tiert. Mel­den Sie sich für Bil­dungs­rei­se 2023 hier an!

Eindrücke aus den Einrichtungen der Bildungsreise 2022

Einen beson­ders blei­ben­den Ein­druck haben die Ein­rich­tun­gen hin­ter­las­sen, in denen sich die Ansät­ze stark von deut­schen Ein­rich­tun­gen unter­schei­den. Das waren bei­spiels­wei­se die ver­schie­den Sett­le­ment-Pro­jek­te und ein Zen­trum für unab­hän­gi­ges Leben von Men­schen mit Behin­de­rung CID­NY. Auf die­se Erfah­run­gen möch­ten wir an die­ser Stel­le geson­dert ein­ge­hen. 

University Settlement – Alle(s) unter einem Dach

In den 1880er Jah­ren wur­de die Lower East Side von neu­en Ein­wan­dern­den besie­delt, deren Leben von Armut geprägt war. 1886 wur­de hier das Uni­ver­si­ty Sett­le­ment gegrün­det und damit die ame­ri­ka­ni­sche Sied­lungs­haus­be­we­gung gebo­ren. Bald folg­ten wei­te­re Sied­lungs­häu­ser in der Lower East Side, in Chi­ca­go und im gan­zen Land.

Uni­ver­si­ty Sett­le­ment ist heu­te für rund 40.000 Men­schen in der Umge­bung zustän­dig. Genau­er bedeu­tet das, es wird ihnen Raum gege­ben, sich zu orga­ni­sie­ren. Damit wird ein gro­ßer Unter­schied zum deut­schen Sys­tem deut­lich. Denn in Deutsch­land hat das Indi­vi­du­um einen Rechts­an­spruch auf Leis­tun­gen. Der Staat wird somit in die Ver­pflich­tung genom­men, die­sem Rechts­an­spruch zu ent­spre­chen. Der Bezirk, in dem eine Per­son gemel­det ist, hat die Zustän­dig­keit. Da dem im US-ame­ri­ka­ni­schen Sys­tem nicht so ist, kann der Staat bzw. die Stadt New York auch nicht in die Ver­pflich­tung genom­men wer­den. Men­schen kön­nen Leis­tun­gen wie Hil­fen zu Erzie­hung hier nicht ein­kla­gen oder sich bei Bedarf an Schied- oder Ombud­stel­len wen­den.

Wenn Men­schen nicht zu ihren Leis­tun­gen kom­men, fun­gie­ren Com­mu­ni­ties wie die Uni­ver­si­ty Sett­le­ment als Auf­fang­be­cken. Die Rechts­an­sprü­che sind Com­mu­ni­ty-basiert. Dem­zu­fol­ge wird in einem Haus gemein­sam dar­über ent­schie­den, wie man den Ein­zel­nen hel­fen kann.

Bis zu 40 Klient:innen haben hier haupt- und vie­le ehren­amt­li­che Mit­ar­bei­ten­de, die als Ansprechpartner:innen vor Ort sind. Ein gro­ßer Vor­teil trotz unge­re­gel­ter Arbeits­zei­ten: die Nähe und Ver­trau­lich­keit zwi­schen Sozialarbeiter:innen und Bewohner:innen. Hier wird nicht vom Leis­tungs­an­spruch aus gedacht. Fami­li­en, Kin­der und Jugend­li­che mit unter­schied­li­chen Ein­schrän­kun­gen und Sozialarbeiter:innen füh­ren ein gemein­schaft­li­ches Mit­ein­an­der.

Wäre so ein Ansatz in Deutsch­land mög­lich? Die Grund­ver­schie­den­heit der Rechts­sys­te­me macht die Beant­wor­tung der Fra­ge sehr schwie­rig.

Fordham University – Studium mit großem Praxisbezug

Wei­ter ging es nach Ford­ham. Wie erfah­ren, die Stu­die­ren­den die­ser Hoch­schu­le sind stark in einem neu­en Pro­jekt der Uni­ver­si­ty Sett­le­ment ein­ge­bun­den. In der Fakul­tät für Social Ser­vices an der Hoch­schu­le Ford­ham wer­den ein Bache­lor und ein Mas­ter in Sozia­ler Arbeit ange­bo­ten. Dar­über hin­aus ein PhD (Dok­to­rat) in Sozia­ler Arbeit und ein Zer­ti­fi­kats­kurs Manage­ment von Non-Pro­fit-Ein­rich­tun­gen.

CIDNY – Was wir in Sachen Partizipation und Teilhabe noch lernen können

CID­NY Ist eine 1978 gegrün­de­te gemein­nüt­zi­ge Orga­ni­sa­ti­on. Sie ist Teil der Inde­pen­dent Living Cen­ters-Bewe­gung: ein natio­na­les Netz­werk von Basis- und Gemein­schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen, wel­che die Mög­lich­kei­ten

für Men­schen mit Behin­de­run­gen ver­bes­sern, ihr Leben selbst­be­stimmt zu gestal­ten.

„Eine sehr schö­ne Ein­rich­tung. Uns wur­de vor Ort ein durch­ge­tak­te­tes Pro­gramm mit vie­len Sprecher:innen gebo­ten. 60% der Beleg­schaft hat­te selbst eine Behin­de­rung. Der ICF-Begriff ist hier ange­kom­men. Alles wird

an Teil­ha­be gemes­sen.” stellt eine unse­rer Teil­neh­me­rin­nen fest. „Indem wir in Deutsch­land ver­su­chen, vor fal­schen Ent­schei­dun­gen zu schüt­zen, wird die Teil­ha­be etwas ver­hin­dert. Bei uns ist es eher ein par­ti­zi­pa­ti­ver Pro­zess. Jeman­den mit einer Behin­de­rung in eine Spit­zen­po­si­ti­on zu set­zen, fin­det in unse­rer Arbeit noch nicht gezielt statt.”

The Door – Es kommt darauf an, einen Plan zu haben!

Im Namen die­ses Ortes steckt bereits sein Ziel: The Door ist eine offe­ne Tür. Das Haus hat sich vor allem auf Ange­bo­te für jun­ge Men­schen spe­zia­li­siert. Was auf den ers­ten Blick nach offe­ner Jugend­ar­beit aus­sieht, funk­tio­niert jedoch sehr streng nach Plan. Alle, die in die Ein­rich­tung kom­men, wis­sen genau, wohin es gehen soll.

Gut geschul­te und aus­ge­bil­de­te Mitarbeiter:innen neh­men die Rol­le der Super­vi­si­on ein und ste­hen den Jugend­li­chen zur Sei­te, um mit ihnen einen per­sön­li­chen Plan zu erstel­len und durch­zu­zie­hen. Zwei betreu­te Wohn­ge­mein­schaf­ten für jun­ge Erwach­se­ne sowie Bera­tungs­an­ge­bo­te für die The­men Schu­le, Bil­dung, Job, Gesund­heit und Recht, sowie vie­le wei­te­re Frei­zeit­an­ge­bo­te wer­den dort und an zwei wei­te­ren Außen­stel­len von The Door ange­bo­ten.

Kon­flik­te kom­men natür­lich auch mal vor. Wenn es zu uner­wünsch­ten oder delin­quen­tem Ver­hal­ten kommt, wird dies in Gesprä­chen unter Mit­ar­bei­ten­den the­ma­ti­siert. Aber auch die Jugend­li­chen selbst wer­den stark in die Wer­te des Zusam­men­le­bens mit ein­ge­bun­den. Ein Umgang auf Augen­hö­he hat bei The Door einen gro­ßen Stel­len­wert.

Vie­le wei­te­re Ein­drü­cke konn­ten unse­re Teil­neh­men­den auf Ihrer Rei­se und im inten­si­ven Aus­tausch mit Sozialarbeiter:innen sam­meln. Die Struk­tu­ren der US-ame­ri­ka­ni­schen Sozi­al­sys­te­me wur­den im unmit­tel­ba­ren Pra­xis­be­zug ken­nen­ge­lernt. Eben­so wur­de ein Ver­ständ­nis sozia­ler Wert­vor­stel­lun­gen der US-ame­ri­ka­ni­schen Gesell­schaft ver­tieft. Die vie­len neu­en Kon­tak­te und die gewon­ne­nen Per­spek­ti­ven ver­ar­bei­ten wir bereits in der Pla­nung der nächs­ten Fort­bil­dungs­rei­se im Okto­ber 2023. Um sich dafür anzu­mel­den, infor­mie­ren Sie sich auf der Ver­an­stal­tungs­sei­te.  

Ansprech­part­ne­rin für die Bil­dungs­rei­se ist Dilek Yük­sel (Tel: 030/275 82 82 28, Mail: yueksel@akademie.org).

Titel­bild & Fotos: Dilek Yük­sel

Sozi­al­ar­beit in New York City

Bil­dungs­rei­se

30. Sep­tem­ber – 7. Okto­ber 2023

Personenzentrierung in der Eingliederungshilfe

Seminar mit Prof. Dr. Michael Komorek

7. Juli 2023

Betei­li­gung und Teil­ha­be von Kin­dern und Jugend­li­chen in der Ein­glie­de­rungs­hil­fe

Semi­nar mit Ste­fan Wil­lich

7. Dezem­ber + 6. Dezem­ber 2023

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Mai 2023 | Orga­ni­sa­ti­on & Ent­wick­lung

GEBe – Eine Arbeitsweise, um gesellschaftliche Teilhabe von jungen Menschen mit Behinderung zu fördern

In die­sem Fach­bei­trag erläu­tert Ste­fan Wil­lich Schrit­te zur Umset­zung der soge­nann­ten infor­mel­len Betei­li­gung und Teil­ha­be für jun­ge Men­schen mit Behin­de­rung in der ambu­lan­ten Ein­glie­de­rungs­hil­fe.

Die Par­ti­zi­pa­ti­on jun­ger Men­schen mit Behin­de­rung in der ambu­lan­ten Ein­glie­de­rungs­hil­fe (EGH) ist nicht nur erwünscht, son­dern auch recht­lich fest­ge­legt*. Doch damit sich Struk­tu­ren ver­än­dern kön­nen, braucht es kon­kre­te Hand­lungs­an­wei­sun­gen zur Umset­zung. Hier­bei scheint ins­be­son­de­re die unmit­tel­ba­re Arbeit mit den Leis­tungs­be­rech­tig­ten der EGH ein geeig­ne­ter Aus­gangs­punkt zu sein, denn die all­täg­li­che Lebens­si­tua­ti­on von jun­gen Men­schen mit Behin­de­rung, ihre Teil­nah­me und Teil­ha­be an Gesell­schaft ste­hen im Fokus des Auf­tra­ges der EGH.

Das all­täg­li­che Han­deln von jun­gen Men­schen (mit Behin­de­run­gen) sowie ihre Par­ti­zi­pa­ti­on sind eben­falls Schwer­punkt der GEBe (Gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment von Benach­tei­lig­ten för­dern) Arbeits­wei­se, wel­che für die Offe­nen Kin­der und Jugend­ar­beit (OKJA) ent­wi­ckelt wurde.[1]

Dabei han­delt es sich weni­ger um eine Lis­te von Arbeits­schrit­ten, wel­che abzu­ar­bei­ten ist, son­dern viel­mehr um einen sich auf­bau­en­den Kreis­lauf.

Die Inter­ak­tio­nen von jun­gen Men­schen mit Behin­de­rung und Fach­kräf­ten inner­halb des Hilf­e­set­tings sind ein

geeig­ne­ter Aus­gangs­punkt für gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment und Demo­kra­tie­bil­dung, da rele­van­te The­men der Adressat:innen stets in alle ihre Aus­sa­gen und Hand­lun­gen inklu­diert sind.[2]

Schritt 1: Dokumentation – Welche Themen haben Menschen mit Behinderung?

Die GEBe Arbeits­wei­se umfasst in einem ers­ten Schritt das schrift­li­che Doku­men­tie­ren von Beob­ach­tun­gen als Grund­la­ge für die Ent­de­ckung von The­men der Adressat:innen, also der jun­gen Men­schen. In Form einer kol­le­gia­len Aus­wer­tung der Beob­ach­tung wer­den The­men erkannt und durch Rück­mel­dun­gen an die jun­gen Men­schen erwei­tert und prä­zi­siert. Die Umset­zung und Ver­öf­fent­li­chung von klei­nen the­ma­ti­schen Pro­jek­ten erfolgt im Hilf­e­set­ting und ermög­licht in Form wei­te­rer Beob­ach­tun­gen ein erneu­tes Durch­lau­fen des somit umschrie­be­nen GEBe-Kreis­lau­fes.

Schritt 2: Reflexion – Ressourcen und Potenziale entdecken

Um die gesell­schaft­li­chen The­men der jun­gen Men­schen mit Behin­de­rung zu ent­de­cken, erscheint eine ver­schrift­li­che Beob­ach­tung ziel­füh­rend, da die schrift­li­che Doku­men­ta­ti­on es den Fach­kräf­ten ermög­licht, in einem zwei­ten Schritt kol­le­gi­al, bei­spiel­wei­se in Team­sit­zun­gen, ihre Wahr­neh­mung zu reflek­tie­ren, ihr Han­deln zu begrün­den und mög­li­che The­men der Adressat:innen auszuwerten.[3]

Hier­bei steht die Ermög­li­chung von Umdeu­tun­gen im Vor­der­grund, bei­spiels­wei­se wer­den als stö­rend und her­aus­for­dernd wahr­ge­nom­me­ne Hand­lun­gen als Erpro­bungs- und Bewäl­ti­gungs­ver­su­che erkenn­bar, in wel­chen Res­sour­cen und Poten­zia­le ent­deckt wer­den können.[4]

Die hier­mit ver­bun­de­ne Aner­ken­nung von selbst­be­stimm­ten Hand­lun­gen von jun­gen Men­schen mit Behin­de­rung sind für Mar­tin Hahn die Basis für die Teil­nah­me an Gesell­schaft und ein Wesens­merk­mal des Menschen.[5]

Schritt 3: Dialog – Austausch auf Augenhöhe

Aus­ge­hend von der Fra­ge: „Wel­che gesell­schaft­li­chen rele­van­te Themen/welche Inter­es­sen an Teil­ha­be las­sen sich aus den Beob­ach­tun­gen ablei­ten?“ eröff­net Schritt drei einen Dia­log zwi­schen jun­gen Men­schen mit Behin­de­rung und Fach­kraft. Die­se dia­lo­gi­sche Rück­mel­dung der Fach­kraft dient zum einen der Vali­die­rung des The­mas (Habe ich dich rich­tig ver­stan­den?) und zeigt zum ande­ren dem jun­gen Men­schen mit Behin­de­rung, dass sei­ne Äuße­run­gen rele­vant für die Gestal­tung der Hil­fe sind. Im fol­gen­den Pro­zess, der rezi­pro­ken Aus­ge­stal­tung der Hil­fe, wer­den die Hand­lun­gen des jun­gen Men­schen mit Behin­de­rung nicht dia­gnos­ti­ziert und bewer­tet, son­dern Inhalt einer gemein­sa­men Aus­hand­lung dar­über, was, wie und wozu getan wer­den soll.[6]

Schritt 4: Implementierung und Weiterentwicklung

The­men kön­nen bei­spiels­wei­se der Besuch eines Muse­ums oder der Ver­kauf von Spiel­zeug auf einem Floh­markt sein, die nun umge­setzt wer­den kön­nen. Sie sind wie­der­um Aus­gangs­punkt für wei­te­re Beob­ach­tun­gen und dia­lo­gi­sche Klä­run­gen. Zugleich bie­ten die vali­dier­ten The­men auch die Mög­lich­keit, sich mit ande­ren Adressat:innen zu die­sen The­men zu tref­fen, um Gemein­sa­mes zu erle­ben und eine öffent­li­chen Stim­me zu ent­wi­ckeln.

Die im Teil­hab­einstru­ment Ber­lin for­mu­lier­te Ziel­di­men­sio­nen: Par­ti­zi­pa­ti­on, Empower­ment, Sozi­al­raum­ori­en­tie­rung und Willenszentrierung[7] der Ein­glie­de­rungs­hil­fe lässt es zudem sinn­voll erschei­nen, die von den jun­gen Men­schen mit Behin­de­rung ein­ge­brach­ten The­men in das Zen­trum der Orga­ni­sa­ti­on zu rücken. Es erge­ben sich bei­spiels­wei­se die Fra­ge­stel­lung:

  • Wie kann sich das Team/die Orga­ni­sa­ti­on wei­ter­ent­wi­ckeln, um auf die gefun­de­nen The­men und Bedürf­nis­sen zu reagie­ren?
  • Wie kön­nen Struk­tu­ren geschaf­fen wer­den, die ein Mehr an direk­ter Teil­ha­be ermög­li­chen?

Zudem weist die Ziel­di­men­si­on der Sozi­al­raum­ori­en­tie­rung über die Orga­ni­sa­ti­on hin­aus. Die vali­dier­ten The­men bie­ten die Mög­lich­keit eines Abglei­ches mit den vor­han­de­nen Ange­bo­ten im Sozi­al­raum. Hier­bei erscheint ins­be­son­de­re die Offe­ne Kin­der- und Jugend­ar­beit, mit ihrem inklu­si­ven Auf­trag, ein viel­ver­spre­chen­der Koope­ra­ti­ons­part­ner zu sein.[8]

Ausblick

Die GEBe-Arbeits­wei­se hat somit das Poten­ti­al, eine ganz­heit­li­che Lösung für Fra­ge­stel­lun­gen in den unter­schied­li­chen Dimen­sio­nen der Qua­li­täts­si­che­rung und ‑ent­wick­lung für die Ein­glie­de­rungs­hil­fe zu bie­ten. Zugleich weist sie vie­le Anknüp­fungs­punk­te an die in Ber­lin bestehen­de Pra­xis der EGH auf, sodass eine Imple­men­tie­rung auf bereits vor­han­de­ne Struk­tu­ren auf­bau­en kann.

*Mit der Ein­füh­rung des Teil­hab­einstru­ment Ber­lin (TiB) in die ambu­lan­te Ein­glie­de­rungs­hil­fe für jun­ge Men­schen mit Behin­de­rung ste­hen Fach­kräf­te vor der Her­aus­for­de­rung eine umfas­sen­de Par­ti­zi­pa­ti­on von jun­gen Men­schen mit Behin­de­rung (EGH) sicher­zu­stel­len. (Komo­rek, Micha­el 2019)

[1] Vgl. Sturzenhecker/Schwerthelm 2016, S. 73ff

[2] Vgl. ebd.

[3] Vgl. ebd.

[4] Vgl. a.a.O., S. 116f

[5] Hahn 1999; S. 24

[6] Vgl. Sturzenhecker/Schwerthelm 2016, S. 128f

[7] Vgl. Komo­rek, Micha­el 2019, S. 3

[8] Vgl. mit­ten­drin e.V 2020, S. 11ff

Zum Autor: Ste­fan Wil­lich ist Team­lei­ter bei der Ein­horn gGmbH und arbei­tet damit an der Schnitt­stel­le zwi­schen Kin­der- und Jugend­hil­fe und dem Ein­glie­de­rungs­hil­fe­be­reich.

Sie möch­ten mehr dar­über wis­sen? In der Fort­bil­dung „Betei­li­gung und Teil­ha­be von Kin­dern und Jugend­li­chen in der Ein­glie­de­rungs­hil­fe“ mit Ste­fan Wil­lich wird Ihnen die GEBe-Arbeits­wei­se näher­ge­bracht.

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Titel­bild:

Ste­fan Wil­lich

Lite­ra­tur:

Hahn, Mar­tin Th.: Anthro­po­lo­gi­sche Aspek­te der Selbst­be­stim­mung. In: Wil­ken, Etta; Vah­sen, Fried­helm: Son­der­päd­ago­gik und Sozia­le Arbeit. Rah­bi­li­ta­ti­on und sozia­le Inte­gra­ti­on als gemein­sa­me Auf­ga­be. Ber­lin: Leuch­terhand, 1999 (S. 14 – 31)

INSOS (Hrsg.): Das Kon­zept der Funk­tio­na­len Gesund­heit. Grund­la­gen, Bedeu­tung und Ein­satz­mög­lich­kei­ten am

Bei­spiel der Behin­der­ten­hil­fe, 2009

Komo­rek, Micha­el: Wis­sen­schaft­li­che Beglei­tung und par­ti­zi­pa­ti­ve Aus­wer­tung der Pilo­tie­rung des Teil­hab­einstru­ment Ber­lin (TIB), 2019

Mit­ten­drin e.V. (Hrsg.): Chil­len inklu­si­ve. Die inklu­si­ve Ent­wick­lung von Orten der Offe­nen Jugend­ar­beit aus der

Nutzer:innenperspektive. Nor­der­stedt: BoD – Books on Demand, 2020

Stur­zen­he­cker, Bene­dikt; Schwert­helm, Moritz: Gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment von Benach­tei­lig­ten för­dern Band 2.

Metho­di­sche Anre­gun­gen und Pra­xis­bei­spie­le für die Offe­ne Kin­der und Jugend­ar­beit. Güters­lo­he: Ver­lag Ber­tels­mann Stif­tung, 2016

Stur­zen­he­cker, Bene­dikt; Glaw, Tho­mas; Schwert­helm, Moritz: Gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment von Benach­tei­lig­ten för­dern Band 3. Koope­ra­tiv in der Kom­mu­ne demo­kra­ti­sches Enga­ge­ment von Kin­dern und Jugend­li­chen ermög­li­chen. Güters­lo­he: Ver­lag Ber­tels­mann Stif­tung, 2020

Betei­li­gung und Teil­ha­be von Kin­dern und Jugend­li­chen in der Ein­glie­de­rungs­hil­fe

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